Schon von Weitem ist die große Verwandlung ersichtlich, die die alte Fähre „Fontainebleau“ durchgemacht hat. Beim letzten SÜDKURIER-Besuch im Mai 2024 standen die rund 100 aktiven Helfer des Yachtclubs Hard bei Bregenz ziemlich am Anfang ihres großen Projekts, das Fährschiff in ein schickes Clubheim umzubauen. Nun, ein Jahr später, erstrahlt die alte Dame nicht nur von außen in neuem Glanz.

Die alte Fähre „Fontainebleau“ hat ihre türkise Farbe verloren. Außen ist sie weitgehen weiß, der Schriftzug und die Treppenaufgänge ...
Die alte Fähre „Fontainebleau“ hat ihre türkise Farbe verloren. Außen ist sie weitgehen weiß, der Schriftzug und die Treppenaufgänge sind in Blau gehalten. Die Brücke als Zufahrt trägt bis zu 20 Tonnen Gewicht, praktisch für die Anlieferung und Handwerker. | Bild: Kirsten Astor

Das charakteristische Hellblau außen und Türkis an den Treppen der „Fonti“ – wie manch Konstanzer die Fähre liebevoll genannt hat – ist verschwunden, ersetzt durch ein sattes Blau. Allein die neue Lackierung der ehemaligen Autofähre innen, außen, auf dem Oberdeck und unter Wasser dauerte zwei Monate. „Dafür wurde das Schiff nach Romanshorn geschleppt und aus dem Wasser gehoben“, erzählt Clubpräsident Thomas Thaler.

Doch nicht nur die Optik hat sich verändert, sondern die ausgemusterte Autofähre gewann vor allem viele neue Funktionen. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Schiff Autos über den Bodensee schipperte – jetzt ist die „Fonti“ dazu da, dem Yachtclub eine neue Heimat zu bieten. Denn das alte Clubheim war viel zu klein.

Die Seiten glänzen im neuen Blau, doch das alte Fahrbahndeck bleibt erstmal rostig. „Die Stadtwerke haben zuletzt nichts mehr an der ...
Die Seiten glänzen im neuen Blau, doch das alte Fahrbahndeck bleibt erstmal rostig. „Die Stadtwerke haben zuletzt nichts mehr an der Fähre gemacht, weil klar war, dass sie aussortiert wird“, sagt Thomas Thaler, Präsident des Yachtclubs Hard. Auf dem Deck fand im Winter bereits ein Christbaumverkauf für einen wohltätigen Zweck statt. | Bild: Kirsten Astor

„Über 20 Jahre lang haben wir nach einer Lösung gesucht“, sagt Thomas Thaler. Da seine Stahlbaufirma guten Kontakt zu den Stadtwerken Konstanz hatte, erfuhr er schon im Jahr 2018, dass die „Fontainebleau“ außer Dienst genommen werden sollte. Damals wurde beschlossen, die neue Fähre „Richmond“ zu bauen.

Auch an der Längsseite der „Fonti“ können die Clubmitglieder sitzen. Oben in den Kästen sind noch alte Rettungswesten, doch die Segler ...
Auch an der Längsseite der „Fonti“ können die Clubmitglieder sitzen. Oben in den Kästen sind noch alte Rettungswesten, doch die Segler haben nach eigenen Angaben schon über 300 Stück weggeworfen, weil sie in schlechtem Zustand waren. | Bild: Kirsten Astor

Im Jahr 2020 bekundete der Yachtclub Hard Interesse am Kauf der alten Fähre, doch erst im Oktober 2023 unterschrieb er den Kaufvertrag. „Die ‚Fonti‘ sollte eigentlich schon drei Jahre früher zu uns kommen, aber das neue Schiff wurde ja nicht fertig“, sagt der 63-Jährige.

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Umso glücklicher sind die 50 Jugendlichen und rund 250 erwachsenen Mitglieder des Segelclubs, dass sie nach langer Wartezeit nun endlich einen angemessenen Ort für Treffen und viel Platz zum Lagern haben. Bei einem Rundgang über die Fähre steigt Thomas Thaler vom ehemaligen Fahrbahndeck aus eine neue, breite Treppe ins Untergeschoss hinunter.

Platz für die Jugend statt Motoren

„Wo früher Motoren und Generatoren waren, erhält die Jugend ihren Raum“, erklärt der Präsident. Außerdem hat sich Oberbootsmann Uwe Biatel dort eine Werkstatt eingerichtet, auch ein Getränkelager ist vorhanden.

Wo einst Motoren und Generatoren das Schiff antrieben, findet nun die Seglerjugend ihren Platz.
Wo einst Motoren und Generatoren das Schiff antrieben, findet nun die Seglerjugend ihren Platz. | Bild: Kirsten Astor

Thomas Thaler deutet auf eine rote Tür und sagt: „Wir haben die aus unserem alten Clubheim hier wieder eingebaut.“ Als er sie öffnet, werden im Raum dahinter die türkisfarbenen Sessel sichtbar, die einst den Fahrgästen an Deck zur Verfügung standen. Sie sollen irgendwann einen neuen Platz bekommen.

Die Tür des alten Clubheims bekommt auf der „Fonti“ ein neues Leben. Die türkisfarbenen Sessel im Hintergrund gehörten zur alten Fähre ...
Die Tür des alten Clubheims bekommt auf der „Fonti“ ein neues Leben. Die türkisfarbenen Sessel im Hintergrund gehörten zur alten Fähre und sollen irgendwo wieder zum Einsatz kommen, vielleicht in einer der ehemaligen Führerkabinen. | Bild: Kirsten Astor

Zurück auf dem Fahrbahndeck fällt eine Front aus Plexiglas ins Auge, die eine der ehemaligen Zufahrten verschließt. „Diese Wände gehörten zur Fähre“, so Thaler. „Damit konnte das Fahrbahndeck schon früher bei Veranstaltungen vor Wind geschützt werden.“

Die Plexiglasfront gehörte zur „Fontainebleau“, es gibt sie auch für die andere Seite. Der Yachtclub lässt eine Seite dauerhaft ...
Die Plexiglasfront gehörte zur „Fontainebleau“, es gibt sie auch für die andere Seite. Der Yachtclub lässt eine Seite dauerhaft geschlossen, die andere öffnet und schließen er nach Bedarf. Der Raum davor kann als Lager für Regatta-Ausstattung genutzt werden. | Bild: Kirsten Astor

Weiter geht der Rundgang eine Treppe hoch. Die alten Toiletten wurden durch neue ersetzt, außerdem stehen den Clubmitgliedern nun getrennte Männer- und Frauenduschen zur Verfügung. Um Fläche zu gewinnen, wurde eine Treppe entfernt. Zugang zum Aufenthaltsbereich gibt es nur noch auf der anderen Seite des Schiffes.

Die Toiletten wurden erneuert, es kamen Waschbecken und Duschen hinzu. Nun fehlen noch Kleinigkeiten wie Haken und Spiegel. Die ...
Die Toiletten wurden erneuert, es kamen Waschbecken und Duschen hinzu. Nun fehlen noch Kleinigkeiten wie Haken und Spiegel. Die Toiletten werden mit Seewasser gespült, aus den Duschen kommt Frischwasser. | Bild: Kirsten Astor

Dort wartet das Herzstück des Clubheims: Der neue Treffpunkt bietet 100 Gästen einen Sitzplatz. Auf dem Boden ist schönes Parkett verlegt, die Decke wurde blau gestrichen. Der Raum kann durch eine Glasscheibe mit Tür in zwei Teile getrennt werden. Neue Gastronomiemöbel aus Niederösterreich sorgen für eine gemütliche Atmosphäre.

Alte Elemente und neue Möbel: Clubpräsident Thomas Thaler ist stolz auf das neue Herzstück der „Fonti“, den Vereinsraum. Hier fanden ...
Alte Elemente und neue Möbel: Clubpräsident Thomas Thaler ist stolz auf das neue Herzstück der „Fonti“, den Vereinsraum. Hier fanden bereits Versammlungen sowie die Nikolaus- und die Silvesterfeier des Yachtclubs Hard statt. | Bild: Kirsten Astor

Doch bewusst haben die Segler einige historische Elemente erhalten: „Die Leuchtkörper an der Decke waren schon da, nur die Lichter sind jetzt LED“, so Thaler. Auch die Holzverkleidung an den Seiten, die Heizung, die in der Decke verbaute Sprechanlage und die meisten Fenster sind original.

Die alte Küche blieb ebenfalls erhalten, sie wurde nur durch eine zweite Theke mit Stauraum ergänzt – und diese bietet eine technische Finesse. Ein Fernseher lässt sich auf Knopfdruck herausfahren. „Den benötigen wir zum Beispiel für Schulungen oder Vorträge“, sagt Thomas Thaler.

Hier fährt der Fernseher aus der Schiffsküche hoch Video: Kirsten Astor

Auf der anderen Seite des langen Raumes wartet eine Theke mit Barhockern und Zapfanlage auf die Gäste. „Wir haben nur die drei Fenster dahinter erneuert, weil sie sich jetzt nach außen klappen lassen“, erzählt der Clubpräsident. „So können wir Getränke auch nach draußen reichen.“

Clubpräsident Thomas Thaler öffnet hinter der Bartheke eines der Fenster nach außen. Künftig können Getränke so auch auf die vergrößerte ...
Clubpräsident Thomas Thaler öffnet hinter der Bartheke eines der Fenster nach außen. Künftig können Getränke so auch auf die vergrößerte Terrasse hindurchgereicht werden. | Bild: Kirsten Astor

Damit die Segler beim Genießen ihrer kühlen Getränke nicht in der prallen Sonne sitzen müssen, kommt noch eine große Plane über die Terrasse, die um drei Meter verlängert wurde. „Die Begehrlichkeiten der Mitglieder sind groß“, sagt der 63-Jährige und schmunzelt. Deshalb ist für das oberste Stockwerk ein weiteres Schmankerl geplant.

Die Terrasse wurde um drei Meter verbreitert, eine Plane mit Gestell als Sonnenschutz fehlt noch. „Die Handwerker sind derzeit so ...
Die Terrasse wurde um drei Meter verbreitert, eine Plane mit Gestell als Sonnenschutz fehlt noch. „Die Handwerker sind derzeit so ausgebucht“, sagt Thomas Thaler, Präsident des Yachtclubs Hard. | Bild: Kirsten Astor

Mit kühlem Getränk in den Sonnenuntergang blicken

Wo die beiden Führerkabinen der Kapitäne waren, soll ein „kleines, feines Sonnendeck“ entstehen. Die eine Kabine enthält noch die alte Steuertechnik, außerdem Tisch und Stühle. Hier soll das Regattabüro einziehen. „Die andere Kabine wird irgendwann entkernt, dort möchten wir eine Sundowner-Bar einrichten. Aber das ist nicht das Dringendste“, sagt der Präsident und lacht.

Eine der ehemaligen Führerkabinen für Kapitäne enthält noch die alte Technik. Die Scheinwerfer und das Nebel- und Signalhorn ...
Eine der ehemaligen Führerkabinen für Kapitäne enthält noch die alte Technik. Die Scheinwerfer und das Nebel- und Signalhorn funktionieren sogar noch. Hier zieht das Regattabüro ein, für die andere Kabine ist eine Sundowner-Bar geplant. | Bild: Kirsten Astor

Das meiste ist geschafft, nun fehlen nur noch Kleinigkeiten. „Wir haben einiges mehr gemacht als geplant und budgetiert, aber durch unsere Eigenleistungen haben wir auch rund 200.000 Euro eingespart“, sagt der 63-Jährige stolz. „Der Umbau hat uns als Verein noch enger zusammengeschweißt, dabei gab es anfangs ein paar Skeptiker, die sich nicht vorstellen konnten, wie viel Arbeit auf uns zukommt und was es kostet.“

Die große Mehrheit der Mitglieder sei aber für den Kauf und Umbau der „Fonti“ gewesen, inzwischen seien alle restlos überzeugt. „Die ersten Veranstaltungen fanden schon im Winter statt, und jetzt zur Segelsaison heißen wir auch gern andere Vereine bei uns herzlich willkommen“, so Thomas Thaler. Er freut sich auf alle Gäste: „Unser Clubheim ist einzigartig auf dem Bodensee.“