Weiblicher, jünger, grüner – diese Erwartungshaltung richteten viele Konstanzer 2019 an den neuen Gemeinderat. Ganz unberechtigt war diese Hoffnung nicht. Denn der Anteil der Frauen auf der Kandidatenliste war mit 40,4 Prozent recht hoch. Das ergibt sich aus den Auswertungen der Stadt zu Wahlen.
Der Anteil der jungen Kandidaten (unter 30 Jahre) war von 2,5 Prozent (Wahl 2014) auf 15 Prozent (Wahl 2019) gestiegen. Und nur wenige Wochen vor der Kommunalwahl wurde in Konstanz der Klimanotstand ausgerufen. Aber haben sich die Erwartungen erfüllt?
Gewinner und Verlierer der Wahl 2019
Die klaren Gewinner der Wahl 2019 war die Freie Grüne Liste (FGL). Sie wurden mit 31,8 Prozent der Stimmen zur stärksten Partei im Konstanzer Gemeinderat gewählt. Damit hatte die FGL einen ordentlichen Sprung hingelegt. Sie hatte somit 8,2 Prozentpunkte zugelegt, denn 2014 erhielt die Partei noch 23,6 Prozent der Stimmen. Der Trend, dass die FGL immer mehr Wählerstimmen erhält, ist seit 1999 ungebrochen.
Ebenfalls zu den Gewinnern der letzten Wahl konnte das Junge Forum Konstanz (JFK) gezählt werden. Sie hatten 10,3 Prozent der Stimmen erhalten und damit 3,5 Prozentpunkte gutgemacht.
Der Verlierer der letzten Wahl war eindeutig die CDU. Die Christdemokraten bekamen 2019 nur 18,4 Prozent und wurde damit auf den zweiten Platz verwiesen. Sie hatten 6,7 Prozentpunkte verloren. Mit dem schlechten Ergebnis verschwanden auch einige Sitze im Gemeinderat für sie. 2019 konnten die Christdemokraten nur noch auf sieben Stühlen Platz nehmen, 2014 waren es nur noch zehn.
Auch die SPD musste Federn lassen. Die Genossen konnten nur 12,2 Prozent der Wähler überzeugen und hatten damit einen Verlust von 6 Prozentpunkten zu verkraften. Statt bisher zu siebt, konnten die Fraktion nur noch zu fünft in Gemeinderat einziehen.

Kaum Bewegung nach unten oder oben gab es bei den Freien Wählern, der FDP und Linken Liste Konstanz (LLK). Sie verloren oder gewannen bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren zwischen 0,8 und einem Prozentpunkt.
Ist der Gemeinderat jünger geworden?
Ja, das ist er in der Tat, allerdings nur minimal. Das Durchschnittsalter der Gemeinderäte 2014 lag bei 54,6 Jahren. 2019 waren die Stadträte dann im Schnitt 53,2 Jahre alt. Wirklich jung waren die Gemeinderäte damit eigentlich nicht. Aber: Es standen sehr viele Kandidaten unter 30 Jahren auf den Wahllisten der Parteien. 18,2 Prozent hatten noch keine 30 Kerzen auf der Geburtstagstorte ausblasen müssen.
Doch nicht nur die Zahl der U-30-Kandidaten ist 2019 gestiegen, sondern auch die der Ü-60-Jährigen. 33,6 Prozent der Kandidaten waren älter als 60 Jahre. Letztendlich waren 40 Prozent der gewählten Stadträte über 60.
Die Altersstruktur im Gemeinderat, der 2019 gewählt wurde, war sehr breit gefächert. Sie reichte von 21 bis 77 Jahren. Die jüngste Stadträtin war Nina Röckelein (FGL, tritt 2024 nicht mehr zur Gemeinderatswahl an), der älteste Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU). Er hat sich mit 81 Jahren bereits im Mai 2023 aus den lokalpolitischen Gremien zurückgezogen.
Der Gemeinderat, über den die Konstanzerinnen und Konstanzer am 9. Juni 2024 entscheiden werden, könnte sich wieder etwas verjüngen. Im Durchschnitt sind die Kandidaten 51,3 Jahre alt. Der jüngste Kandidat ist Jahrgang 2007: Max Jurisch. Er ist Schüler und kandidiert für die FDP. Die älteste Kandidatin ist Jahrgang 1939. Es ist Rentnerin Bärbel Köhler (FGL/Grüne).

Mehr Frauen oder doch mehr Männer?
Der Gemeinderat sei weiblicher geworden – dieser Eindruck täuscht. Denn obwohl unter den 280 Kandidierenden vor fünf Jahren 40,4 Prozent Frauen waren, waren nur 35 Prozent der gewählten Gemeinderäte weiblich. 14 Frauen konnten sich einen Platz im Gemeinderat sichern, die restlichen 36 Sitze gingen an Männer.
Die Partei mit den meisten Frauen war die FGL. Sieben Frauen konnten bei ihnen im Gemeinderat Platz nehmen. Keine einzige Stadträtin stellten CDU und FDP. Und wie sieht es 2024 aus? 116 der 284 aufgestellten Kandidaten aller Listen sind Frauen. Der Frauenanteil liegt damit bei 40,9 Prozent.
Welcher Stadtteil ist grün, welcher schwarz oder rot?
Grün, schwarz oder rot? Je nachdem, in welchem Stadtteil der Konstanzer Wähler wohnt, hat er sich tendenziell eher für eine bestimmte Partei entschieden. Grob gesagt, kann man sagen: Je weiter der Wähler vom Konstanzer Zentrum weg wohnt, desto eher entscheidet er sich für die CDU.
Die meisten Stimmen (zumindest prozentual gesehen) erhalten die Christdemokraten in den Teilorten Wallhausen (33,2 Prozent), Dettingen (27,7 Prozent) und Dingelsdorf (32,4 Prozent). Die wenigsten CDU-Sympathisanten leben in der Altstadt (13 Prozent), in Petershausen-West (15,7 Prozent) und im Stadtteil Paradies (16,1 Prozent).
Eine umgekehrte Aussage kann man über die Grünen-Wähler treffen. Die meisten von ihnen wohnen in der Altstadt (37,7 Prozent), Paradies (34,6 Prozent) und Königsbau (33,9 Prozent). In Dingelsdorf (21 Prozent), Wallhausen (22,5 Prozent) und Dettingen (23,5 Prozent) wurde damals das Kreuzchen seltener bei der FGL gemacht.
Die Hochburg der SPD liegt in Dettingen (18,1 Prozent), die der Freien Wähler in Litzelstetten (19,3 Prozent), während die FDP in Petershausen-Ost (9,8 Prozent, dicht vor Litzelstetten mit 9,7 Prozent) eher Stimmen erhält. In Petershausen-Ost wählen die Bürgerinnen und Bürger eher das Junge Forum und im Industriegebiet die Linke Liste Konstanz.
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