Durch den Haupteingang hat schon länger kein Student mehr die Universität betreten und auch die letzte Vorlesung im Audimax, dem größten Hörsaal, liegt schon eine ganze Weile zurück. Denn seit April 2023 ist das Gebäude A, in dem sich sowohl die meisten Vorlesungssäle als auch das Foyer der Universität befinden, aufgrund von Sanierungsarbeiten gesperrt.

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Doch wie lässt sich die Sperrung des zentralen Hörsaalgebäudes kompensieren? Ein Ausfall von Vorlesungen kann logischerweise keine Option sein und auch die vermehrte Online-Lehre wäre vor dem Hintergrund der vergangenen Corona-Semester eher ein Rückschritt.

Übergangslösung Konzil

Glücklicherweise konnten andere Lösungen gefunden werden. Jürgen Graf, Pressesprecher der Universität Konstanz, erklärt, dass durch die Nutzung von Randzeiten mehr Vorlesungen in den weiteren Hörsälen stattfinden können. Die größten Veranstaltungen, die sonst im Audimax stattgefunden hätten, habe man allerdings ins Konzil verlegen müssen.

Diese Maßnahme habe sich laut Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz, bewährt. Natürlich habe sich zu Beginn alles ein wenig einpendeln müssen, mittlerweile haben sich aber alle daran gewöhnt. Zu Beschwerden vonseiten der Studierenden sei es nicht gekommen. „Natürlich sind wir dennoch froh, wenn alle wieder hier oben auf dem Gießberg versammelt sind“, fügt Holzinger hinzu.

„Natürlich sind wir froh, wenn alle wieder hier oben auf dem Gießberg versammelt sind“, sagt Katharina Holzinger, Rektorin der ...
„Natürlich sind wir froh, wenn alle wieder hier oben auf dem Gießberg versammelt sind“, sagt Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz. | Bild: Hanser, Oliver

Denkmalschutz steht optischen Neuerungen im Weg

Dies könnte schon bald der Fall sein: Zu Beginn des neuen Semesters im Oktober sollen die Arbeiten, bei denen es sich um Sanierungen des Brandschutzes und Verbesserungen im technischen Bereich handelt, abgeschlossen sein. Auf optische Veränderungen können sich die Studierenden aus einem einfachen Grund allerdings nicht freuen: Die gesamte Universität steht unter Denkmalschutz.

Holzinger räumt ein, dass man sich die Universität an der ein oder anderen Stelle sicher etwas moderner vorstellen könne. Trotzdem ist sie froh über den Denkmalschutz: „Unsere Universität ist die schönste der Universitäten, die in den 70er-Jahren in Deutschland gebaut wurden. Durch die Hanglage und die ‚skurrile Architektur‘, so ein Studierender, erlangt sie einen ganz besonderen Charme“, findet die Rektorin.

Auch Teile des Innenhofs der Universität sind aufgrund der Arbeiten im Gebäude A gesperrt.
Auch Teile des Innenhofs der Universität sind aufgrund der Arbeiten im Gebäude A gesperrt. | Bild: Jonas Bernauer

Und auch trotz des Denkmalschutzes wird es zu Veränderungen kommen. Der Bereich des Foyers, in dem sich vor der Pandemie noch eine Buchhandlung befand, wird mit Abschluss der Arbeiten für die Studierenden zugänglich. So wird dieses größer und offener werden.

Jüngere Studenten gehören zur „Generation Konzil“

Dass es einmal einen Buchladen an der Universität gab, weiß Judith Rost nicht. Die 20-Jährige studiert im zweiten Semester Politik- und Verwaltungswissenschaften und kennt die Uni somit nicht ohne Baustelle. „Ich gehöre zur Generation Konzil“, sagt die Studentin lachend. Die meisten ihrer Vorlesungen fänden dort statt.

„Die zentrale Lage ist natürlich super“, sagt Judith Rost (20), die den Vorlesungen im Konzil auch etwas positives abgewinnen kann.
„Die zentrale Lage ist natürlich super“, sagt Judith Rost (20), die den Vorlesungen im Konzil auch etwas positives abgewinnen kann. | Bild: Jonas Bernauer

Rost ist zwiegespalten, was die Veranstaltungen im Konzil betrifft. Die Studentin berichtet, dass es oftmals zu technischen Schwierigkeiten komme, weshalb sich der Beginn der Vorlesungen verzögere. Auch die Gegebenheiten des Saales bringen Schwierigkeiten mit sich.

„Da der Raum flach ist, bekommt man hinten oft nichts mit“, erklärt Rost. Auch eine ihrer Professorinnen habe bemerkt, dass die Aufmerksamkeit der Studierenden bei Vorlesungen im Konzil schneller abnehme.

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An manchen Tagen müsse Rost zudem zweimal zwischen Konzil und Universität hin und her wechseln. „Das ist natürlich manchmal etwas anstrengend“, meint die Studentin, in anderen Universitätsstädten sei dies aber gang und gäbe. An einem Tag in der Woche müsse die Studentin aber nur für eine Vorlesung ins Konzil. „Da ist die zentrale Lage dann natürlich super“, meint sie. Bibliothek und Mensa gebe es bei Bedarf ja auch an der HTWG am Seerhein.

„Im Foyer war damals immer Action“

Julia Korsmeier studiert seit 2017 an der Uni. Die 25-Jährige, die nur noch eine mündliche Prüfung vom Abschluss ihres Jurastudiums trennt, kann sich noch gut an die Zeit vor der Baustelle erinnern: „Im Foyer wurden damals oft Poster, Kleidung oder auch Tickets für Veranstaltungen verkauft – da war immer Action“, berichtet sie.

„Im Foyer wurden damals oft Poster, Kleidung oder auch Tickets für Veranstaltungen verkauft“: Julia Korsmeier (25) kann sich noch gut an ...
„Im Foyer wurden damals oft Poster, Kleidung oder auch Tickets für Veranstaltungen verkauft“: Julia Korsmeier (25) kann sich noch gut an die Zeit vor der Baustelle erinnern. | Bild: Jonas Bernauer

Korsmeier selbst stört die Baustelle nur wenig. „Ich verbringe meine Zeit an der Uni ohnehin nur noch in der Bibliothek“, berichtet sie. Manchmal sei der Baulärm aber auch dort zu hören – die Konzentration fördere dies natürlich nicht.

Auch wenn die Jura-Studentin von den laufenden Bauarbeiten nicht mehr profitieren wird, findet sie gut, dass sich an der Uni etwas tut. Gerade wenn die Arbeiten, wie im Fall der Sanierung der Brandschutzanlage, Sicherheit gewährleisten, seien sie natürlich zwingend notwendig. Dafür könne man dann schon mal etwas Lärm in Kauf nehmen, findet die Studentin.