Bernd Sieber steckt die Hände in die Hosentaschen und dreht sie um. „Da ist wirklich nichts drin“, sagt er. Die symbolische Geste des Geschäftsführers des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) bringt ihn und den Konstanzer Landrat Zeno Danner kurz zum Lachen. Aber eigentlich ist ihnen nicht zum Lachen zumute. Denn dem GLKN geht es finanziell gesehen gar nicht gut.

14,7 Millionen Euro Miese schreiben die Kliniken der Standorte Singen, Konstanz und Gailingen für das Jahr 2023. Ein Grund für dieses relativ ‚gute‘ Ergebnis ist, dass der GLKN viel an Personalkosten einsparen konnte – aber nur, weil sie kein Pflegepersonal finden und viele Stellen offen sind. „Wir könnten sicherlich 70 bis 90 Pflegekräfte einstellen“, so Sieber.

Für 2024 sieht es in Bezug auf das finanzielle Abschneiden wahrscheinlich deutlich düsterer aus, sagt Sieber und befürchtet, dass der GLKN das Jahr 2024 mit einem Defizit von 37,2 Millionen beenden könnte. „Wir rechnen noch. Wahrscheinlich kommen wir etwas besser raus. Vielleicht werden es 32 Millionen. Aber das ist immer noch sehr viel Geld. Das macht uns nicht froh“, sagt er.

84 Millionen Euro fließen in den GLKN

Ein Minus von 32 Millionen Euro – das muss erst mal ausgeglichen werden. Bisher hat das immer der Landkreis Konstanz übernommen. Seit einigen Jahren steht daher fest im Haushaltsplan, dass ein zweistelliger Millionenbetrag für den GLKN bereitgehalten wird. In den vergangenen sechs Jahren waren seitens des Landkreises Zuzahlungen in Höhe von 84 Millionen Euro nötig, um den laufenden Betrieb des GLKN sicherzustellen.

„Aber wir lassen den GLKN finanziell nicht kollabieren. Das können wir uns nicht erlauben. Der Landkreis steht hinter dem GLKN“, sagt ...
„Aber wir lassen den GLKN finanziell nicht kollabieren. Das können wir uns nicht erlauben. Der Landkreis steht hinter dem GLKN“, sagt Landrat Zeno Danner | Bild: Ulrike Sommer

Aber das könnte natürlich keine dauerhafte Lösung sein, denn der Landkreis ist zwar mit 52 Prozent der Träger der Gesellschaft. Doch die finanzielle Bezuschussung sei nicht die Aufgabe des Landkreises, betont Landrat Zeno Danner. Vielmehr sei das die Aufgabe des Bundes und des Landes. „Aber wir lassen den GLKN finanziell nicht kollabieren. Das können wir uns nicht erlauben. Der Landkreis steht hinter dem GLKN“, versichert Danner. Die Gesundheitsversorgung sei immer gewährleistet.

Doch wo krankt es denn nun genau? Bernd Sieber kann schnell einen Krankheitserreger ausfindig machen. Es ist das fehlende Geld vom Land und den Krankenkassen. „Krankenhäuser haben eine duale Finanzierung: Investitionen durch das Land, der laufende Betrieb durch die Kassen. Das Land zahlt seit Jahren zu wenig und die Verhandlungen mit den Krankenkassen, die eigentlich dem Gesetz nach im Voraus stattfinden müssten, passieren faktisch immer nachträglich“, beschwert er sich.

Der in Singen niedergelassene Neurochirurg Aram Bani (links) und Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds Landkreis ...
Der in Singen niedergelassene Neurochirurg Aram Bani (links) und Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN). Viele Jahre haben Banis Praxis und der GLKN zusammengearbeitet – die Trennung wurde nun richtig teuer. | Bild: Stephan Freißmann, Landratsamt Konstanz

Die Verhandlungen über die Zahlungen für die erbrachten Leistungen – also Operationen und Pflegeleistungen – für das Jahr 2022, seien gerade erst beendet. „Das Geld dafür kommt wohl im September“, so Sieber. Es werden wohl ungefähr 25 Millionen Euro sein. Die nächsten Verhandlungen, die jedes Krankenhaus einzeln mit den Krankenkassen führen muss, werden übrigens erst im Mai 2025 sein.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass dieses Geld so lange auf sich warten lässt, behindert den Betrieb des Krankenhauses. „Somit fehlt dem GLKN das Geld für Investitionen und das operative Geschäft. Seit Jahren können wir trotz größter Anstrengungen die Defizite nicht beziehungsweise nur durch die Unterstützung des Landkreises ausgleichen. Und sie werden weiterwachsen, je länger der Bund und das Land ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen“, erklärt Sieber.

Forderung: Mehr Geld und klare Ansagen

Genau aus diesem Grund schließen sich Bernd Sieber und Landrat Danner den Forderungen des Landkreis-, Städtetags und der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) an. Nur wenn es mehr Geld gibt, könnten die Krankenhäuser überleben.

Bernd Sieber wünscht sich, dass zumindest die Abschlagszahlungen der Krankenkassen nicht so spät kommen. „Das würde schon sehr helfen“, sagt er. Und was wünscht sich Landrat Danner? „Klare Ansagen, welche Kosten das Land bei einem Neubau zum Beispiel übernimmt. Momentan planen wir komplett ins Blaue“, sagt der Landrat mit Blick auf den geplanten Klinikneubau in der Singener Nordstadt.