Acht Wochen vor der Wahl – ab da beginnt der große Stress. Das sagt Andreas Thöni, Leiter Organisation und Service der Stadtverwaltung. Er spricht aus Erfahrung und hat unter anderem die Oberbürgermeisterwahl 2020 organisiert. Mittlerweile gibt es ein eigenes Team, das die Wahlen vorbereitet, und dessen Leiter ist seit vergangenem Jahr Bernd Bulir. Der erste große Urnengang, den er vorbereitet, steht am 9. Juni an.
Kommunalwahlen als Königsdisziplin
Thöni bezeichnet die parallel stattfindenden Kommunal- und Europawahlen organisatorisch als „Königsdisziplin“. Viele Fristen und zahlreiche Formalien sind einzuhalten, damit die Wahl nicht angefochten werden kann. Rund 550 Wahlhelfer und Wahlhelferinnen gilt es zu gewinnen. Zehntausende Stimmzettel müssen gedruckt werden – und das eben nicht nur für die Wahl des Gemeinderats, sondern auch für den Kreistag, für das Europäische Parlament und in drei Konstanzer Stadtteilen für den Ortschaftsrat.
Warum all dieser Aufwand notwendig ist, kann Bernd Bulir aus seiner eigenen Biografie heraus erklären. Der 55-Jährige ist in Leipzig aufgewachsen. „Ich habe es lange genug miterlebt, dass andere für einen entscheiden wollten und einem eine Pseudo-Wahl anboten“, sagt er mit Blick auf das politische System der DDR. „Insofern bin ich froh, an dieser entscheidenden Stelle mitwirken zu dürfen.“
Viele Hürden für die Kommunalwahl sind schon genommen, etwa die Prüfung der Wahlvorschläge der Parteien und Wählervereinigungen. Die Listen sind inzwischen öffentlich. Jetzt steht der Versand der Wahlbenachrichtigungen und Stimmzettel an. Die Arbeit reißt also nicht ab.
Die Wahl als zweite Fasnacht
Da heutzutage viele Menschen die Briefwahl in Anspruch nehmen, müssen die Briefkästen der Stadt regelmäßig gelehrt werden. In den Hochphasen alle zwei Stunden, sagt Andreas Thöni. Er berichtet, dass am Bürgerbüro einmal ein gefundener Geldbeutel eingeworfen wurde, der dann den Briefkasten für die Wahlbriefe verstopfte.
Es gibt also eine ganze Menge zu bedenken. Da verwundert es nicht, dass Bulir erzählt, seine Mitarbeiter würden aktuell durchaus mal unruhig schlafen. Neben all dem Stress, sieht der Wahlleiter als Zugezogener aber auch einen positiven Aspekt in den Wochen vor der Wahl. „Ich bin neu hier in der Stadt und ich habe die Fasnacht als sehr gemeinschaftsstiftend empfunden“, sagt er. Ähnliches erlebt Bulir jetzt auch mit der Wahl – die sei ein Thema, über das die Konstanzer und Konstanzerinnen reden.
Wahlen gibt es auch intern
Thöni hebt hervor, dass am Ende von Wahlen ein Ergebnis steht – und damit ein logisches Ende der Organisation. Aber auch, wenn die eine Wahl im Juni vorbei ist, hat das Team gut zu tun. 2025 steht die Bundestagswahl an, 2026 die Landtagswahl, die Vorbereitungen beginnen jeweils rund ein Jahr im Voraus. Dazu kommen interne Wahlen, beispielsweise des Personalrats. „Das ist wirklich eine Daueraufgabe“, sagt Bulir über sein Amt.