Der Mieterbund Bodensee in Konstanz befürchtet, dass die Rechnung für die angestrebte Fusion der beiden Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen (DW) am Ende die Mieter bezahlen müssen. Die als Aktiengesellschaften strukturierten Unternehmen verfügen über einen Bestand von zirka 450.000 (Vonovia) und 160.000 (DW) Wohnungen. Mittelbar tangiert sind auch die Mieter von rund 625 Wohnungen in Konstanz beziehungsweise Reichenau.
Bei dem Zusammenschluss sollen rund 18 Milliarden Euro fließen, was nach Einschätzung des Pressesprechers des Mieterbunds, Winfried Kropp, selbst Vonovia nicht aus der Portokasse bezahlen könne. Die Summe ergebe sich vor allem aus dem Kauf des DW-Aktienpakets, wobei jeder DW-Aktionär mit einem leicht über dem aktuellen Aktienwert liegenden Angebot rechnen kann. Die Finanzierung ist zum Beispiel über die Ausgabe neuer Aktien oder Anleihen möglich.

Das Geld aber muss irgendwann zurückbezahlt werden, zudem haben die Rentabilitätserwartungen der Gesellschafter ihren Preis. Prinzipiell sei die Zeit für die Fusion wegen der Niedrigzinsen günstig, beim Konstrukt handelt es sich nach Einschätzung von Winfried Kropp dennoch um eine heikle Angelegenheit. „Die Wette auf den Niedrigzins hält solange, bis es damit vorbei ist“, so seine Befürchtung.
Monopoly mit vorteilhafter Gemeinschaftskarte
Immerhin räumt er ein, dass die Akteure bei ihrem Monopoly mit einer Gemeinschaftskarte über eine gewisse Rückversicherung verfügen. Der Immobilienbestand sowohl der Vonovia als auch der DW setzt sich zu großen Teilen aus Sozialwohnungen zusammen, bei denen der Staat die Mieten übernimmt. Die Zahlungen von Sozialleistungen sind laut Winfried Kropp eine Grundsicherung für das Geschäftsmodell der beiden Konzerne.
Regelmäßige Mieterhöhungen
Die Probleme der Mieter dagegen sind ganz anderer Natur. Sie müssen, so die Sorge des Mieterbunds Bodensee, mit steigenden Mieten rechnen. Bereits jetzt hätten Konstanzer Vonovia-Mieter alle 15 Monate eine Mieterhöhung im Briefkasten. „Die Mieterhöhungsbriefe werden automatisch aus einer Datenbank erstellt, um die gesetzlichen Spielräume in vollem Umfang auszunutzen“, so wird Herbert Weber als Vorsitzender des Mieterbunds Bodensee in einer Presseerklärung zitiert. „Mit diesem Geld geht Vonovia seit Jahren einkaufen.“
Bei den rund 625 Wohnungen der Vonovia in Konstanz und Reichenau bewegen sich die Kaltmieten nach Angaben von Winfried Kropp derzeit bei längerfristig bestehenden Mitverhältnissen zwischen 7 und 9 Euro pro Quadratmeter, bei neuen Mietverträgen liege der Preis durchaus schon mal jenseits von 10 Euro. Der aus dem Jahr 2020 stammende Mietspiegel geht für Konstanz von einem Durchschnittspreis von 10,38 Euro pro Quadratmeter aus.
Damit liegen die Mieten der Vonovia unter dem Niveau des Mietspiegels, eine qualitative Bewertung ergebe sich aber erst aus der Berücksichtigung etwa bei der Ausstattung. Winfried Kropp sieht außerdem den sozialen Frieden durch Mieterhöhung von bis zu 8 Prozent gefährdet, da wegen der Pandemie in manchen Branchen auf Tariferhöhungen verzichtet werden müsse.
Kontrolle der Abrechnungen kann sich lohnen
Unabhängig davon rät der Mieterbund dringend zur Prüfung jeder noch so geringen Erhöhung auch bei den Nebenkosten. „In vielen Fällen gibt es Fehler bei den Abrechnungen“, so Winfried Kropp, „auf keinen Fall sollten Mieter das einfach so abnicken.“ Nach seiner Einschätzung liegt der Fehler oft im System. „Bedingt durch die zentrale Struktur, kennt die Vonovia ihre eigenen Wohnungen oft nicht.“