Peter Müller-Neff hat einen Stapel alter Unterlagen dabei. Der Stadtrat ist einer von knapp 40 Menschen, die sich am Donnerstag, 9. März, an der Schützenstraße im Paradies versammelt haben. In den Unterlagen befindet sich unter anderem die Seite einer SÜDKURIER-Ausgabe aus dem Jahr 1992. „Müller-Neff will Vorfahrt für Radler in der Schottenstraße“, lautete damals der Titel eines Artikels. Neben der Schottenstraße war schon damals die Schützenstraße als Radstraße in der Diskussion.

Schützenstraße wird endlich Fahrradstraße

Knapp 30 Jahre später ist der Vorschlag umgesetzt: Die Stadtverwaltung hat am Donnerstag zur Eröffnungsfeier des neuen Abschnitts der Fahrradstraße eingeladen. Einige Parkplätze in der Schützenstraße mussten dem Projekt weichen und auf der Gottlieber Straße wurden zwei kleine Verkehrsinseln gebaut, um den Übergang von der Schützen- zur Schottenstraße zu regeln. Am Tag zuvor wurde zum Abschluss des Projekts eine Silberlinde an der Schützenstraße gepflanzt.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (von links), OB Uli Burchardt, Birgit Rinklin von der Straßenunterhaltung und der ...
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (von links), OB Uli Burchardt, Birgit Rinklin von der Straßenunterhaltung und der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga bei der Eröffnungsfeier des neuen Radnetz-Abschnitts Schützenstraße. Zum Abschluss des Projekts wurde eine Silberlinde gepflanzt. | Bild: Simon Conrads

Die an der Umsetzung Beteiligten, allen voran OB Uli Burchardt, Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga, sind sichtlich zufrieden mit dem Projekt. Zwei Fridays-For-Future-Aktivisten recken allerdings Schilder in die Luft. „300m Fahrradstraße sind nicht genug!“, steht auf einem davon.

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Uli Burchardt bezieht die beiden Demonstrierenden kurzerhand in seine Rede mit ein. Dass es insgesamt zu wenig voran gehe, könne er unterschreiben. Man habe lange Zeit autogerechte Strukturen aufgebaut und der Rückweg von diesen sei lang. Die Radstraße sei daher ein „Zeichen, das in die Zukunft weist“, sagt der OB.

Anschließend hält auch Karl Langensteiner-Schönborn eine Rede. Das langfristige Ziel sei es mit dem Fahrradnetz über das Döbele hinauszukommen, sagt er. Von Radolfzell bis in die Schweiz soll es reichen. „Es ist bezeichnend, dass so viele Leute da sind“, sagt der Baubürgermeister über die Wirkung der Fahrradstraße.

Es gibt auch Kritik

Einige kritische Fragen kommen von den Anwesenden dennoch. Kritik üben diese beispielsweise am stellenweise schlechten Fahrbahnbelag. Hierzu sagt Stephan Fischer, Verkehrsplaner der Stadt Konstanz, dem SÜDKURIER vor Ort, dass man die Umwidmung der Fahrradstraße der Sanierung zunächst vorgezogen habe. Die Aufbesserung des Belags stehe aber bald an.

Aaron Tholl von Fridays-For-Future will von Karl Langensteiner-Schönborn darüber hinaus wissen, wann beispielsweise die geplante Neugestaltung des Stephansplatzes erfolge. Der Baubürgermeister verweist auf die Bürokratie und die vielen Förderanträge, die die Umsetzung solcher Maßnahmen erschweren würden.

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Gegenüber dem SÜDKURIER hebt er die Bedeutung des neuen Radstraßen-Abschnitts als „Lückenschluss“ hervor. „So viel Wirbel, aber so wenig Fortschritt“, steht auf dem Schild, das Aaron Tholl dabei hat. Was entgegnet Langensteiner-Schönborn auf den Vorwurf, sich mit kleinen Erfolgen zu brüsten? „Die Summe der kleinen Erfolge ergibt auch einen großen Erfolg“, antwortet der Baubürgermeister.