Wer am Sonntag auf das Büllefest in den Mooser Ortsteil Iznang wollte, der musste sich gedulden. Zumindest aus Richtung Radolfzell stauten sich die Autos ab dem BEZ-Kreisel bis in das entfernte Iznang. Allenfalls die ganz früh angereisten konnten dieser verkehrstechnischen Falle entgehen. Und natürlich alle, die weise genug waren und den Schiffspendelverkehr zwischen Radolfzell und Iznang nutzten oder das Fahrrad bemühten.
Grund für den Andrang ist ein geradezu profanes Lebensmittel. Die rote und weißfleischige Höri-Bülle, wie die besonders milde Zwiebel hier genannt wird, hat offenbar das Zeug zum Kultobjekt. Wie ist es sonst zu erklären, dass mehrere tausend Menschen aus der Umgebung jedes Jahr in die Gemeinde Moos strömen, um dort das Büllefest zu besuchen? Keine Frage – hier gibt es jede Menge tolle kulinarische Köstlichkeiten, die aus oder mit der Bülle zubereitet werden. Ob Bülledünne, Büllesuppe oder Büllebrot, die hiesigen Vereine verstehen es prächtig, das heimische Gemüse schmackhaft zuzubereiten.
Gleichwohl ist es faszinierend, wie gut das Büllefest bei gutem Wetter besucht wird. Im Schneckentempo schoben sich am Sonntag die Menschen an den über 40 Ständen vorbei, die rund im das Iznanger Rathaus aufgebaut waren. Während der Strom der Besucher nicht abzureißen scheint, fällt es den Standbetreibern immer schwerer, den Nachwuchs für das Geschäft zu erwärmen. Unter anderen konnte man am Sonntag Elisabeth Engelmann aus Weiler vielleicht das letzte Mal an ihrem Trockenblumenstrauß-Stand entdecken. Sie betreibt seit dem ersten Büllefest im Jahr 1976 diesen Stand und denkt inzwischen an das Aufhören: "Ich bin von Anfang an dabei und mache das wirklich gerne. Aber bei uns in der Familie möchte das niemand weiterführen. Wahrscheinlich bin ich heute das letzte Mal dabei", verrät sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Zum Glück wächst an anderer Stelle der Nachwuchs heran. Zum Beispiel sorgte der 9-jährige Paul-Luca Schober mit seiner alten Drehorgel aus Familienbesitz für musikalische Unterhaltung. Auch der Markt für die Höri-Bülle sollte Mut für die Zukunft machen. Seit die Bülle unter geographischen Schutz gestellt ist, hat sich nicht nur der Verkaufspreis stabilisiert, auch die Anbaufläche ist von 2,5 Hektar Fläche im Jahr 2013 auf nunmehr 8,7 Hektar angestiegen. Ein Ende des Ansturms ist also erst einmal nicht in Sicht. Deshalb werden die meisten wohl auch im kommenden Jahr wieder im Stau stehen, wenn sie nicht mit dem Fahrrad auf die vordere Höri fahren.
Zu Fest und Zwiebel
Das Büllefest fand erstmals 1976 im Mooser Ortsteil Bankholzen statt. Seitdem wechselt der Austragungsort jedes Jahr zwischen den Ortsteilen Moos, Iznang, Weiler und Bankholzen. Seit November 2014 ist die Bülle mit dem Gütezeichen geschützte geografische Angabe (g.g.A.) versehen. Damit dürfen die als Höri-Bülle gekennzeichneten Zwiebeln nur auf der Höri angebaut werden. Dafür hatten sich Erzeuger, die Organisation "Slow Food" und der Verein Höri-Bülle stark gemacht.