„Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ So lautete das Motto des ersten Internationalen Tages der Frauen 1911. Der Weltfrauentag wurde gefeiert, um auf die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten der Geschlechter hinzuweisen. Bis heute gibt es ihn am 8. März.
In diesem Jahr findet er unter dem Motto „Stoppt die Voreingenommenheit“ statt. So soll auf Vorurteile gegenüber Frauen hingewiesen werden. Und es sollen die daraus resultierenden sozialen Ungleichheiten aufgedeckt werden, um Chancengerechtigkeit und Gleichstellung weltweit zu fördern.
Als Reaktion auf das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, das sich zum Beispiel in der ungleichen Bezahlung oder in sexualisierter Gewalt gegen Frauen widerspiegelt, haben sich vor allem zu Beginn der 1990er-Jahre viele feministische Bewegungen entwickelt.
2008 veröffentlichte Rebecca Solnit einen wegweisenden Essay über eine dieser Ungerechtigkeiten. Inspiriert durch Solnit wurde der Begriff Mansplaining ins Leben gerufen. Wir haben drei Konstanzerinnen zum Weltfrauentag darauf angesprochen. Haben sie das selbst schon erlebt?
Paulina Bongartz

Paulina Bongartz hat persönlich noch nie Erfahrungen mit Mansplaining gemacht. Der Begriff und seine Bedeutung sind ihr allerdings bekannt und sie hat auch einen Ratschlag für Frauen, die sich damit auseinandersetzen müssen. Sie sagt, man solle den Mann darauf hinweisen und sich wehren.
Allerdings ist sie auch der Meinung, dass Frauen besserwisserisch sein können, allerdings sei das Phänomen unter Frauen nicht so ausgeprägt wie unter Männern. Besonders auffallen würde ihr Mansplaining im Bereich Emanzipation. Sie sagt: „Männer wollen Frauen erklären, für was sie sich selbst einsetzen.“
Anna Martinez Rodriguez

Im Gegensatz zu Paulina Bongartz hat Anna Martinez Rodriguez schon oft Mansplaining erlebt. Als sie auf das Thema angesprochen wird, muss sie erst einmal schmunzeln. Doch im Gespräch ist sie ernst und man merkt, dass sie sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. „Ich habe relativ häufig in meiner beruflichen Karriere Erfahrungen mit Mansplaining gemacht. Zum Beispiel wurden Arbeitsaufträge mit banalen Hintergrundinformationen untermalt“, sagt sie.
Es bestehe ihrer Ansicht nach aber auch eine allgemeine Kultur des Mansplaining, erklärt sie. Es komme zum Beispiel häufig dazu, dass in gesellschaftlichen, sozialen und medialen Kontexten eine Frau etwas sagt und dann von einem Mann übersetzt wird. Er wiederholt also genau das, was sie eben gesagt hat, nur mit anderen Worten. Bongartz findet, dass Mansplaining auf gesellschaftlicher Ebene etwas schlimmer ist als auf persönlicher, denn es sei schadhaft für die Glaubhaftigkeit einer Frau. Und meist sei es nicht so einfach, direkt zu reagieren.
Als Ratschlag für Frauen, die mit Mansplaining konfrontiert werden, sagt sie: „Was immer hilft: Den Mann außerhalb der Situation in einem neutralen Moment darauf anzusprechen.“ Dann könne gesagt werden, dass man die Situation als übergriffig empfunden habe, da die eigene Kompetenz nicht wertgeschätzt wurde. So habe man auch noch die Chance, den Menschen zu wünschen, dass sie es nicht mit Absicht gemacht haben.
Ihrer Meinung nach sei es völlig falsch, Frauen und Männern Themen zuzuschreiben, in denen sie sich dem anderen Geschlecht überlegen fühlen. Denn Mansplaining sei kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Und es sei Gift für die Lösung des Problems, von Stereotypen auszugehen, wie zum Beispiel, dass Männer besser in Technik sind und deshalb häufig meinen, sie müssten das Frauen erklären – oder dass Frauen besser stricken könnten und sich deshalb in diesem Thema überlegen fühlen würden.
Christiane Schmidt

Christiane Schmidt kann sich an keine Situation erinnern, in der sie es mit Mansplaining zu tun hatte. Am ehesten könne das in ihrem Berufsleben gewesen sein. Doch da sie in der sozialen Arbeit tätig sei, wäre das eher seltener der Fall. Außerdem komme sie aus einem Haushalt ohne Mädels und habe sich dort immer gleichberechtigt gefühlt. In ihrer Jugend habe sie sich selbst um Probleme im Haushalt gekümmert.
Sie findet, man solle Mansplaining mit Humor nehmen und gelassen bleiben. Allerdings weist sie auf sexuelle Übergriffe hin, die verbal passieren. Sie sagt, dass dies sehr belastend für Frauen ist. Doch sie findet nicht, dass man bestimmte Themengebiete Frauen oder Männern zuschreiben kann. Das sei alles eine menschliche Geschichte. Ob sich jemand in einem bestimmten Bereich einer anderen Person verbal überlegen fühle, habe nichts mit dem Geschlecht zu tun.