Was war denn da los? Am späten Sonntagabend, als das Gewitter am Himmel über Konstanz tobte, knallte es plötzlich in der Altstadt und im Paradies. „Ich stand im Bett“, schreibt eine Konzilstädterin in einer Konstanzer Facebook-Gruppe – und erntet viel Zustimmung von Bürgern, die es auch gehört haben. Eine andere schreibt: „Leider war der Wein danach über Sofa und Oma verteilt.“ Ein Nutzer vergleicht den Donner mit dem Knall eines Böllers. Was könnte das gewesen sein?
Schalldruck sorgt für Rappeln und Wackeln
Der Wetterexperte Jürgen Schmidt von Wetterkontor, der auch für den SÜDKURIER das Wetter berechnet, sagt: „Wenn der Blitz direkt in der Umgebung einschlägt, wird durch den Donner ein Schalldruck ausgelöst, da hat man schon das Gefühl, dass es rappelt und wackelt.“ Enge Bebauung und hohe Gebäude – wie in Paradies und Innenstadt – begünstigten dies. „Ich weiß nicht, ob es bei diesem konkreten Ereignis so gewesen ist, aber das wäre eine Erklärung“, so Schmidt.
Bis auf den Knall hallte das Unwetter in Konstanz wenig nach. Die Feuerwehr Konstanz hatte laut Maximilian Obermaier „fünf Einsätze, wenn es hochkommt. Ein paar Äste auf der B33 am Flughafen und ein oder zwei verstopfte Gullydeckel“. Montagnachmittag steigt die Gewitterwahrscheinlichkeit schon wieder an, heißt es. Bis in die Nacht auf Mittwoch hinein solle man sich auf schwere Niederschläge und auch Hagel einstellen.
Ist das schon der Klimawandel?
Warum gibt es eigentlich momentan so viele Gewitter in Konstanz und Umgebung? Ist das schon der Klimawandel? Dazu der Wetterexperte Jürgen Schmidt: „Mir ist keine Auswertung bekannt, dass es mehr Unwetter geben würde als sonst.“
Doch er hat eine andere Idee, woher der Eindruck stammen könnte, dass es in diesem Jahr und den vergangenen Jahren besonders viele Unwetter gegeben habe: „Das ist eine gefühlte Zunahme und zwar durch Smartphones und das Weiterleiten von Bildern. Wenn früher irgendwo in Brandenburg ein Unwetter war, hat es keiner mitbekommen. Heute wird jedes Gewitter, jeder Hagel online verbreitet.“
Das führe dazu, dass wir es so empfinden, als stürme, blitze und donnere es häufiger als früher. Tatsächlich seien Unwetter im Sommer vollkommen normal, weil die warme Luft vom Boden nach oben dränge, dort erkalte, feucht werde und sich zu Wolken sammele.
Besonders sei derzeit, dass es wenig Bewegung in der Atmosphäre gebe, erklärt Schmidt. Deshalb verharrten die Unwetter und Wolken lange an einem Ort, statt schnell weiterzuziehen.
Wo soll man sich am besten aufhalten, wenn es gewittert?
„Auf keinem Fall an einem exponierten, hohen Ort.“ Der Blitz schlage dort bevorzugt ein, zum Beispiel auf einer Bergkuppe, in einem Kirchturm. „Deshalb wird der Eiffelturm so häufig vom Blitz getroffen“, sagt Jürgen Schmidt.
Gefährdet sind laut dem Experten übrigens auch Fußballspieler: „Das ist ein ganz übles Beispiel.“ Denn: Die Flutlichtmasten bieten ideale Voraussetzungen, damit ein Blitz einschlägt. Weil der nasse Boden die Spannung weiterträgt, könne es im schlechtesten Fall die Spieler treffen. „Ich bin deshalb immer dafür, ein Spiel abzubrechen, wenn ein Unwetter aufzieht“, sagt Schmidt.