Die Flüssiggasfähre der Stadtwerke Konstanz, die gegenwärtig neben dem Fähranleger der Autofähre im Hafen Konstanz-Staad liegt, erwacht aus dem Winterschlaf. An dem Schiff, dessen Zukunft durch die Insolvenz der zuständigen Hamburger Werft Pella Sietas ungewiss war, soll nun weiter gebaut werden. Zuletzt war die Fertigstellung noch unsicher gewesen, jetzt soll es weitergehen.

„An der Fähre wird weitergebaut“, gibt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage an. „Die Fertigstellung des Schiffes ist jetzt gestartet.“ Und wie wird diese nun umgesetzt? Wie sich herausstellt, zeigen sich die Stadtwerke Konstanz nun in Eigenregie für die Fertigstellung des Neubauschiffes verantwortlich.
Das Ganze aber nicht allein, sondern „mit Unterstützung durch eine im Schiffsbau sehr erfahrene Projektwerft, die bereits diverse Seeschiffe mit Gasantrieb erfolgreich in Dienst gestellt hat“, so Siebler. Wie Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, auf weitere Nachfrage angibt, handelt es sich dabei um die Hamburger Projektwerft Technolog.
Keine Einigung mit anderen Schiffswerften
Zu einer Einigung mit anderen Schiffswerften, die sich zuvor für das Projekt als interessiert gezeigt und ein Angebot abgegeben hatten, ist es demzufolge nicht gekommen. So hatte auch der Insolvenzverwalter nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen die Hamburger Werft Pella Sietas die Fertigstellung der Fähre mit Flüssiggasantrieb (LNG) abgelehnt. Auch deshalb musste nach einer neuen Lösung gesucht werden, die sich wohl als schwierig und zeitintensiv herausstellte.
Bereits seit Mitte vergangenen Jahres verweilt die Gasfähre im Hafen vom Konstanzer Stadtteil Staad. Denn: „Es musste eine Einigung mit dem Insolvenzverwalter unter anderem zur Verwendung und Übernahme von Rechten an Planunterlagen gefunden werden“, so Siebler. „Wir konnten eine Vereinbarung hierzu treffen.“
Mehrkosten von 4,5 Millionen Euro
Die Insolvenz von Pella Sietas und die damit verbundenen Verzögerungen haben ihren Preis für die Stadtwerke: So steigen die Kosten für die Gasfähre laut den Angaben des Unternehmens um weitere 4,5 Millionen Euro auf insgesamt 24,7 Millionen Euro. „Wir sind davon überzeugt, dass diese hohe Investition richtig und wichtig ist. Mit diesem Schiff gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung klimaneutrale Zukunft“, sagt Norbert Reuter. Ursprünglich waren 17,7 Millionen Euro für den Bau veranschlagt gewesen, diese hatten sich bereits vergangenes Jahr auf knapp über 20 Millionen erhöht.
Außerdem ärgerlich: Durch die lange Standzeit über den Winter ist es nach Angaben der Stadtwerke zu leichten Korrosionsschäden durch Schwitzwasser an der Fähre gekommen. Diese würden nun beim Neustart der Fertigstellung als erstes ausgebessert. Es handele sich um Stahlarbeiten, die wohl in hoher Qualität korrigiert werden könnten.
Weiterhin sollen nun letzte Details am Stahlbau fertiggestellt und später die Schiffsausrüstung und Anlagentechnik installiert werden. Laut der aktuellen Planung soll das Fährschiff dann ab dem ersten Quartal 2023 zwischen Konstanz und Meersburg verkehren. Nach früherer Planung sollte das Schiff bereits seit dem Frühjahr 2021 auf dieser Route pendeln – zwei Jahre früher, als nun aktuell geplant.
Doch gesichert scheint auch ein Einsatzbeginn ab Frühjahr 2023 nicht. So sagt Siebler im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: „Der Einfluss der aktuellen geopolitischen Situation auf die Fertigstellung lässt sich noch nicht einschätzen, wird sich aber wohl bemerkbar machen.“ Ob die Fähre also wirklich Anfang 2023 das erste mal in See sticht, bleibt abzuwarten.