Die Volksbank Konstanz kommt nicht aus den Schlagzeilen. Seit Monaten steht sie im Fokus, weil sie vermittelte Immobilienkredite ausgereicht hat, bei denen nicht annähernd genügend Sicherheiten hinterlegt waren. Die Bank sprach dabei selbst von bis zu 20 Millionen Euro, die hier im Feuer ständen. Nun verlässt eines der beiden Vorstandsmitglieder die Genossenschaftsbank, und die Begleitumstände werfen neue Fragen auf.
Offiziell ist von einer einvernehmlichen Lösung die Rede. Doch nach SÜDKURIER-Informationen hat der Aufsichtsrat der Volksbank nach sieben Jahren dem Co-Vorstand Schuhmacher (50) das Vertrauen entzogen. In der Folge einigten sich Kontrollgremium und Bankchef auf die Modalitäten des Ausscheidens. Und dabei war offenbar auch Ziel, dass Schuhmacher schnell geht: Bereits zum 31. Januar verlässt er die größte Bank mit Hauptsitz in Konstanz.

Offiziell heißt es zum Ausscheiden Schuhmachers in einer Pressemitteilung der Volksbank: „Hintergrund sind unterschiedliche Auffassungen über die künftige Geschäftsstrategie der Volksbank.“ Das, so sagen mit den Vorgängen vertraute Personen, ist nicht einmal falsch. Denn Teil dieser Geschäftsstrategie ist auch, ob die Volksbank Konstanz eine Fusion mit einer Nachbarbank anstrebt und wenn ja, mit welcher. Dazu gab es zwischen Schuhmacher und seiner Vorstandkollegin Sabine Meister offenbar unterschiedliche Vorstellungen.
Patricia Wochner, die bei der Volksbank die Kommunikation verantwortet, bestätigt auf SÜDKURIER-Anfrage dazu, dass sich die Bank seit Längerem und grundsätzlich mit einem möglichen Zusammenschluss beschäftigt. So hatte es der damalige Doppelvorstand auch bei der letzten gemeinsamen Bilanzpressekonferenz im Februar 2024 bestätigt.
Wie es heißt, favorisiert Meister ein Zusammengehen mit der ungleich größeren Volksbank Bodensee-Oberschwaben, die ihrerseits das Ergebnis einer Fusion von Friedrichshafen, Tettnang und Ravensburg ist. Dem soll Schuhmacher eher skeptisch gegenübergestanden sein.
Fusionspläne waren laut Sprecherin „nicht maßgeblich“
Dass die Fusionsfrage aber den Bruch ausgelöst habe, weist Wochner zurück: „Das hat vielleicht eine Rolle gespielt, war aber nicht maßgeblich.“ Auch seien es nicht persönliche, sondern fachliche Differenzen zwischen den Vorständen gewesen, die am Ende den Aufsichtsrat offenbar zum Handeln veranlassten.
Die fragwürdigen Geschäfte im Umfeld des Influencers Immo-Tommy oder andere Fälle, in denen das bankinterne Kontrollsystem zunächst nicht wie geplant funktioniert hat, hätten bei der Trennung von Schumacher ausdrücklich keine Rolle gespielt: „Es gab keine gravierenden Pflichtverletzungen“, so Volksbank-Sprecherin Wochner.
Kunden und Mitarbeiter mochten den scheidenden Vorstand
Bei den Mitarbeitenden der Volksbank galt der stets unkompliziert und zupackend wirkende Schuhmacher als beliebt. Auch Kunden lobten immer wieder sein Bemühen, Nähe zum Markt aufzubauen. So heißt es auch in der Pressemitteilung zu seinem Ausscheiden: „In den sieben Jahren als Vorstandsmitglied unserer Bank hat sich Martin Schuhmacher bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch bei Mitgliedern sowie Kundinnen und Kunden eine hohe Wertschätzung erworben.“
Schumacher verlässt eine Bank, die – nach eigenem Bekunden – wie viele andere in einem herausfordernden Umfeld viele Hausaufgaben zu machen habe. In einer wirtschaftlichen Schieflage sei die Volksbank aber nicht. Das Jahr 2024 werde mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, sagt dazu Patricia Wochner, und auch für 2025 sei dies geplant und realistisch.

Das Thema Banken-Fusion löst in Konstanz ein kleines Trauma aus
Ob, wann und wie die Fusionsfrage erneut diskutiert wird, gilt nach der überraschenden Personalie als offen. Bei einem Zusammenschluss über den Bodensee hinweg wäre Konstanz der deutlich kleinere Partner, was in Konstanz viele Erinnerungen an die Sparkassen-Fusion vor fast genau 25 Jahren weckt, die den Bankstandort Konstanz in der Folge deutlich geschwächt hatte.
Bewegung ist in der genossenschaftlichen Bankenlandschaft auch am Hochrhein, wo die Volksbank Hochrhein (Hauptsitz in Waldshut) noch eigenständig ist, während die Volksbank Rhein-Wehra inzwischen Teil der sich selbst so bezeichnenden Gestalterbank (Hauptsitze in Villingen und Offenburg) ist.
Die vakante Vorstandsposition wird die Bank nach eigener Darstellung nachbesetzen. In der Zwischenzeit, so die Pressemitteilung, werde das genossenschaftliche Institut von Sabine Meister in Zusammenarbeit mit den Prokuristen und den weiteren Führungskräften geleitet. „Der Aufsichtsrat bedankt sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit und wünscht Martin Schuhmacher für seinen weiteren Berufs- und Lebensweg sowie privat alles Gute und weiterhin viel Erfolg“, wird Aufsichtsratsvorsitzender Günter Spiri zitiert.