Lärm wegen des von Jugendlichen genutzten Bauwagens beim Parkplatz an der Thingolthalle hat zu einer ausgiebigen Diskussion in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats Dingelsdorf geführt. Am Ende erlitt Ortsvorsteher Horst Böttinger-Thyssen (SLWD) eine doppelte Abstimmungsniederlage. Der Bauwagen ist eine Ersatz- und Zwischenlösung für den entsorgten Jugendcontainer, genannt Klotz.

Dieser wurde, da nicht erhaltenswert, entsorgt, als er wegen der Baustelle fürs neue Feuerwehrhaus weichen musste. In der Diskussion verwendeten die Räte die Begriffe synonym. Nach Fertigstellung des Feuerwehrneubaus soll es voraussichtlich wieder eine Containerlösung geben. Am Herbstfestwochenende 24./25. August hatte es laut Ortsvorsteher Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft gegeben. Von Mitternacht bis gegen 3 Uhr soll es eine erhebliche Lärmbelästigung gegeben haben.

Zusammen mit Julia Jerusalem (Freie Wähler), die Ansprechpartnerin für den Jugendcontainer ist, habe er kurzfristig am 30. August ein Gespräch mit den Jugendlichen geführt. Daraufhin habe er einen Vorschlag für den Betrieb des Bauwagens erstellt, den die Jugendlichen als verbindlich erachten und auch unterschreiben müssten. Demnach müssten Treffen am Bauwagen per WhatsApp bei Julia Jerusalem angemeldet werden. Nach 22 Uhr dürfe keine Musik gespielt werden.

In der Sitzung des Dingelsdorfer Ortschaftsrats war beim Thema Lärmbelästigung durch Jugendliche der Zuhörerraum dicht besetzt. Mehrere ...
In der Sitzung des Dingelsdorfer Ortschaftsrats war beim Thema Lärmbelästigung durch Jugendliche der Zuhörerraum dicht besetzt. Mehrere Räte meldeten sich zu dem Thema zu Wort. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Partys seien mit mehreren Tagen Vorlauf bei der Verwaltung anzumelden, damit dieser ausreichend Zeit bleibe, Nachbarn zu informieren. Böttinger-Thyssen schlug eine Probephase bis Februar vor. Jerusalem berichtete, dass die Gespräche mit Jugendlichen nicht funktioniert hätten und Vereinbarungen nicht eingehalten würden.

Anlaufstelle für Jugend, „weil die Stadt keine Alternative ist“

Horst Scheu (SLWD) verwies auf einen Vertrag von 2001, der damals mit den Jugendlichen geschlossen wurde. Darin seien unter der Woche die Öffnungszeiten bis 22 Uhr und freitags und am Wochenende bis 24 Uhr festgeschrieben worden. Solche Verträge geraten allerdings in Vergessenheit, denn nach über zwei Jahrzehnten ist mittlerweile die x-te Generation am Klotz vertreten.

Roland Romer (Freie Wähler) zeigte sich von der Idee einer Zeitbegrenzung wenig überzeugt. „Ich sehe die Bedürfnisse der Anlieger und der Jugendlichen. Man ist immer miteinander durchgekommen. Wenn wir den Bauwagen um 22 Uhr zumachen, gehen sie vielleicht in die Stadt oder an eine andere Stelle im Ort, was wir auch nicht wollen“, erläuterte er seine Zweifel und regte einen Runden Tisch mit den Jugendlichen und eine Vertagung der Entscheidung an.

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Unterstützt wurde er von Britta Schädler (CDU): Sie regte an, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen, „wenn mit den Jugendlichen eine Lösung auf Augenhöhe gefunden wurde“. Sie möchte den Jugendlichen „keine Lösung aufdrücken“. Bei einem Aufenthaltsverbot nach 22 Uhr würden die Probleme hinter die Halle oder in die Stadt verlagert. Dafür bekam sie Applaus aus den Reihen der zahlreich anwesenden Zuhörer. „Ich will, dass der Container für die Jugendlichen eine Anlaufstelle ist, weil die Stadt keine Alternative ist“, betonte Julia Jerusalem.

Maximilian Rothfuß (CDU) verwies auf andere Lärmquellen im Ort. „Wir sind kein totes Kaff, und das soll so bleiben. Da ist nicht nur der Jugendcontainer, sondern auch die Haltestelle und die Veranstaltungshalle. Wir reduzieren hier das Thema Lärm auf die Jugendlichen am Container. Es ist nicht verkehrt, wenn es einen gewissen Ermessensspielraum gibt“, sagte er.

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Jugendliche sollen sich „etwas am Riemen reißen“

Daniel Riedlinger (CDU) kennt noch andere Lärmquellen. „Ich will keine Beschwerden abkanzeln. Ich wohne 25 Meter vom Holzerwagen weg. Ich hätte da schon fünf, sechs Mal einen Aufriss machen können“, erzählte er. Er würde dann sein Fenster einfach schließen. „Die Vorlage müssen die Jugendlichen nicht unterschreiben. Damit würden sie sich ins Knie schießen. Den Container um 22 Uhr zu verlassen, sehe ich skeptisch“, betonte er und verwies auf die Gesetzeslage. Er regte an, einen zweiten Jugendvertreter aus dem Ortschaftsrat zu bestimmen.

„Der Bauwagen ist eine Übergangslösung“, betonte Florian Fuchs (CDU). Es solle daher ein Auge zugedrückt werden. Bei einer neuen Container-Planung solle darauf geachtet werden, dass keine Fenster in Richtung Ort, sondern in Richtung Oberdorf weisen. Eine Anmerkung, die für einige Lacher sorgte. „Das dürfen wir nicht verschlafen. Wir sind in einer Übergangsphase. Da müsst ihr euch etwas am Riemen reißen“, sagte er nachdrücklich an die Jugendlichen gerichtet. Britta Schädler appellierte an sie, die Musik leise zu hören.

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Für den Vorschlag des Ortsvorstehers stimmte schlussendlich nur Horst Böttinger-Thyssen selbst – er wurde mit fünf Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. Für den Vorschlag eines Runden Tisches stimmten sechs Räte, zwei enthielten sich, und der Ortsvorsteher lehnte ab.