
Schon von Weitem ist die große Verwandlung ersichtlich, die die alte Fähre „Fontainebleau“ durchgemacht hat. Beim letzten SÜDKURIER-Besuch im Mai 2024 standen die rund 100 aktiven Helfer des Yachtclubs Hard bei Bregenz ziemlich am Anfang ihres großen Projekts, das Fährschiff in ein schickes Clubheim umzubauen. Nun, ein Jahr später, erstrahlt die alte Dame nicht nur von außen in neuem Glanz.

Das charakteristische Hellblau außen und Türkis an den Treppen der „Fonti“ – wie manch Konstanzer die Fähre liebevoll genannt hat – ist verschwunden, ersetzt durch ein sattes Blau. Allein die neue Lackierung der ehemaligen Autofähre innen, außen, auf dem Oberdeck und unter Wasser dauerte zwei Monate. „Dafür wurde das Schiff nach Romanshorn geschleppt und aus dem Wasser gehoben“, erzählt Clubpräsident Thomas Thaler.
Doch nicht nur die Optik hat sich verändert, sondern die ausgemusterte Autofähre gewann vor allem viele neue Funktionen. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Schiff Autos über den Bodensee schipperte – jetzt ist die „Fonti“ dazu da, dem Yachtclub eine neue Heimat zu bieten. Denn das alte Clubheim war viel zu klein.

„Über 20 Jahre lang haben wir nach einer Lösung gesucht“, sagt Thomas Thaler. Da seine Stahlbaufirma guten Kontakt zu den Stadtwerken Konstanz hatte, erfuhr er schon im Jahr 2018, dass die „Fontainebleau“ außer Dienst genommen werden sollte. Damals wurde beschlossen, die neue Fähre „Richmond“ zu bauen.

Im Jahr 2020 bekundete der Yachtclub Hard Interesse am Kauf der alten Fähre, doch erst im Oktober 2023 unterschrieb er den Kaufvertrag. „Die ‚Fonti‘ sollte eigentlich schon drei Jahre früher zu uns kommen, aber das neue Schiff wurde ja nicht fertig“, sagt der 63-Jährige.
Umso glücklicher sind die 50 Jugendlichen und rund 250 erwachsenen Mitglieder des Segelclubs, dass sie nach langer Wartezeit nun endlich einen angemessenen Ort für Treffen und viel Platz zum Lagern haben. Bei einem Rundgang über die Fähre steigt Thomas Thaler vom ehemaligen Fahrbahndeck aus eine neue, breite Treppe ins Untergeschoss hinunter.
Platz für die Jugend statt Motoren
„Wo früher Motoren und Generatoren waren, erhält die Jugend ihren Raum“, erklärt der Präsident. Außerdem hat sich Oberbootsmann Uwe Biatel dort eine Werkstatt eingerichtet, auch ein Getränkelager ist vorhanden.

Thomas Thaler deutet auf eine rote Tür und sagt: „Wir haben die aus unserem alten Clubheim hier wieder eingebaut.“ Als er sie öffnet, werden im Raum dahinter die türkisfarbenen Sessel sichtbar, die einst den Fahrgästen an Deck zur Verfügung standen. Sie sollen irgendwann einen neuen Platz bekommen.

Zurück auf dem Fahrbahndeck fällt eine Front aus Plexiglas ins Auge, die eine der ehemaligen Zufahrten verschließt. „Diese Wände gehörten zur Fähre“, so Thaler. „Damit konnte das Fahrbahndeck schon früher bei Veranstaltungen vor Wind geschützt werden.“

Weiter geht der Rundgang eine Treppe hoch. Die alten Toiletten wurden durch neue ersetzt, außerdem stehen den Clubmitgliedern nun getrennte Männer- und Frauenduschen zur Verfügung. Um Fläche zu gewinnen, wurde eine Treppe entfernt. Zugang zum Aufenthaltsbereich gibt es nur noch auf der anderen Seite des Schiffes.

Dort wartet das Herzstück des Clubheims: Der neue Treffpunkt bietet 100 Gästen einen Sitzplatz. Auf dem Boden ist schönes Parkett verlegt, die Decke wurde blau gestrichen. Der Raum kann durch eine Glasscheibe mit Tür in zwei Teile getrennt werden. Neue Gastronomiemöbel aus Niederösterreich sorgen für eine gemütliche Atmosphäre.

Doch bewusst haben die Segler einige historische Elemente erhalten: „Die Leuchtkörper an der Decke waren schon da, nur die Lichter sind jetzt LED“, so Thaler. Auch die Holzverkleidung an den Seiten, die Heizung, die in der Decke verbaute Sprechanlage und die meisten Fenster sind original.
Die alte Küche blieb ebenfalls erhalten, sie wurde nur durch eine zweite Theke mit Stauraum ergänzt – und diese bietet eine technische Finesse. Ein Fernseher lässt sich auf Knopfdruck herausfahren. „Den benötigen wir zum Beispiel für Schulungen oder Vorträge“, sagt Thomas Thaler.
Auf der anderen Seite des langen Raumes wartet eine Theke mit Barhockern und Zapfanlage auf die Gäste. „Wir haben nur die drei Fenster dahinter erneuert, weil sie sich jetzt nach außen klappen lassen“, erzählt der Clubpräsident. „So können wir Getränke auch nach draußen reichen.“

Damit die Segler beim Genießen ihrer kühlen Getränke nicht in der prallen Sonne sitzen müssen, kommt noch eine große Plane über die Terrasse, die um drei Meter verlängert wurde. „Die Begehrlichkeiten der Mitglieder sind groß“, sagt der 63-Jährige und schmunzelt. Deshalb ist für das oberste Stockwerk ein weiteres Schmankerl geplant.

Mit kühlem Getränk in den Sonnenuntergang blicken
Wo die beiden Führerkabinen der Kapitäne waren, soll ein „kleines, feines Sonnendeck“ entstehen. Die eine Kabine enthält noch die alte Steuertechnik, außerdem Tisch und Stühle. Hier soll das Regattabüro einziehen. „Die andere Kabine wird irgendwann entkernt, dort möchten wir eine Sundowner-Bar einrichten. Aber das ist nicht das Dringendste“, sagt der Präsident und lacht.

Das meiste ist geschafft, nun fehlen nur noch Kleinigkeiten. „Wir haben einiges mehr gemacht als geplant und budgetiert, aber durch unsere Eigenleistungen haben wir auch rund 200.000 Euro eingespart“, sagt der 63-Jährige stolz. „Der Umbau hat uns als Verein noch enger zusammengeschweißt, dabei gab es anfangs ein paar Skeptiker, die sich nicht vorstellen konnten, wie viel Arbeit auf uns zukommt und was es kostet.“
Die große Mehrheit der Mitglieder sei aber für den Kauf und Umbau der „Fonti“ gewesen, inzwischen seien alle restlos überzeugt. „Die ersten Veranstaltungen fanden schon im Winter statt, und jetzt zur Segelsaison heißen wir auch gern andere Vereine bei uns herzlich willkommen“, so Thomas Thaler. Er freut sich auf alle Gäste: „Unser Clubheim ist einzigartig auf dem Bodensee.“