Vieles in Konstanz wäre nicht denkbar ohne Menschen, die sich freiwillig dafür engagieren. Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich und machen die größte Stadt am Bodensee damit zu einem besseren Ort. Wir stellen drei von ihnen vor.

Christian Clausner ist mit Rettungsrucksack unterwegs

Schon als Schulsanitäter war Christian Clausner auf eine Weise gefordert, wie es andere niemals erleben. Denn eines Tages bekam seine Mutter plötzlich Wehen. Er stand ihr bei, bis die professionellen Helfer kamen. Inzwischen gehört er selbst dazu. Der 22-Jährige ist bei den Maltesern hauptberuflich Rettungssanitäter, aber auch ehrenamtlich engagiert. Bei Großereignissen wie dem Seenachtfest ist er freiwillig mit einem Rettungsrucksack als Sanitäter unterwegs, und er engagiert sich im Bevölkerungsschutz.

Christian Clausner engagiert sich bei den Maltesern und hört immer wieder auf Festen: „Danke, dass Du da bist.“ Auf diese positiven ...
Christian Clausner engagiert sich bei den Maltesern und hört immer wieder auf Festen: „Danke, dass Du da bist.“ Auf diese positiven Reaktionen konzentriert er sich, anstatt sich mit negativen Erfahrungen zu beschäftigen. | Bild: Claudia Rindt

Zuletzt kümmerte er sich beim Großbrand in der Zollernstraße ehrenamtlich um Anwohner. „Wir tun alles, damit die Situation besser wird.“ Mit diesen Worten beschreibt Christian Clausner die Aufgabe des Bevölkerungsschutzes bei großen Schadensfällen. Die Helfer kümmern sich um die unverletzt Geretteten und sonstigen Betroffenen. So wie bei dem verheerenden Feuer in der Zollernstraße. Er gehörte zu den Helfern in der Notunterkunft.

Es gehe darum, grundlegende Bedürfnisse abzudecken, wie das nach einem Dach über dem Kopf, Essen, Trinken, psychischer Unterstützung. Auch Informationen gehören dazu. Manchmal sei es angebracht, dem anderen zuzuhören und zu fragen, was man für ihn tun könne. Da hilft er auch mal mit einer Packung Tomaten – wenn jemand sich das wünscht. Ganz häufig gehe es beim Bevölkerungsschutz um den Dreiklang: „Ein warmes Wort, ein warmer Tee, eine warme Decke.“

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Christian Clausner kam das erste Mal in Berührung mit medizinischen Fragen, als er seinen Rettungsschwimmer machte. Als Sanitäter am Humboldt-Gymnasium kamen weitere Ausbildungen hinzu. „Ich hatte Interesse an der Notfallversorgung.“ Er schloss sich den Maltesern an. Diese, so sagt er, seien ein fester Bestandteil in seinem Leben.

Warum? Weil der Zusammenhalt unter den Kollegen funktioniere: „Da ist ein soziales Umfeld, in dem ich mich wohl fühle. Da sind Freundschaften entstanden.“ Ihm schlage auch viel Bestätigung entgegen. Oft höre er auf Festen: „Danke, dass Du da bist.“ Und wenn die Reaktion anders ausfällt? „Ich versuche, mich mit negativen Erfahrungen nicht zu beschäftigen.“

Christine Regenscheit hat keine Scheu vor dem Tod

Einfach nur da sein. Das ist oft die Aufgabe von Christine Regenscheit. Sie engagiert sich beim Konstanzer Hospizverein als ehrenamtliche Sterbebegleiterin. Die 43-Jährige hat schon als Kind gelernt, dass auch das Sterben zum Leben gehört. Ihr Vater arbeitete auf dem Friedhof. Sie hatte deshalb keine Scheu vor dem Thema.

Christine Regenscheit ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim Hospizverein. Sie sagt ganz klar: „Ich freue mich, dass ich mich dafür ...
Christine Regenscheit ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim Hospizverein. Sie sagt ganz klar: „Ich freue mich, dass ich mich dafür entschieden habe.“ Auch bei diesem Ehrenamt gibt es glückliche Momente, in denen viel gelacht wird. | Bild: Claudia Rindt

Auf der Suche nach einem sozialen Ehrenamt stieß die chemisch-technische Assistentin auf den Hospizverein. In ihrer Arbeit als Sterbebegleiterin erfuhr sie: Es gibt nicht nur Belastendes: „Wir lachen viel.“ Freilich gebe es auch die traurigen Momente. „Alles darf sein.“ Manche Menschen begleitet sie über Monate. Voraussetzung ist, dass beide zugestimmt haben, der Betroffene und der Ehrenamtliche.

Manchmal entwickele sich eine enge Vertrautheit. „Wir versuchen, eine gute Zeit miteinander zu haben.“ Bei Kurzeinsätzen gehe es meist darum, Angehörige zu entlasten, also vorübergehend am Bett eines Sterbenden zu sitzen. Sie fragt dann, was dem anderen guttut. Wenn dieser nicht mehr antworten kann, versuche sie zu spüren, was sich richtig anfühlt.

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Über den Moment des Sterbens sagt Christine Regenscheit: „Es ist etwas Intimes, Pures, Besonderes, so wie eine Geburt. Da fällt alles weg, was einer hat. Da zählt nur der Moment.“ Manchmal werde ihr bei der ehrenamtlichen Arbeit bewusst, was im Alltag selbstverständlich erscheint. Sie erinnert sich zum Beispiel an eine Frau, die wegen einer Krankheit kaum mehr mobil war und mehr sehen wollte als die Tapeten ihres Zimmers. Christine Regenscheit ermöglichte, dass diese Person rauskam und den Wind auf der Haut spüren konnte.

Erst dabei erkannte sie, wie wertvoll es ist, gesund zu sein. Sie berichtet weiter: Manche Menschen strahlen trotz schwerer Krankheit Freude aus. Sie erinnert sich an eine Frau, deren gute Laune ansteckend war. „Oft sind es wir Ehrenamtlichen, die viel zurück bekommen.“ Auch im Hospizverein habe sie viele tolle Menschen kennengelernt und ein schönes Miteinander erfahren. Sie sagt: „Ich freue mich, dass ich mich dafür entschieden habe.“

Ellinor Bücheler unterstützt eine jesidische Familie

Ellinor Bücheler sagt: „Ich bin die Ersatzoma. Die Kinder lieben mich sehr, wenn ich sie nicht gerade mit dem Lernstoff trieze.“ Die 78-Jährige setzt sich seit dem Jahr 2016 für das Flüchtlingsnetzwerk Save me ein. Über mehrere Jahre hinweg betreut sie eine jesidische Familie mit fünf Kindern. Ellinor Bücheler sagt, im Ruhestand habe sie etwas Gutes tun und unter Leute kommen wollen. So sei sie zu Save me gekommen.

Ellinor Bücheler betreut bei Save me eine jesidische Familie aus dem Irak. Die 78-jährige Konstanzerin erzählt: „Ich bin die Ersatzoma. ...
Ellinor Bücheler betreut bei Save me eine jesidische Familie aus dem Irak. Die 78-jährige Konstanzerin erzählt: „Ich bin die Ersatzoma. Die Kinder lieben mich sehr, wenn ich sie nicht gerade mit dem Lernstoff trieze.“ | Bild: Claudia Rindt

Anfangs habe sie in der damaligen Kleiderkammer geholfen, dann eine junge Jesidin betreut und schließlich die Familie. Diese lebt zu siebt in einer Wohnung mit drei Zimmern. „Da gibt es keinen Platz, an dem man Ruhe hat.“ Die Kinder kämen deshalb manchmal zu ihr. „Eines allein ist okay.“ Die jesidische Familie stamme aus einer ländlichen Region im Irak. „Die wissen gar nichts von hier. Man muss das Schritt für Schritt erklären.“

Eines der wichtigsten Dinge: In Deutschland müssen Termine eingehalten werden. „Ich rufe vorher immer an und erinnere sie daran.“ Sie helfe zudem bei Briefen von Ämtern, bei Rechnungen und halte den Kontakt zu den Schulen. Wenn es dort Probleme gibt, kümmere sie sich.

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In der Zeit, in der wegen des Coronavirus die Schulen geschlossen waren, wäre einiges daneben gegangen, wenn es für die jesidischen Kinder keine Unterstützung gegeben hätte, ist Ellinor Bücheler überzeugt. Diese bekamen die Hausaufgaben in Papierform. Aber die Eltern konnten nicht helfen. Also habe sie mit den eingeschulten Kindern den Lernstoff geübt. „Wir sind mit Maske und eingemummelt im Freien gesessen.“

Mit Erfolg: Zwei der jüngeren Kinder streben derzeit die Mittlere Reife an, ein größeres Kind den Werkrealschulabschluss und das älteste nach einigen Startschwierigkeiten einen Abschluss auf der Förderschule. Sie lerne nicht nur mit den Kindern, sondern gestalte mit ihnen auch die Freizeit: „Manchmal gehen wir an den See oder zum Eisessen.“

Alles, was Sie über Konstanz wissen müssen

  • Kreis: Konstanz
  • Fläche in ha: 5412
  • Einwohner: 87.360
  • Einwohner pro qm: 1614
  • Durchschnittsalter: 42 Jahre
  • Bestandsmiete pro qm in Euro: 9,93
  • Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 5419,86
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 6897,47
  • Pendler: 16.110 ein, 17.522 aus
  • Bildung: Grundschulen (11, 2 davon Ganztagesgrundschulen), Freie Waldorfschule (1, Ganztagsbetreuung ja), Werkrealschule (1, Ganztagsbetreuung ja), Realschule (1, Ganztagsbetreuung ja), Gymnasium allgemeinbildend (4, Ganztagsbetreuung teilweise), Gemeinschaftsschule (2, Ganztagsbetreuung teilweise), Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (2), Gewerbliche Schule (1), Kaufmännische Schule (1)
  • Bautätigkeiten: Die Stadt Konstanz hat vor einigen Jahren das Handlungsprogramm Wohnen auf die Beine gestellt. Darin sind einige Wohnprojekte aufgeführt: Gebiete Marienweg/Litzelstetten, Brühläcker/Dettingen, Horn, Jungerhalde-West und Steinrennen II/Dingelsdorf, in der Folge dann Döbele, Grenzbachareal, Ziegelhütte/Wallhausen und natürlich Hafner. Weiter heißt es aus dem Pressebüro der Stadt: „Weitere Gebiete folgen dann, abhängig vom Bedarf und den Rahmenbedingungen. Aufgrund des hohen Flächenverbrauchs werden dabei allerdings Bauplätze für Ein- und Zweifamilienhäuser eher die große Ausnahme sein. Der Schwerpunkt liegt auf Mehrfamilienwohnhäusern und Baugruppen.“
  • Fernverkehr: ja
  • Regionalverkehr: ja
  • Nahversorgung: Supermärkte Vollsortiment (22), Bio-Supermärkte (15), Wochenmärkte (3)
  • Schwimmbäder: Strandbäder (5), Freibad (1), Hallenbäder (2), Therme (1)
  • Gastronomie: ja
  • Hausärzte: 63
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Kitaplätze: Zum Stichtag 1. März gab es für Kinder unter drei Jahren 569 Plätze in Krippen und Kindertagesstätten, in der Tagespflege 158. Für Kinder über drei Jahren bis zum Schuleintritt gab es 2291 Plätze in Kindertagesstätten, in der Tagespflege 57 und 20 in Sondereinrichtungen. Die Betreuungsquote liegt bei 29,9 Prozent der Kinder unter drei Jahren und bei 90,4 Prozent der Kinder über drei Jahren bis zum Schuleintritt.
Bild 4: So machen wir Konstanz besser: „Danke, dass Du da bist“
Bild: Kerstan