Es gibt ein nicht unumstrittenes Handlungsprogramm Fußverkehr. Gehwegverbreiterungen machen das Gros des derzeitigen Maßnahmenkatalogs aus. Viele Konstanzer Bürger können das nicht verstehen und sagen, es gebe Dringlicheres, damit Fußgänger besser und sicherer durch den Verkehr kommen. Sie sind nämlich die schwächsten Verkehrsteilnehmer und müssen sich gegen Auto-, Motorrad-, Motorroller-, E-Bike-, Pedelec- und Lasten- und normale Fahrradfahrer, aber auch gegen Lastwagen, Lieferwagen und Busse behaupten.
Der Stadtseniorenrat hatte neulich einen Fußverkehrs-Check gemacht, Gefahrenstellen identifiziert und die Ergebnisse der Stadt Konstanz übermittelt. Doch im aktuellen Maßnahmenkatalog findet sich fast nichts davon wieder. Im Gegenteil: Viele heikle Stellen wurden bislang komplett ignoriert. Irene Heiland und Elisabeth Jansen vom Stadtseniorenrat, Christian Millauer von der Bürgergemeinschaft Petershausen und Walter von Witzleben vom neu gegründeten Verein Fuß e.V. geben Beispiele für heikle Problemzonen.
Am Zähringerplatz gibt es viele schwierige Stellen. Irene Heiland weist auf den Überweg vom Seehrein-Center zur gegenüberliegenden Bushaltestelle hin. Center-seitig sei der Bordstein abgesenkt, so dass auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren auf die Mittelinsel gelangen. Bei der Bushaltestelle ist dann aber ein 18 Zentimeter hoher Kasseler Bord, ein massiver Randstein, der das Einsteigen in den Bus erleichtert, aber auch ein großes Hindernis sein kann. „Wie soll das mit Rollator gehen?“, fragt sich also Irene Heiland.

Generell, da sind sich die vier einig, geht es an den Stellflächen bei den Ampeln am Zähringerplatz viel zu eng zu. Alle, die an der Ampel warten – ob Fußgänger oder Radler – haben kaum Platz; und direkt hinter ihnen führt der Radweg vorbei. Auch hieran gibt es schon seit vielen Jahren Kritik, ohne dass sich die Situation nennenswert verbessert hätte.

In der Jahnstraße, mittlerweile längst Fahrradstraße, sehen die vier Akteure ebenfalls Mängel. Wenn die Bahnschranke geschlossen ist, berichtet Christian Millauer, dann stünden Massen an Fahrradfahrern direkt vor der Schranke. Es sei dann kaum möglich, als Fußgänger an dieser Stelle die Straßenseite zu wechseln.
Verschlimmbessert: Damit Fußgänger die Fahrradstrecke im Herosé-Park zwischen Radbrücke und Ebertplatz queren können, hat die Stadt Konstanz extra Fußstapfen auf den Boden malen lassen. Nett, aber: Die Fußabdrücke nimmt kaum ein Radler als Fußgängerüberweg wahr, zumal die blauen Streifen mit Fahrradsymbol und Richtungspfeil vielmehr den Zweirad-Highway unterstreichen, sagt Christian Millauer aus Erfahrung.
Als Elisabeth Jansen queren will, wird sie von einem schnell heranfahrenden Radler beschimpft: „Das ist doch ein Radweg!“ Hier müsse dringend etwas verbessert werden, findet Irene Heiland. Wie es mit einer Zebrastreifen-Adaption wäre? Heiland findet jedenfalls, die Stadt gebe sehr viel Geld für Gutachter und Planungen aus. Bei der „versammelten Intelligenz“ müsse eine „gescheite Lösung“ her.

Christian Millauer kann nicht nachvollziehen, warum die Stadt an der Fahrradstraße im Herosè-Park an einer Stelle diesen Minizaun hingestellt hat. „Das ist eine gefährliche Stolperfalle. Gerade im Dunkeln sieht man sie nicht“, so Millauer.

Auch die Bushaltestelle in der Spanierstraße am Sternenplatz hat es in sich. Kaum ausgestiegen, schon stehen die Busfahrgäste bereits auf dem Radweg, wo gerne mal ein Radler mit Minimalabstand vorbeizischt. Mangels Wegweisung würden sich dann auch noch viele fragen: Wohin geht es jetzt?

Gefährlich findet Elisabeth Jansen die Strecken bei den Unterführungen am Sternenplatz, und zwar längst nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Radfahrer: „Man sieht Radler, die aus der dunklen Unterführung schnell herausfahren, viel zu spät.“

Hier hat der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga zwar schon die bereits aus dem Herosé bekannte gelbe Fußmarkierung veranlasst, aber es bringt nichts, finden (von links) Walter von Witzleben, Christian Millauer und Elisabeth Jansen. Die Fahrradfahrer, so ihre Erfahrung, achteten nicht auf die Markierung, während vor allem Touristen nur den Blick für den See hätten, nicht aber für den Radverkehr.

Und wer hat hier an der Ecke See- und Glärnischstraße Vorfahrt? Der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffka hat hier schon die Idee der Einbahnstraße (für Autos) umsetzen lassen. Autofahrer können seither nur von der Seestraße kommend in die Glärnischstraße fahren; lediglich Radler könnten noch aus der Glärnisch- in die Seestraße kommen. Christian Willauer und Irene Heiland fragen sich, wie hier die Vorfahrt geregelt ist. Das Verkehrsschild sehen sie nicht: Es hängt zu hoch.

Die Markierungen in der Konzilstraße am Überweg zum Inselhotel sind nett, ändern aber nichts am dort schon vielfach beklagten Chaos. Das große Problem schildert Irene Heiland: „Die Fußgänger haben Grün, aber für die Fahrradfahrer gilt die Ampel nicht. Und die Fahrradfahrer, die von der Innenstadt Richtung Rheinbrücke fahren, haben kein Ampelsignal und wissen daher nicht, wann die Fußgänger über die grüne Ampel laufen.“ Diese Gefahrenstelle sollte ihrer Ansicht nach dringend entschärft werden.

Die nahegelegente Bushaltestelle Konzilstraße ist, auch da erinnern die Senioren-Vertreter an eine bekannte Problemzone, ebenfalls ein Gefahrenherd und ein typisches Beispiel für die Situation an den meisten Konstanzer Bushaltestellen. Die Fahrgäste (hier von links Elisabeth Jansen, Walter von Witzleben und Christian Millauer) steigen aus und sind schon fast auf der Fahrradspur. Das Heikle an dieser speziellen Stelle ist die blaue Fahrradmarkierung, die optisch den Radlern Priorität signalisiert.

Verkehrsführungs-Wirrwarr schließlich am Überweg von der Zollernstraße zum Konzil. Radler dürfen eigentlich gar nicht über die Straße fahren, sondern müssten laut Ampelzeichen schieben, erläutert Irene Heiland. Nicht zu vergessen: Im Stadtgarten, Konzilvorplatz und Hafenstraße ist das Fahrradfahren überhaupt nicht gestattet. Und genau an dieser Stelle, wo (von links) Irene Heiland, Elisabeth Jansen, Christian Millauer und Walter von Witzleben stehen, ist Fahrradverkehr in jede Richtung möglich. Da sollte dringend eine klare Lenkung für alle Verkehrsteilnehmer her, finden die Vier.