Drei Sekunden. Eine knappe Bootslänge. Bis zu den letzten Schlägen bleibt es spannend auf der Regattastrecke im kanadischen St. Catharines. Doch der Doppelvierer von Paul Maissenhälter kann sich am Ende gegen die favorisierten Kanadier durchsetzen – und sichert sich die Goldmedaille.
Weltmeister! Der Konstanzer Ruderer Paul Maissenhälter hat mit seinem Leichtgewichts-Doppelvierer bei der U23-WM Gold gewonnen. Nach 2000 Metern Renndistanz fahren sie in Kanada vor zwei Wochen als erstes Boot durchs Ziel – auch dank einer Taktikänderung: Eigentlich hat sein Team Probleme beim Start, verliert dort wichtige Meter auf die Konkurrenz.
Doch im finalen Rennen starten sie fast in Weltrekordzeit. „Das haben wir uns vorgenommen – wir wussten, dass die Gegner da besonders stark sein würden“, sagt der Konstanzer. Mit dem schnellen Start können sie die Basis für den Sieg legen, im Ziel herrscht dann große Freude: „Die Teamkollegen und meine Eltern waren auf dieser riesigen Tribüne an der Strecke – da haben alle getobt und gejubelt.“

Vier Stunden zuvor: Der Konstanzer kommt mit seinem Team an der Regattastrecke an, sie fahren noch ein letztes Mal den Kurs ab: Dann bleibt ihnen Zeit. Viel Zeit zum Nachdenken. „Ich war da schon angespannt“, erzählt der Ruderer von dem langen Warten vor Rennbeginn. Zwei Tage zuvor können Sie zwar den Vorlauf für sich entscheiden – doch das sichert ihnen noch nicht den Titel.
„Endlich geschafft!“
Paul Maissenhälter zieht sich zurück, geht im Kopf die letzten Abläufe durch: „Ich habe mich da mit meiner Kapuze und Sonnenbrille vermummt – selbst der Bundestrainer hat mich nicht mehr erkannt.“ Mit dem Startschuss fokussiert er sich dann voll auf das Rennen und rudert mit seinen Kollegen zum Weltmeistertitel. „Endlich geschafft!“, fährt es dem Konstanzer auf der Ziellinie durch den Kopf – die Mühen in der Vorbereitung werden in diesem Moment mit Gold belohnt.
Der nächste Höhepunkt folgt keine zehn Minuten später: Paul und seine drei Mannschaftskollegen werden vor dem Publikum durch den Ruder-Weltverband geehrt, die deutsche Hymne ertönt. Auch einige Tage später muss Paul Maissenhälter lächeln, wenn er an diese Minuten zurückdenkt: „Das war schon ein toller Moment: Alle auf der Tribüne haben sich einfach nur gefreut, da ist eine super Stimmung gewesen.“ Nach dem Rennen fahren die frischgebackenen Weltmeister in die Stadt zum Feiern in eine Karaoke-Bar – auch ein Burger steht als kleine Belohnung auf dem Menü.
In der Nacht geht es zurück in die Team-Unterkünfte – die Paul ein bisschen an das olympische Dorf erinnern: „Alle Nationen haben gemeinsam auf einem Uni-Campus in kleinen Studentenwohnungen gelebt: Da läuft dir auch mal in der Mensa ein Olympiasieger über den Weg“, erzählt der Ruderer über die spezielle Atmosphäre. Das deutsche Team selbst reist mit einem großen Kader von rund 80 Athleten nach Kanada – doch der Zusammenhalt sei groß gewesen, berichtet er: „Wir saßen alle zusammen um das deutsche Zelt und haben wirklich jedes Boot angefeuert.“

Die WM-Teilnahme war das große Ziel in den letzten Jahren, nun konnte Maissenhälter diesen Höhepunkt mit der Goldmedaille krönen. „Schon die Qualifikation für die Nationalmannschaft war so ein weiter Weg“, sagt er und denkt auch an seinen Konstanzer Verein: „Ich bin da meinen Teamkollegen, Trainern und dem RV Neptun sehr dankbar – der freut sich übrigens immer über neuen Nachwuchs.“
Die nächste sportliche Herausforderung wartet
Der Konstanzer kommt frisch aus dem Kanada-Urlaub mit seinen Eltern. Nach dem Rennen blieb noch Zeit für Nationalparks, Ottawa und einen kurzen Badeurlaub. Höhepunkt? „Als ich mich mal an den See liegen konnte und gar nichts machen musste“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
In Konstanz geht es für den 20-Jährigen direkt weiter: Wegen der intensiven Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft muss er einige Klausuren nachschreiben, in den nächsten Wochen steht nun BWL statt Rudern auf dem Programm. Und eine sportliche Herausforderung wartet auch schon – diesmal direkt vor der Haustüre: Kaum zu Hause, wird er beim Bodensee-Radmarathon 220 Kilometer im Sattel sitzen.