Die Ankündigung in der Pressemitteilung ist in einem fürsorglichen Ton gehalten: Vonovia wolle Mieterinnen und Mietern helfen. Konkret werde das Unternehmen pragmatische Lösungen bei Mietausfall finden, damit die Menschen zu Hause zur Ruhe kommen. Es wolle Ansprechpartner für Kunden mit corona-bedingten Schwierigkeiten bieten. Vonovia werde keine Räumungen in der Krise vornehmen. Die Infrastruktur der Gebäude werde gesichert, Notfälle würden bearbeitet.

Eine Mieterin ist skeptisch

Sigrid Königsmark ist Mieterin in der Schwaketenstraße und skeptisch: Den Info-Brief, mit dem Vonovia die Unterstützung ankündigt, habe sie gelesen. Sie wolle das aber nur glauben, wenn sie Taten ihres Vermieters sehe.

Aushang mit Corona-Infos: Telefonnummern, Hygieneschutz und auch noch die Hausordnung. Von Angeboten, Mietern mit einer Tragehilfe zu ...
Aushang mit Corona-Infos: Telefonnummern, Hygieneschutz und auch noch die Hausordnung. Von Angeboten, Mietern mit einer Tragehilfe zu dienen, keine Spur. | Bild: Wagner, Claudia

Aufzug nur von einer Person zugleich nutzbar

Manches sei für sie nicht nachvollziehbar: „Unser Fahrstuhl funktioniert, aber jener bei einer benachbarten Hausnummer auch nicht. Und auch unseren Aufzug kann im Moment höchstens eine Person nutzen, wenn man den Abstand von 1,50 Meter einhalten will“, sagt Königsmark. Die Mieterinitiative habe angeregt, ob es nicht möglich wäre, den Aufzug zu vergrößern.

Das sei auch bei Umzügen üblich. „Doch das wurde von Vonovia abgelehnt, mit der Begründung, dass eine Aufsichtsperson der Umzugsfirma in einem erweiterten Aufzug stets anwesend sein müsste“, sagt Königsmark. Dazu schreibt Katja Mazurek, Pressesprecherin von Vonovia, dass eine permanente Erweiterung der Aufzugskabinen nicht möglich sei. Die „Trenntürerweiterung“ in den Kabinen diene lediglich dem Krankentransport.

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Plötzlich erwachter Eifer, zu helfen

Auch Corina Jäger, Sprecherin der Mieterinitiative, hat ihre Zweifel am plötzlichen Eifer ihres Vermieters. Es sei schön, dass Vonovia helfen wolle. Doch schon während der eineinhalb Jahren Sanierungszeit habe die Hilfe der Immobilienfirma oft reichlich lange auf sich warten lassen.

Legionellen-Werte im Trinkwasser erhöht

Jäger spricht das Thema Legionellen an: Im Januar hätten alle Mieter der Blöcke 98 bis 102 einen Brief bekommen mit der Information, dass der Legionellenwert im Trinkwasser erneut erhöht sei. Das war vor der Sanierung der Fall – nun aber offenbar wieder. „Das macht uns Sorgen“, sagt Jäger, immerhin gebe es in den Häusern einige lungenkranke und anders gesundheitlich angeschlagene Mieter. „Hinzu kommt die Gefahr, sich mit Covid-19 anzustecken“, sagt Jäger.

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Sie habe im Internet gelesen, dass Vonovia angekündigt habe, sich um Mieter zu kümmern, die Hilfe brauchten. Vor Ort in Konstanz habe Vonovia über Aushänge darüber informiert, dass es eine App gebe, mit der sich Mieter untereinander vernetzen können. „Wir sollen uns also umeinander kümmern. So war das gemeint“, sagt Corina Jäger und lächelt resigniert.

Eine Legionellenprobe stehe noch aus, sagt Vonovia

Zum Legionellenbefund schreibt Vonovia-Sprecherin Mazurek, dass die Trinkwasseranlage der Häuser Schwaketenstraße 104 bis 108 nicht betroffen sei. Für die Häuser 98 bis 102 warte man noch auf eine letzte Nachzüglerprobe aus der Trinkwasseranlage. An zwei Entnahmestellen seien Überschreitungen festgestellt worden. Eine Entwarnung könne es erst geben, sofern die ausstehende Probe Werte im Normbereich aufwiese.

Vonovia bietet einen Tragedienst an

Mazurek weist auf einen weiteren Service hin: Vonovia habe einen Tragedienst organisiert: „In Zeiten der Corona-Krise sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung“, schreibt sie. Wenn sich Mieter nicht mehr persönlich mit Einkäufen versorgen könnten, kümmerten sich Ansprechpartner von Vonovia gerne darum.

An Versprechungen glaubt Ilona Scholz nicht

Ilona Scholz hat gerade eines der Häuser verlassen, um ein paar Schritte mit ihrem Sohn an die frische Luft zu gehen. An die Versprechungen von Vonovia glaubt sie nicht. „Die machen irgendwie nichts, aber das kennen wir schon aus der Sanierungszeit„, sagt sie.

Ilona Scholz mit ihrem kleinen Sohn. Sie ist der Meinung, dass die anstrengende Sanierungszeit ein Training bot für die jetzige ...
Ilona Scholz mit ihrem kleinen Sohn. Sie ist der Meinung, dass die anstrengende Sanierungszeit ein Training bot für die jetzige Corona-Krise. Von ihrem Vermieter Vonovia erwartet sie wenig Unterstützung. | Bild: Wagner, Claudia

Die Fahrstühle seien alt und unhygienisch, „und im Treppenhaus ist es eng“, sagt Scholz. Das liege natürlich am Alter des Gebäudes, aber in Corona-Zeiten sei das ungünstig. Sie hätte sich gefreut, wenn das Unternehmen wenigstens Desinfektionsmittel an den Eingängen zur Verfügung gestellt hätte.

Das Ganze habe aber auch einen positiven Aspekt: Durch die Härte der zurückliegenden Sanierungszeit sei man in diesen Blöcken den Verzicht gewöhnt: „Wir haben im vergangenen Jahr gut für die Corona-Krise trainiert“, sagt die Konstanzerin und das klingt nun doch bitter.