Zwischen Schulen und dem Handballverein HSG ist ein Streit über die künftige Nutzung der Schänzlehalle entbrannt. Das bestätigen sowohl Sportlehrer als auch die HSG, aber auch die Stadt Konstanz, der die Halle gehört. Es geht demnach nicht nur um Nutzungszeiten, sondern auch um die Ausstattung der Halle, die derzeit erweitert und saniert wird. Insbesondere entzündet sich die Kontroverse an den Linien, die auf dem Boden angebracht werden.

Linien auf dem Boden nur noch für Handballspiele?
Geht es nach Stadt und HSG, soll es künftig nur oder fast nur noch Markierungen für Handball geben. Die Schulen pochen darauf, dass es im Rahmen des Unterrichts auch möglich sein muss, in der Halle regelkonform Basketball, Volleyball oder Fußball zu spielen. Hinter verschlossenen Türen wird das Thema offenbar schon seit Monaten diskutiert, eine Einigung scheint noch weit entfernt.
Es geht dabei auch um die Frage, ob die Schänzlehalle in erster Linie dem Schul- oder dem Leistungssport dienen soll. Das bestätigt Frank Schädler, der zuständige Amtsleiter bei der Stadt Konstanz. Wie er im Gemeinderat auf Nachfrage einräumte, starte man im Herbst mit „sehr reduzierten“ Bodenmarkierungen. Die Stadt sei aber bereit „nachzujustieren“. Denn der Schulsport hat offenbar andere Anforderungen.
Tatsächlich geht es in dem Streit vor allem um die Linien auf dem Hallenboden. Seit die HSG wieder in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, hat das Thema Brisanz bekommen. Bei Fernseh-Übertragungen sind die Markierungen auf dem Boden, die nicht für das Handballspiel benötigt werden, unerwünscht oder verboten, dazu gibt es verschiedene Aussagen. Grund dafür ist, dass das scheinbare Chaos von Markierungen die Zuschauer verwirren könnte.

Die Schulen wiederum verweisen auf die Lehrpläne, nach denen neben Handball auch viele weitere Ballsportarten unterrichtet werden müssen. Dabei gab es offenbar auch schon Kontakte in die Politik. So sprach Neu-Stadtrat Alex Tasdelen (Junges Forum) das Thema in der öffentlichen Sitzung an.
Samuel Hofer (FGL/Grüne), der selbst Sportlehrer ist, betont: „Natürlich muss der Schulsport weiterhin möglich sein.“ In anderen Hallen gebe auch mobile Böden, die zum Beispiel für Fernsehübertragungen verlegt und dann wieder abgebaut werden.
HSG-Urgestein sagt: „Nicht primär“ für Schulsport gebaut
Dass hier auch eine Grundsatzfrage verhandelt wird, sieht auch Otto Eblen so, einer der Gründungsväter der HSG. Er sagt am Rande der politischen Debatte über die künftige Ausstattung der Schänzlehalle, diese sei „nicht primär“ für den Schulsport gebaut worden, sondern für die Ausrichtung von Leistungssport-Ereignissen.
Das sei vor Jahrzehnten so festgelegt worden, als es sowohl die Finanzierung als auch die steuerrechtliche Behandlung der Halle gegangen sei. Tatsächlich hatte die Stadt Konstanz 2002 – wie auch im SÜDKURIER zu lesen war – berichtet, man habe rund 1,4 Millionen Euro dadurch gespart, dass die Bauleistungen für die Halle ohne Mehrwertsteuer bezahlt worden seien.

Dies setzte damals voraus, dass das Gebäude zu einem bestimmten Anteil gewerblich – zum Beispiel also für Sportereignisse, für die Eintritt bezahlt werden muss – genutzt wird. Darauf beruft sich Eblen nun auch bei der Frage, welche Linien auf dem Boden angebracht werden und welche nicht.
Wie der SÜDKURIER am 5. November 2002 berichtete, ging das damalige städtische Sport- und Bäderamt davon aus, dass „in der Hauptsache Vereine und Schulen in der ab nächstem Herbst fertiggestellten Halle Sport treiben“ werden. Damals wurden die gewerblichen, also auf Leistungssport bezogenen, Anteile mit „höchstens 30 Prozent“ angegeben.
Amtsleiter sagt: Im Zweifelfall soll die Politik entscheiden
Ob das allerdings Bestand hat, steht auch nach einer kurzen Aussprache zu dem Thema im Gemeinderat in Frage. Amtsleiter Frank Schädler hat jedenfalls schon eine Ahnung, dass die unterschiedlichen Erwartungen von Schulen und HSG nochmals auf den Tisch des Rats kommen. Man strebe eine Einigung an, so Schädler, aber wenn es diese nicht gebe, müsse der zuständige Ausschuss das dann wohl politisch entscheiden.
Ein Ergebnis der Debatten könnte sein, dass die HSG einen eigenen Boden kaufen muss, der nur für die Spiele verlegt und danach jedes Mal an einem – bisher nicht vorhandenen – Platz gelagert werden müsste. Grundsätzlich denkbar wäre es wohl auch, die für das Handballspiel nicht benötigten Linien für jedes Zweitliga-Spiel abzukleben. Hier allerdings sind wohl ähnliche Auseinandersetzungen zu erwarten wie die um die Nutzung von Harz und die anschließende Reinigung der Böden für den Schulsport. Die Stadt hatte dabei für die HSG eine Ausnahme von eigentlich feststehenden Regeln gemacht.
Für einen Boden mit elektronischen Linien ist es jetzt zu spät
Schließlich gibt es inzwischen auch Böden, in denen Linien für einzelne Sportarten nach Wahl durch Beleuchtung sichtbar gemacht werden. Für diese Lösung ist der Zug allerdings abgefahren: Die Sanierung der Halle ist weitgehend abgeschlossen, und das erste HSG-Zweitligaspiel steht schon am 15. September an. Um 17 Uhr erwartet die HSG dann die Eulen Ludwigshafen.