Nachdem die zweite Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst kein Ergebnis brachte, hat die Gewerkschaft Verdi nun neue Streiks angekündigt. Sie sollen am Freitag, 21. Februar, stattfinden und betreffen dieses Mal schwerpunktmäßig den öffentlichen Nahverkehr. Konkret bedeutet ein solcher Branchenstreik: Es werden die Busbetriebe der Stadtwerke Konstanz, die Fährbetriebe und teilweise die Bäderbetriebe bestreikt.

Die Gewerkschaft Verdi ist derzeit noch unter ganz anderen Vorzeichen in die Schlagzeilen geraten. Kaum eine Woche ist es her, dass ein Attentäter sein Auto in München in eine Demonstration aus Verdi-Gewerkschaftsmitgliedern steuerte und dabei mehr als 30 Personen verletzte. Eine Frau und ihr zweijähriges Kind starben später an ihren schweren Verletzungen.

„Es wird in Gedenken an das Attentat einen stillen Streik an diesem Freitag geben“, sagt Reiner Geis, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Südbaden-Schwarzwald. „Das heißt, dass wir auf Trillerpfeifen und Musik verzichten.“

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Bestürzung unter den Mitgliedern

Die Verdi-Mitglieder im Bezirk Südbaden seien nach wie vor sehr betroffen angesichts des Anschlags. „Die verstorbene Kollegin hatte selbst einen Migrationshintergrund und hat sich sehr für Integration eingesetzt“, ergänzt Geis. Die Familie wünsche sich, dass der Geist der Verstorbenen weiter gelebt werde. „Das bedeutet auch, dass wir weiter für eine offene Gesellschaft und Integration eintreten.“

Ein Verzicht auf weitere Streiks wäre der falsche Weg, so der Gewerkschafter. Schließlich sei es der Auftrag der Gewerkschaften, sich für die Belange der Arbeitnehmer einzusetzen und mit friedlichen Mitteln zu streiten – niemals aber mit Gewalt. Gerade deshalb sei dieser Anschlag so verstörend.

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Gedenkminute für die Opfer

Für Donnerstag, 20. Februar, hat Verdi zu einer Gedenkminute für ihr verstorbenes Mitglied und das Kind sowie die Verletzten aufgerufen. In allen Gewerkschaftshäusern lägen außerdem Kondolenzbücher aus, in denen bereits zahlreiche Mitglieder Botschaften hinterlassen hätten, sagt Geis. Die aufgeheizte politische Debatte, die aktuell zu beobachten sei, macht ihm Sorgen.

Ähnlich sieht es Gabriele Fieback, im Bereich des Verdi-Büros Konstanz zuständig für den Nahverkehr. „Aus Sicherheitsgründen werden wir keine Kundgebung in Konstanz organisieren“, sagt die Gewerkschaftssekretärin. Der Warnstreik werde still stattfinden: Sie werde die streikenden Busfahrer am Betriebshof gegen 9 Uhr am Freitag besuchen und über die gescheiterte zweite Verhandlungsrunde informieren. „Dann schicke ich die Streikenden gegen 11 Uhr nach Hause.“ Der Schock über das Attentat sitze tief, „die Bestürzung unter den Mitgliedern ist groß.“ Deshalb sei es gut, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Vergangene Woche am Donnerstag, 13. Februar, streikten bereits die Fährbetriebe, hier ein Bild vom Fähranleger in Meersburg. Sie sind ...
Vergangene Woche am Donnerstag, 13. Februar, streikten bereits die Fährbetriebe, hier ein Bild vom Fähranleger in Meersburg. Sie sind auch diesen Freitag zum Streik aufgerufen. | Bild: Santini, Jenna

Pendler und Nutzer von Stadtbussen und der Fähre zwischen Konstanz und Meersburg müssen sich am Freitag in jedem Fall darauf einstellen, dass der öffentliche Nahverkehr anders verläuft als normalerweise.

  • Konstanzer Stadtbusse: Die Busfahrer der Stadtwerke Konstanz streiken am Freitag von morgens 3.45 Uhr bis 3.45 Uhr am Samstagmorgen, worüber eine Pressemitteilung der Stadtwerke informiert. Die Stadtwerke bitten Fahrgäste um Verständnis und empfehlen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Betroffen sei aber auch eine Regiobuslinie, die RAB-Linie 700 Konstanz-Ravensburg sowie die Linie 7394 Konstanz-Friedrichshafen, wie die Geschäftsstelle des Öffentlichen Verkehrs Bodensee mitteilt.
  • Fähre Konstanz-Meersburg: Der Streik bei der Fähre Konstanz-Meersburg beginne am Freitagmorgen um 4.35 Uhr und dauere bis Samstagmorgen, 22. Februar, um 5.05 Uhr an, heißt es in der Pressemitteilung der Stadtwerke weiter. Fahrgäste mit dem Auto müssten den Umweg über die Straße in Kauf nehmen. Radfahrer und Fußgänger könnten einen Ersatzverkehr mit dem Fahrgastschiff MS Schwaben zwischen dem BSB-Hafen Konstanz zum BSB-Hafen in Meersburg nutzen. Die Tarife der Fähre gelten auch auf dem Schiff.
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