In jüngster Zeit wird sie am Strandbad Hörnle häufiger gehisst: die rote Flagge. Sie signalisiert den Badegästen: An diesem Tag ist keine Badeaufsicht da, das Schwimmen erfolgt auf eigenes Risiko.

Stammgäste kennen die übliche Form der Bädergesellschaft, den Gästen den Aufsichtsstatus mitzuteilen: Ist am Haupteingang des Strandbads die Bäderflagge gehisst, ist für eine Schwimm-Aufsicht gesorgt. An sommerlichen warmen Tagen gilt: Es muss eine Aufsicht präsent sein. Einfach gestaltet sich dies aber nicht. „Ab Juli fehlen uns im Strandbad Hörnle mindestens zwei Aufsichtskräfte“, sagt Robert Grammelspacher, Chef der Bädergesellschaft auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Wir versuchen gerade, die Stellen noch zu besetzen.“

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Der Personalmangel hat sich langsam angekündigt. Hauptamtlich am Hörnle verantwortlich ist Jan Blessing, Fachangestellter für Bäderbetriebe. Er ist kümmert sich neben der Badeaufsicht um die Wartung von Geräten, die Instandhaltung des Geländes und um die Bestellung von Material. Um alle Aufgaben zu erfüllen, ist eine Ausbildung notwendig. Die Fachkräfte können jedoch durch Rettungsschwimmer, die in der Wasserrettung ausgebildet sind, unterstützt werden.

Probleme mit Besetzung der Schichten

An beiden, also sowohl Fachangestellten als auch Hilfskräften, fehlt es. Die Auswirkungen bekommt Jan Blessing zu spüren: „Wir haben im Moment massive Probleme, die Schichten für die Badeaufsicht belegt zu bekommen“, sagt er. An sonnigen Tagen sollten zwei Rettungskräfte vor Ort sein, am besten ein hauptamtlicher Fachangestellter und eine Rettungskraft. „Zwei Personen brauchen wir bei der Größe der Anlage.“ Im Moment ist das mit dem vorhandenen Personal an manchen Tagen nicht möglich.

Jan Blessing ist auch für die Wartung von Geräten und die Instandhaltung des Geländes verantwortlich.
Jan Blessing ist auch für die Wartung von Geräten und die Instandhaltung des Geländes verantwortlich. | Bild: Hanser, Oliver

Jan Blessing kämpft noch mit weiteren Schwierigkeiten. Seit der Pandemie gebe es Lieferschwierigkeiten. „Wir haben ein Rettungsboot bestellt – und warten.“ Ähnlich sehe es bei einem Handhydraulikstapler aus: bestellt, nicht geliefert. „Unsere Subunternehmer haben massive Probleme mit Material und Personal“, ergänzt er. So finde der Betreiber des Trampolins keine Helfer für den Auf- und Abbau. Die Lieferzeiten für Stellmotoren seien sehr lang. Dem SUP-Betreiber wiederum fehle Personal. Darüber hinaus verzögern sich Wartungsarbeiten am Strandbad. „Es ist extrem schwierig, Handwerker zu finden, die Zeit haben“, so Blessing.

Am Wochenende ist das Ehrenamt dran

An den Wochenenden kooperiert die Bädergesellschaft seit vielen Jahren mit den ehrenamtlichen Kräften der DLRG. Samstags sei die DLRG-Station von 12 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 19 Uhr besetzt. „Bei schönem Wetter sind wir auch mal länger da“, erläutert Clemens Menge, Vorsitzender des DLRG-Ortsvereins.

Früher sei es einfach gewesen, den Dienstplan mit Freiwilligen zu füllen. Inzwischen besetze er die Station nur noch mit einem verantwortlichen Wachführer, die übrigen Freiwilligen fänden sich irgendwie. Bis 2020 habe dieses System ganz gut funktioniert.

Peter Augustyniak, DLRG-Wachleiter, hat am Konstanzer Hörnle am Wochenende einen Blick aufs Wasser.
Peter Augustyniak, DLRG-Wachleiter, hat am Konstanzer Hörnle am Wochenende einen Blick aufs Wasser. | Bild: Hanser, Oliver

„Die Pandemie hat vieles im Vereinsleben zerstört“, berichtet Menge von der aktuellen Problematik. Die Mitglieder seien nicht mehr so erpicht darauf, ihre Dienste abzuleisten. Sogar bei den Festen sei die Stimmung gedrückt. Was bedeutet das für die Aufsicht am Hörnle? „Dieses Jahr gestaltet es sich sehr zäh, den Dienstplan mit Wachführern zu füllen.“ Dabei fehle es nicht an ausgebildeten Rettungskräften. Nur wollten immer weniger Menschen Verantwortung übernehmen. „Wir haben noch keine richtige Idee, wie wir diesem Trend entgegenwirken können“, sagt Menge.

Wie steht es nun um die Bade-Aufsicht in allen Konstanzer Bädern? Das Hörnle-Strandbad ist noch in halbwegs komfortabler Lage. Allerdings brauche man hier das meiste Personal, erläutert Grammelspacher. Für den Juli sehe es eng aus, allerdings lägen Bewerbungen vor. „Wir müssen überprüfen, ob die Rettungsfähigkeit bei den Bewerbern gegeben ist.“

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Im Rheinstrandbad habe die Bädergesellschaft die Öffnungszeiten bereits reduziert, dort sei nun von 12 bis 20 Uhr statt ab 10 Uhr Badebetrieb. „Wir haben dort drei Fachangestellte, es müssten vier sein“, sagt Grammelspacher. Die Therme, die ebenfalls einen großen Außenbereich hat, sei momentan aber gut versorgt. „Dort haben wir drei Personen neu eingestellt“, sagt Robert Grammelspacher.

Bäderchef Robert Grammelspacher: „Wir haben dort drei Fachangestellte, es müssten vier sein.“
Bäderchef Robert Grammelspacher: „Wir haben dort drei Fachangestellte, es müssten vier sein.“ | Bild: Eva Marie Stegmann

Auch auf dem Bodanrück fehlen Aufsichtskräfte

In den Strandbädern in den Vororten fehlen laut Grammelspacher ein bis zwei Fachkräfte. „Allerdings gelingt uns dort oft mit geringfügig Beschäftigten eine Überbrückung. Wir arbeiten auch mit einem Personaldienstleister zusammen.“ So gelinge es, die Bäder in Litzelstetten, Dingelsdorf und Wallhausen geöffnet zu halten.

In den Nachbargemeinden ist die Situation unterschiedlich. Im Strandbad Allensbach läuft der Betrieb im Moment nach Plan. Dort sei die Badeaufsicht immer durch eine bezahlte Kraft besetzt, außer bei schlechtem Wetter, berichtet Hauptamtsleiter Stefan Weiß auf Nachfrage. Am Wochenende sei wie in Konstanz zusätzlich ehrenamtlich die DLRG im Dienst. In Hegne gebe es ebenfalls einen fest angestellten Bademeister. Dieser werde von Beschäftigten des Campingplatzes unterstützt.

Engpass auf der Insel Reichenau

Die Gemeinde Reichenau hat in der vergangenen Woche eine Badeaufsicht gewinnen können, berichtet Hauptamtsleiter Mario Streib, „sodass das Strandbad vorerst wieder geöffnet werden kann.“ Zuvor war der Zutritt gesperrt worden, weil eine Aufsicht fehlte. Die bisherige angestellte Person sei seit Jahresbeginn ausgefallen. „Wir hoffen, dass wir durch die Ausbildung weiterer Kräfte die Aufsicht in Zukunft gewährleisten können“, so Streib.

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Wie wird es weitergehen? Der Chef der Bädergesellschaft will weiter Anstrengungen unternehmen, Personal zu gewinnen. Die Stütze durch die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer sei enorm wichtig, viele eigneten sich auch für eine Festanstellung. Außerdem bilde die Bädergesellschaft eigenen Nachwuchs aus. „Eine Alternative dazu sehe ich nicht. Wir können die Bäder nicht unbeaufsichtigt lassen.“