Dieser Tage in einem Supermarkt in Allensbach. Zwei gut gelaunte Männer stehen nebeneinander an der Fleischtheke und warten, bis sie an der Reihe sind. Offenbar gehören sie zusammen, denn sie reden vertraut miteinander.

Ein paar Meter daneben, am Wurststand, wartet eine Dame in der Schlange. Sie mustert die zwei Männer von oben bis unten, kommt wie von der Tarantel gestochen herüber und geht das Duo verbal an. „Sie wissen wohl nicht, dass wir eineinhalb Meter Abstand zueinander halten müssen“, sagt sie in einem Ton, der denjenigen unter uns, die bei der Bundeswehr waren, vertraut sein dürfte.

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Die zwei Männer quittieren die Tirade der Dame mit einem Lächeln. Sie tritt den geordneten Rückzug an, ohne aber ihre vernichtenden Blicke von ihnen zu lassen. Und selbst dann, als sie an der Reihe ist, schenkt sie ihre Aufmerksamkeit nicht ihrer zukünftigen Wurst, sondern den Männern. „Die hatte was von einer Gauleiterin“, sagt einer der beiden.

Wenige Minuten später. Gleicher Supermarkt. Gleicher Wurststand. Ein Mann mittleren Alters steht in der Schlange, bemerkt vor sich einen anderen, der keine Maske trägt. Anstatt höflich nachzufragen, ob er den Mund-Nasenschutz vergessen habe (Version: Wink mit dem Zaunpfahl) oder ob er aus gesundheitlichen Gründen keinen tragen dürfe (Version: Danke, jetzt wissen wir warum), geht er gleich aufs Ganze: „Sie sind mir echt der Richtige. Ziehen Sie sofort eine Maske auf, wie wir alle anderen auch.“

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Dazu muss man wissen: Im Moment dieser Aussage hängt seine eigene Maske unterhalb der Nase. Aber das nur am Rande. Es folgen Pöbeleien, die unterhalb der Gürtellinie und daher nicht zitierfähig sind. Irgendwann fällt der Begriff Machete. Die arme Wurstverkäuferin weiß nicht, wie ihr geschieht, bleibt aber bewundernswert ruhig. Der Angesprochene verweist auf ein Attest, nach dem er die Maske nicht tragen dürfe.

Als der angriffslustige Mann wutschnaubend seine Ware auf das Fließband legt, geht es weiter. Er fährt noch härteres Geschütz auf. „Für solche Menschen müsste man seine Uzi* herausholen“, quasselt er gut verständlich vor sich hin.

*Anmerkung: Eine Uzi ist ein berüchtigtes israelisches Maschinengewehr, das so ruhig im Schuss liegt, dass einhändig im Dauerfeuer geschossen werden kann.

Man kann sich nur vorstellen, was mit dieser Aussage gemeint ist. Ein anderer Käufer an der Kasse daneben schüttelt den Kopf. „Wir haben mittlerweile Zustände wie in der DDR. Die Leute gehen aufeinander los. Unglaublich.“ Starten Sie gelassen – und vor allem ihren Mitmenschen gegenüber milde gestimmt – in die neue Woche.

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