Gerald Jarausch

Das Büllefest auf der Vorderen Höri hat am Sonntag mehrere tausend Menschen in den Mooser Ortsteil Bankholzen gelockt. Das herbstliche Wetter mit kleinen Regenschauern konnte der Veranstaltung nichts anhaben. Die Gemeinde Moos als Veranstalter verzeichnete bereits im Vorfeld mehr Stände als in den zurückliegenden Jahren. Wie Bürgermeister Peter Kessler während seiner Eröffnungsrede bemerkte, steigt nicht nur wieder die Anzahl der Bülle-Erzeuger, sondern auch die Zahl und Größe der Anbauflächen auf der Vorderen Höri. „Die Bülle lebt“, stellte Peter Kessler daher erfreut fest.

Das Interesse beschränkt sich aber nicht auf die Anbieter. Auch die Anzahl der Besucher gibt allen Beteiligten Anlass zur Hoffnung. Denn bereits in den Mittagsstunden ging auf der für den Verkehr gesperrten Schienerbergstraße nicht mehr viel. Dicht gedrängt gingen die Menschen an den insgesamt 46 Ständen vorbei, um Zugriff auf ein landwirtschaftliches Produkt zu erhalten, das sein Image als Kult-Zwiebel ausbaut. Wie sonst soll der große Ansturm auf ein Zwiebelfest erklärt werden, dass alljährlich in einem der vier Mooser Teilorte stattfindet?


Für die Vereine, die auf dem Büllefest vor allem für die Verpflegung und die kulinarischen Genüsse der Besucher zuständig sind, ist der Verkauf der zahlreichen Bülle-Produkte längst zu einer festen Einnahmequelle geworden. Entsprechend groß ist die Palette der angebotenen Bülle-Produkte. Neben den obligatorischen Speisen wie Bülle-Dünne und Bülle-Suppe kommen immer mehr exotische und raffinierte Kreationen hinzu, die den Speiseteller erweitern. Großen Anteil an dem wieder erstarkten Interesse an der Bülle haben die Mitglieder des Höri-Bülle-Vereins (siehe Infokasten). Er hatte sich gegründet, um die spezielle Knolle der vorderen Höri besser bekannt zu machen, sie zu erhalten und sie zu zertifizieren. Seitdem die Bülle ein anerkanntes landwirtschaftliches Produkt mit regionaler Herkunft ist, geht es mit der roten Zwiebel bergauf. Überall am Land wird man auf das regionale Produkt aufmerksam.

Welche Folgen das haben kann, war am Sonntag in Bankholzen zu beobachten. Etliche Busse mit Menschen aus dem weiteren Umkreis reisten an, um das Büllefest zu besuchen. Einheimische beobachteten das Treiben mitunter mit großem Erstaunen. „Man könnte meinen, dass es hier etwas umsonst gibt“, entfuhr es zum Beispiel Ex-Gemeinderat Walter Prutscher, als er selbst den Festbereich betreten wollte. Gespannt sein darf man nun, welcher der zahlreichen Besucher besonders gut schätzen kann. Denn das beliebte Bülle-Quiz forderte bei diesem Mal gutes Augenmaß ein. Es galt möglichst genau die Grammzahl anzugeben, die sich aus dem Gewicht von Bülle-Knollen in einem großen Korb ergaben. Erfahrungsgemäß sind die besten Schätzungen immer sehr nah an der tatsächlichen Zahl. Für die Gewinner gibt es Preise wie ein Wochenende auf der Höri mit Übernachtung, Schiffsausfahrten auf dem Untersee und andere attraktive Preise.

Zwiebel-Scheuche: Für die Vermarktung ihrer Bülle-Zöpfe lassen sich die Einheimischen viel einfallen. Diese Figur fand sich in einem ...
Zwiebel-Scheuche: Für die Vermarktung ihrer Bülle-Zöpfe lassen sich die Einheimischen viel einfallen. Diese Figur fand sich in einem Vorgarten am Rande der Veranstaltung. | Bild: Gerald Jarausch

Merkmale der Spezialität

  • Die Höri-Bülle unterscheidet sich von anderen roten Zwiebelsorten durch ihre charakteristische flache Form und Farbe. Die rote Farbe färbt zudem nicht. Im Querschnitt erkennt man hellrote Trennschichten zwischen den einzelnen Zwiebelschalen. Der Geschmack zeichnet sich durch ein zartes Aroma und eine milde, nicht aufdringliche Schärfe aus. Von Slow Food Deutschland wurde die Höri-Bülle in die "Arche des guten Geschmacks" aufgenommen.
  • Zertifizierung: Die Höri-Bülle ist seit November 2014 mit dem Gütezeichen "geschützte geografische Angabe (g.g.A.)" versehen. Damit dürfen die als Höri-Bülle gekennzeichneten Zwiebeln nur auf der Höri angebaut werden. Die botanisch mit Allium cepa bezeichnete Höri-Bülle muss aus Moos, Gaienhofen, Öhningen oder Bohlingen stammen, hier vermehrt, angebaut und geerntet werden. Samen sind im Handel nicht frei erhältlich. Die Etikettierung muss in allen Vermarktungsstufen als "Höri-Bülle" erfolgen. Ferner trägt das Etikett Name und Anschrift des Herstellers (oder Registrierungsnummer). Dafür hatten sich die Erzeuger auf der Höri, die Organisation "Slow Food" und der Verein "Höri-Bülle" mehrere Jahre stark gemacht. (ja)
Was man aus Bülle alles machen kann: Die Höri-Knolle ist nicht nur schmackhaft, sondern eignet sich offensichtlich auch für kreative ...
Was man aus Bülle alles machen kann: Die Höri-Knolle ist nicht nur schmackhaft, sondern eignet sich offensichtlich auch für kreative Umsetzungen. | Bild: Gerald Jarausch
Ein Ort im Zwiebel-Fieber: Mehrere tausend Besucher kamen am Sonntag nach Bankholzen zum Büllefest auf der Vorderen Höri.
Ein Ort im Zwiebel-Fieber: Mehrere tausend Besucher kamen am Sonntag nach Bankholzen zum Büllefest auf der Vorderen Höri. | Bild: Gerald Jarausch