Dingelsdorf braucht einen Platz, wo sich Jugendliche und junge Erwachsene ungestört aufhalten können. Darüber ist sich nicht erst der aktuelle Ortschaftsrat einig – und das trotz der jüngsten Verstimmungen bei dem Thema. Bis zum Frühling dieses Jahres gab es dafür den Jugendcontainer am Parkplatz bei der Thingolthalle. Dieser musste wegen der Baustelle für das neue Feuerwehrhaus jedoch weichen. Da er nicht mehr im besten Zustand war, lohnte es sich nicht, ihn an anderer Stelle aufzubauen oder zwischenzulagern.

Doch Tobias und Andreas Schurer schufen eine Alternative. Die engagierten jungen Männer haben den Klotz, wie der Container liebevoll genannt wurde, schon als 14-, 15-Jährige besucht. Mittlerweile sind die beiden Cousins 24 Jahre alt und engagieren sich in der Jugendarbeit der katholischen Pfarrei Sankt Nikolaus, organisieren dort unter anderem Freizeiten, aber auch Ausflüge.

Um ein zusätzliches Angebot zu schaffen, und da bereits abzusehen war, dass wegen des Feuerwehrhausneubaus Veränderungen anstehen, planten und bauten sie einen Anhänger in der Art eines Bauwagens. „Wir wollten etwas Eigenes, um unabhängig zu sein. Bei Ebay-Kleinanzeigen haben wir ein Fahrgestell gekauft“, berichtet Tobias Schurer. Die Konstruktion übernahm Cousin Andreas, der gelernter Bauzeichner ist und Architektur studiert. Das Material dazu bezahlten die beiden selbst.

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Wie funktioniert die Stromversorgung?

„Auf die Unterkonstruktion aus Stahl mit vier Rädern haben wir von der Bodenplatte an alles peu à peu selbst aufgebaut“, erzählt Tobias Schurer. Mit seinen Holzwänden und der Holzverkleidung samt Isolierung, Tür, zwei Fenstern, einer kleinen Theke, dimmbarem Licht und einem Verschlag mit Platz für einen Lautsprecher sieht er richtig professionell aus. „Es fehlen noch ein paar Verblendungen“, verweist Tobias Schuler auf erforderliche Abschlussarbeiten.

Eine Gasheizung wollten sie aus Sicherheitsgründen nicht. Daher wurde es eine Elektroheizung, mit der es schnell bullig warm wird. Um bei der Elektrik nichts falsch zu machen, haben sie diese Arbeit von einem Fachmann erledigen lassen. Die Stromversorgung erfolgt durch einen externen Notstromgenerator. „Der Bauwagen gehört uns. Es würde schwierig werden, wenn man etwas mit vielen Leuten machen würde. Wir beide aber haben ungefähr die gleiche Vorstellung“, sagt Andreas Schurer über das erfolgreiche Projekt.

„Wir wollten etwas Eigenes, um unabhängig zu sein“, erzählt Tobias Schurer (rechts im Bild). Er und sein Cousin Andreas haben den ...
„Wir wollten etwas Eigenes, um unabhängig zu sein“, erzählt Tobias Schurer (rechts im Bild). Er und sein Cousin Andreas haben den selbstgebauten Bauwagen für die Jugendlichen geschaffen. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Ihr Ziel? „Die Jugend im Dorf zu halten“

Als der Klotz wegmusste, erhielten sie von der Ortsverwaltung und dem damaligen Ortsvorsteher Heiner Fuchs die Erlaubnis, den Bauwagen als vorübergehenden Ersatz unweit des zukünftigen Feuerwehrhauses aufzustellen. „Wir haben ihn so ausgerichtet, dass die Tür nicht in Richtung Dorf weist“, erläutert Andreas Schurer. „Unser Ziel ist es, die Jugend im Dorf zu halten“, sagt Tobias Schurer. „Man kennt sich und hat einfach Spaß. Es dürfen alle aus dem Dorf kommen.“

Die Jugendlichen sollten nicht in die Stadt gehen müssen. Man sei hier unter sich, die jüngsten 14 oder 15 Jahre alt. „Die Eltern sind glücklich darüber, gerade wegen der Mädels, die von hier aus heimlaufen können“, erklärt Tobias Schurer, der als Krankenpfleger arbeitet. „Es gibt Tage, da sind es vier oder fünf Leute, aber auch schon mal 13 oder 14, bei Geburtstagsfeiern auch mal mehr“, berichtet Cousin Andreas.

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Der ehemalige Jugendcontainer hatte einen festen Strom- und Frischwasseranschluss sowie eine Toilette. Diesen Komfort kann der Bauwagen nicht leisten. Aber laut den Cousins gebe es ein gutes Verhältnis mit dem nahe gelegenen Restaurant Terrasse. „Wir fragen regelmäßig nach, ob es Probleme gibt“, berichtet Andreas Schurer.