Es sind wohl die meist diskutierten 10,8 Kilometer im ganzen Landkreis Konstanz. Zwischen Allensbach und Konstanz wird seit Jahren die Bundesstraße 33 (B33) ausgebaut. Wenn 2034 die Straße auf der kompletten Strecke vierspurig ausgebaut ist und alle Tunnel in Betrieb sind, dann ist das Mammutprojekt endlich beendet. Auf dieses Enddatum hoffen viele leidgeplagte Anwohner und Pendler.

Mindestens 409 Millionen Euro wird das Straßenbauprojekt dann gekostet haben. Das ist die aktuelle Kostenschätzung des Regierungspräsidiums Freiburg, welche die federführende Bauherrin des Projektes ist. Doch fast noch unglaublicher ist der Zeitraum, den der Aus- und Umbau erfordert hat. Denn die ersten Schritte zu dem Großprojekt haben ihren Ursprung in den 1970er-Jahren.

Die Ursprungsidee lautete damals, die Autobahn von Singen nach Konstanz weiterzubauen – nördlich des Gewerbegebiets Allensbach und von Hegne. Doch aus Naturschutzgründen verwarf man die Idee wieder und entschied sich stattdessen für den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße – wobei es hier unterschiedliche bevorzugte Varianten und Befürworter gab. Die Stadt Konstanz und die Gemeinden Allensbach und Reichenau wünschten sich jeweils andere Verläufe oder Ausbaugrade.

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Eigentlich sollte nur acht Jahre gebaut werden

Worin sich aber alle einig waren: Es sollte schnell gehen! Das Baurecht für die Baustelle lag bereits im März 2007 vor, Baubeginn war im September 2009. Die Bauzeit wurde damals auf acht Jahre geschätzt. Nach dieser Rechnung sollten die Pendler schon seit 2017 über die vierspurige B33 düsen können.

Nun schreiben wir das Jahr 2025. Die Straße ist immer noch nicht fertig. Zwischen Allensbach-Mitte und Hegne reiht Baustelle an Baustelle. Es fehlen noch rund vier Kilometer. Dieser Ausbau zieht sich mindestens noch bis 2034. Denn auf diesem Streckenabschnitt sind die aufwendigsten Bauwerke geplant: der Röhrenbergtunnel mit 970 Metern Länge und der Tunnel Hegne mit 1010 Metern Länge.

(Archivbild Oktober 2024) Auf dieser Fläche entsteht die Bodenplatte für den Röhrenbergtunnel.
(Archivbild Oktober 2024) Auf dieser Fläche entsteht die Bodenplatte für den Röhrenbergtunnel. | Bild: Kerstin Steinert

Immer wieder werden Stimmen laut, dass insbesondere der Tunnel Hegne eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit sei. Zuletzt äußerte sich der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Herrmann erzürnt über die Baupläne. Beim Neujahrsempfang der Stadt Konstanz sagte er: Man habe einen „fast nicht baubaren Tunnel“ geplant.

Doch Jörg Bauer, stellvertretender Bauleiter für das Bauprojekt B33-neu, macht dagegen Hoffnung, dass der Tunnel kommt: „Wir sind intensiv in der Planung. Baustart für den Tunnel ist nach wie vor 2029, Verkehrsfreigabe 2034“, sagte er gegenüber dem SÜDKURIER bei einer Baustellenbegehung im November 2024.

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Wirklich in die Karten schauen lassen, will sich das RP Freiburg allerdings nicht. „Die grundsätzliche Planung ist abgeschlossen. Jetzt geht es um Details. Darum, den Bau wirtschaftlicher zu machen und um eine Bauoptimierung“, sagte Bauer. 2027 sei das RP dann so weit, den Bau des Tunnels europaweit auszuschreiben, damit auch wirklich ab 2029 die Maschinen und die Bauarbeiter anrücken können.

Das meinen die Bundestagskandidaten

Die B33 ist damit seit Jahren ein Reizthema im Landkreis Konstanz – auch für die Bundestagskandidaten des Wahlkreises Konstanz. Denn von der Idee über die Umsetzung bis zur Fertigstellung sind und werden noch Jahre ins Land ziehen. Über diese lange Bauzeit ärgern sich auch viele Bundestagskandidaten, auch die SPD-Kandidatin Lina Seitzl: „Wenn der Ausbau tatsächlich wie versprochen 2034 abgeschlossen ist, sind über 25 Jahre nach der Schaffung des Baurechts vergangen. Die B33 neu zeigt deutlich: Deutschland plant seine Verkehrswege zu lange und baut sie zu teuer. Der neue Bundestag muss hier wirksame Verbesserungen beschließen.“

Lina Seitzl, SPD-Bundestagskandidatin, findet, dass die Baustelle schon viel zu lange geht.
Lina Seitzl, SPD-Bundestagskandidatin, findet, dass die Baustelle schon viel zu lange geht. | Bild: Denise Claus

Auch für Andreas Jung, Bundestagskandidat für die CDU, dauert der Bau und vor allem der Lückenschluss zwischen Allensbach-Mitte und dem Tunnel Waldsiedlung zu lange. Es werde zwar mit viel Einsatz gearbeitet, „aber politisch braucht das Projekt wieder echte Priorität, um den Ausbau zu beschleunigen. Hohe Kosten sind durch den großen Aufwand für Lärmschutz und Naturschutz begründet.“

Andreas Jung, CDU-Bundestagskandidat, will den Ausbau der B33 neu gerne beschleuingen.
Andreas Jung, CDU-Bundestagskandidat, will den Ausbau der B33 neu gerne beschleuingen. | Bild: Gerald Jarausch

Darüber regt sich auch die Grünen-Kandidatin Rosa Buss auf: „Es ist fraglich, ob es bei den Kosten von 409 Millionen Euro und der Fertigstellung bis 2034 bleibt. Es macht Sinn, das begonnene Projekt fertigzustellen, aber ich setze mich dafür ein, künftig deutlich mehr der knappen öffentlichen Gelder in Bus und Bahn zu investieren.“

Rosa Buss, Grünen-Bundeskandidatin, möchte künftig mehr Gelder in Busse und Bahnen investieren.
Rosa Buss, Grünen-Bundeskandidatin, möchte künftig mehr Gelder in Busse und Bahnen investieren. | Bild: Inka Reiter

Einen ähnlichen Gedanken verfolgt auch Lars Hofmann, Bundestagskandidat der Linken. „Die Frage bleibt, ob es sinnvoll ist, so viel in Straßen zu investieren, statt den ÖPNV zu fördern und kleinere Lösungen zu suchen“, findet er und ergänzt, dass es bei Großprojekten Prognosen über Fertigstellung immer riskant seien. „Verzögerungen und Kosten entstehen durch komplexe Gegebenheiten und das Berücksichtigen von Naturschutz und Anwohnern“, erklärt er.

Lars Hofmann, Bundestagskandidat für Die Linken, fragt sich, ob es sinnvoll ist, so viel Geld in den Ausbau der Straßen statt in den ...
Lars Hofmann, Bundestagskandidat für Die Linken, fragt sich, ob es sinnvoll ist, so viel Geld in den Ausbau der Straßen statt in den ÖPNV zu geben. | Bild: Kerstin Steinert

Ann-Veruschka Jurisch, Kandidatin der FDP, sieht auch die enormen Belastungen der Anwohner durch die Baustelle. „Ich werde weiter darauf achten, dass sich die Arbeiten an der B33 nicht durch Personalmangel im Regierungspräsidium verzögern. Straßen müssen, wie das Schienennetz, bedarfsgerecht ausgebaut werden, um die Mobilitätsanforderungen unserer Region zu erfüllen.“

Ann-Verschuka Jurisch, FDP-Kandidatin, erkennt, dass die Baustelle vor der Haustüre vor allem für Anwohner belastend ist.
Ann-Verschuka Jurisch, FDP-Kandidatin, erkennt, dass die Baustelle vor der Haustüre vor allem für Anwohner belastend ist. | Bild: Ulrike Sommer

AfD-Kandidat Bernhard Eisenhut dagegen stellt klar, er sei kein Fachmann für Straßenbau und Planung. Die beteiligten Firmen könnten zum Baufortschritt sicherlich die begehrten Antworten liefern.

Bernhard Eisenhut, AfD-Kandidat, sagt, er sei kein Fachmann für Straßenbau.
Bernhard Eisenhut, AfD-Kandidat, sagt, er sei kein Fachmann für Straßenbau. | Bild: Gerald Jarausch