Wenn Wolfgang Baron an den 16. Mai zurückdenkt, geht sein Blutdruck hoch. Der Konstanzer wollte an diesem Donnerstag von der Stadt auf die Insel Reichenau mit seinem Auto fahren. Doch: In der ganzen Stadt staute sich der Verkehr. „Auf der Reichenaustraße und der Byk-Gulden-Straße ging nichts mehr“, erinnert er sich. Auch in Wollmatingen ging es nur zäh voran.

Die Haupt- und Nebenstraßen im Konstanzer Industriegebiet war am 16. Mai verstopft. Grund war der Unfall auf der B33 kurz vor dem Tunnel ...
Die Haupt- und Nebenstraßen im Konstanzer Industriegebiet war am 16. Mai verstopft. Grund war der Unfall auf der B33 kurz vor dem Tunnel Waldsiedlung. Hier zu sehen die Reichenaustraße/Ecke Opel/Rudolf-Diesel-Straße. | Bild: Kirsten Astor

Der Grund für den Stillstand war aber kein Unfall und auch keine Verkehrskontrolle in der Stadt Konstanz, sondern ein Unfall auf der Bundesstraße 33 kurz vor dem Tunnel Waldsiedlung. An diesem Donnerstagmittag kollidierten in Fahrtrichtung Singen ein Lastwagen und ein Auto. Diesel lief auf die Fahrbahn. Die Aufräumarbeiten dauerten lang. In Fahrtrichtung Singen war die B33 bis in den späten Nachmittag gesperrt, der Verkehr wurde zwischenzeitlich über die Westtangente umgeleitet.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr reinigten den Fahrbahnbelag auf der B33.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr reinigten den Fahrbahnbelag auf der B33. | Bild: Hanns Fahlbusch

Das Problem: An diesem Tag kommt es auch zu einem Großeinsatz in Singen. In der Hegaustadt wird ein Giftalarm ausgelöst. Zwei Männer haben in einer Anwaltskanzlei ein Reizgas versprüht. Es kommt zum Katastrophenalarm. Auch Rettungseinheiten der Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen aus Konstanz werden nach Singen gerufen – unter anderem wird ein ABC-Erkundungswagen, ein Messfahrzeug für chemische Kontamination, angefordert. Aber: Das Durchkommen ist an diesem Tag erschwert.

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Feuerwehren haben Schlüssel für Umleitung

„Ja, es war nicht so einfach“, bestätigt Fabian Daltoe, Pressesprecher der Feuerwehr Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Gefahrenstoffeinheit habe die alte Umgehungsstraße über die gesperrte L220 zwischen Wollmatingen und Waldsiedlung nehmen müssen. Die Durchfahrt ist für den normalen Verkehr mit Schranken gesperrt. Die Feuerwehr hat aber einen Schlüssel und kann die Schranken so öffnen. „Das mussten wir an diesem Tag machen. Wir sind dann bei Hegne auf die B33 aufgefahren und konnten so die Unfallstelle beim Tunnel Waldsiedlung passieren“, sagt Daltoe.

Die L220 zwischen Wollmatingen und Waldsiedlung-Reichenau ist seit der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung geschlossen. Schranken ...
Die L220 zwischen Wollmatingen und Waldsiedlung-Reichenau ist seit der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung geschlossen. Schranken versperren die Durchfahrt. | Bild: Kerstin Steinert

Wenn der Unfall aber auf Höhe Hegne passiert wäre, wie es am 24. April passiert ist und zu einer Sperrung der B33 kam, hätten die Fahrzeuge der Feuerwehr über die Dörfer auf dem Bodanrück fahren müssen. Ideal sei das nicht, aber das sei dann eben so, sagt Daltoe.

Dass die Strecke, vor allem nach Konstanz hinein, problematisch sein kann, weiß auch die Polizei. Passiert ein Unfall, ist es keine Seltenheit, dass es sich in Konstanz staut. „Die Situation ist der geografischen und topografischen Lage von Konstanz geschuldet und dem Umstand, dass auch aus ökologischen Gründen niemand gewillt ist, zusätzliche Straßen zu bauen“, sagt Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz.

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Natürlich sei es aus polizeilicher Sicht wünschenswert, wenn es mehr Alternativen gäbe, um schnell aus der Stadt herauszukommen. Immerhin fahren dort laut einer Erhebung des Regierungspräsidiums Freiburg (RP) über 30.000 Autos pro Tag entlang. Dass es da bei einem hohen Verkehrsaufkommen öfters zu Unfällen komme, wundert die Polizei nicht.

Vierspuriger Ausbau soll Problem lösen

Jedoch: Die B33 gilt nicht als besonders unfallträchtig, heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes (LRA) Konstanz. Die zuständige Straßenmeisterei als auch das Straßenbauamt erklären, dass eine „sich im Bau befindliche und geschwindigkeitsreduzierte Strecke per se die ein oder andere Schwachstelle, insbesondere bezogen auf den Verkehrsfluss“, aufweise. Das Problem löse sich höchstwahrscheinlich, sobald der vierspurige Ausbau abgeschlossen sei. „Mehr Fahrspuren bedeuten mehr Raum und mehr Ausweichmöglichkeiten für unter anderen Rettungsgassen“, sagt Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des LRA.

Auch das RP geht davon aus, dass sich die Verkehrslage um Konstanz dann selbst lösen wird. „Aufgrund des erhöhten Angebotes geht das RP Freiburg davon aus, dass nach Fertigstellung des vierspurigen Ausbaus der B33neu die Stausituation grundsätzlich entschärft wird“, sagt Matthias Henrich, Pressesprecher des RP auf SÜDKURIER-Nachfrage.

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Um das Problem zwischenzeitlich etwas zu entschärfen, wird Ende Juni die Umleitungsstrecke zwischen Allensbach und Tunnel Waldsiedlung eröffnet. Auf der 1,2 Kilometer langen Strecke wird es drei Fahrspuren geben, damit die Rettungskräfte eine erleichterte Anfahrt zu möglichen Unfallstellen haben, erklärt Henrich. „Damit wird bei Unfällen die Bildung einer Rettungsgasse erleichtert, die Verkehrssicherheit erhöht und das Staupotential verringert“, erläutert er.

Die Umleitungsstrecke zwischen Allensbach und Tunnel Waldsiedlung soll Ende Juni eröffnen. Sie soll den Verkehrsfluss verbessern.
Die Umleitungsstrecke zwischen Allensbach und Tunnel Waldsiedlung soll Ende Juni eröffnen. Sie soll den Verkehrsfluss verbessern. | Bild: Kerstin Steinert

Und was ist mit der Wiedereröffnung der L220, welche die Feuerwehr im Notfall benutzen kann? Kann diese alte Umgehungsstrecke, die seit der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung geschlossen ist, nicht wieder für den normalen Verkehr geöffnet werden? Nein, kann sie nicht. Die Straße wird zurückgebaut. ‚Die Sperrung und der Rückbau der L220 sind in der Planfeststellung als Ausgleichsmaßnahme verankert‘, erklärte Heike Spannagel, Pressesprecherin des RP Freiburg, bereits im Februar.