Wenn Harald Schuster die Schänzlehalle betritt, hat er ein klebriges Erlebnis. Und das ist ziemlich oft der Fall: Schuster trainiert nicht nur dreimal in der Woche die Landesliga-Volleyballerinnen des USC Konstanz, sondern ist auch Hallenreferent beim Stadtsportverband Konstanz. „Fast täglich ist die Halle unterirdisch versaut“, sagt Harald Schuster und meint damit: von Harz verklebt.

Das „aggressive Material“ heftet an den Böden der Hallen 1 bis 3 der Schänzlehalle, an Bänken, Wänden und Türklinken. Das stört auch einige Lehrer, die mit ihren Schulklassen Sport in der Halle am Seerhein treiben.
„Eigentlich besagt die Nutzungsverordnung, dass Harz in Konstanzer Hallen nicht erlaubt ist, aber es gibt eine Regelung zwischen der Stadt und der HSG, dass sie für bestimmte Mannschaften Harz benutzen darf“, sagt Schuster. „Diese Regelung wird vom Stadtsportverband akzeptiert.“

Dennoch sagt der Volleyballtrainer: „In den betroffenen Hallenabschnitten kann man nicht verletzungsfrei Sport treiben.“ Mit der HSG gebe es keinen Konflikt, „die dürfen ja harzen.“ Das Thema sei ein anderes: „Die Reinigung klappt nicht“, sagt Harald Schuster.
Volleyballer putzen selbst Harz weg
Denn obwohl die Anlage laut Pressestelle der Stadt Konstanz sieben Mal pro Woche geputzt werde und eine zusätzliche Harzreinigung immer mittwochs sowie nach Heimspielen am Wochenende stattfindet, berichtet Harald Schuster: „Wenn die HSG am Samstag gespielt hat, mussten wir Volleyballer sonntags schon öfter mit sieben, acht Leuten selbst den Boden mit speziellen Harzentfernern reinigen.“

Er spreche das Thema seit Jahren an, geändert habe sich bislang nichts. „Damit leben wir und geben schon fast auf“, so Schuster. Das Harzverbot in Halle 4 der Schänzlehalle werde immerhin „weitgehend eingehalten“. Dem Reinigungspersonal macht er keinen Vorwurf: „Die bemühen sich, werden aber prekär bezahlt und wechseln alle halbe Jahr.“
Auch der Hausmeister der Schänzlehalle könne nicht selbst dazu beitragen, dass Böden und Wände weniger kleben, schreibt die städtische Pressestelle: „Personaltechnisch ist dies nicht möglich. Der Hausmeister kann nur die Reinigungsleistung des externen Dienstleisters feststellen und anmahnen.“
Harz ist ein Dauerthema
Beauftragt wird die Reinigungsfirma durch das Gebäudemanagement im Hochbauamt der Stadtverwaltung. Das Amt kontrolliert die Putzqualität in der Schänzlehalle nach eigenen Angaben wöchentlich. Daher weiß auch die Stadt längst um das Harzproblem.
„Das Amt für Bildung und Sport ist zu dem Thema im Dauerkontakt mit der HSG Konstanz“, so die Pressestelle. „In Mitleidenschaft gezogene Wände, Türgriffe etc. werden halbjährlich durch eine Sonderreinigung gereinigt und der HSG Konstanz in Rechnung gestellt.“

Außerdem wurde eigens eine HSG-Sportgerätegarage eingerichtet, in der auch HSG-Bänke markiert sind. „Alle sonstigen Sportgeräte dürfen von der HSG nicht oder nur ohne Harz genutzt werden“, so die Stadt. „Weitere Maßnahmen wie die Einrichtung einer Ballreinigungsstation bzw. Harzentfernungs-Waschbecken sind schon angedacht.“
Und was sagt die HSG dazu? André Melchert, einer der Geschäftsführer, ist „verwundert, dass es diesen Aufschrei gibt“. Er sagt: „Wir zahlen über die Miete hinaus noch viel Geld für die Reinigungskosten, das ist in Deutschland unter Vereinen fast einmalig.“ Die HSG dürfe nicht am Spielbetrieb teilnehmen, wenn sie ab einem gewissen Niveau kein Harz zulasse.

„Wir werden von den Lehrern unverschuldet an den Pranger gestellt“, findet André Melchert und sieht alle Hallennutzer in der Pflicht, sich ordnungsgemäß zu verhalten. „Ich habe gehört, dass Lehrer auch im Sportunterricht Harz zulassen“, sagt er. Außerdem biete das Sportamt regelmäßige Info-Termine zur Schänzlehalle für die Schulen an. „Wenn die Hälfte daran nicht teilnimmt, wissen sie auch nichts von unserer HSG-Garage“, so Melchert.

„Wenn sie dann in unser Abteil gehen und dort Bänke und Bälle herausnehmen, kleben die natürlich.“ Auch würden nicht alle Lehrer nach dem Sportunterricht aufräumen. „Sie lassen Trennwände unten, Bänke und Kisten stehen noch herum, wir finden sogar HSG-Geräte in Halle 4 wieder. Wenn ich das wegräume, habe ich saubere Hände. Wenn pflichtbewusste Handballer das tun, kleben die Sachen eben“, sagt der Geschäftsführer.
So ärgern sich alle Seiten. Die Pressestelle der Stadt meint: „In jeder Anlage in Deutschland, in der Handball gespielt wird, ist das Thema Harz ein Problem. Eine Patentlösung gibt es in keiner Stadt.“ Harald Schuster setzt seine Hoffnung nun in den neuen Boden, der im Sommer in der Schänzlehalle verlegt wird. „Der soll wohl besser zu reinigen sein als der jetzige“, sagt der Trainer. „Ich lasse mich überraschen.“