Während in den Privatgärten über die Wintermonate praktisch alle Arbeiten ruhen, gilt das nicht für den professionellen Anbau. Auch wenn man glauben könnte, dass dort in der kalten Jahreszeit nicht viel zu tun ist, stecken die Obst- und Gemüsebauern auf der Höri schon voll in den Vorbereitungen auf das Frühjahr und die Saison. Doch was genau machen sie?
Udo Löhle vom Obstbau Blanhof in Wangen muss nach den letzten Erntearbeiten der Saison damit beginnen, Dinge aufzuarbeiten, für die während der Saison keine Zeit war: „Im Winter machen wir grundsätzlich alles, was im Sommer liegen geblieben ist“, erklärt er. Gemeint sind damit Tätigkeiten wie die Pflege und Reparatur aller Gerätschaften und Maschinen. Vieles davon erledigt Löhle selbst. Für alles weitere gibt es Fachleute und Werkstätten. Hinzu kommen viele Arbeiten, die im Büro erledigt werden müssen.
Schneiden und Roden von Bäumen
Doch selbst im Freien gibt es einiges zu tun: „Im Winter werden auch sämtliche Bauarbeiten erledigt“, sagt er. Damit meint er zum Beispiel das Anlegen und Reparieren von Zäunen, Folientunneln und anderen Aufbauten. Zudem schneide er Bäume und Sträucher in der kalten Jahreszeit. Gleiches gelte für das Roden alter Kulturen oder das Neupflanzen. „Nur die empfindlichen Sorten wie Nektarinen schneiden wir im Frühjahr“, verrät Udo Löhle.
Insgesamt herrsche über die kalte Jahreszeit nach seiner Aussage etwas mehr Flexibilität. Weil der Zeitdruck nicht so groß ist, wie während der Saison, könnten Arbeiten auch schon einmal vom Wetter abhängig gemacht werden. Sogar einige Tage Urlaub seien dann möglich.
Allzu lange währt die ruhigere Zeit allerdings nicht. Spätestens ab Mitte März gehe es wieder in die Vollen. Wenige Wochen später steht nämlich schon die erste Ernte des Jahres auf dem Blanhof an. Ab Anfang/Mitte April beginne bereits die Ernte des ersten Spargels, der bis dahin unter wärmenden Folien gedeiht. Spätestens dann hat Udo Löhle auch wieder Erntehelfer bei sich beschäftigt.
Gemüsesorten wachsen auch im Winter
So lange kann sich Diana Maier-Ketterer vom Gemüseanbau Duventäster-Maier in Moos nicht Zeit lassen. Durch ihre Anbaufläche in Gewächshäusern weitet sie die Anbauzeit für bestimmte Gemüsesorten aus. Selbst im Winter gedeihen dort dank geringer Heizleistung frische Sorten heran, die es zu pflanzen und ernten gilt. Kohlrabi, Salate, Rettich, Eiszapfen und Kresse könnten auf diese Weise ganzjährig angebaut werden.
Aber auch in ihrem Familienbetrieb geht es im Winter ruhiger zu: „Wir haben schon früher Feierabend. Das ist schon eine Entlastung“, sagt Diana Maier-Ketterer. Gleichwohl ist immer etwas zu tun: „Dann erledigen wir die Arbeiten, die man nicht sieht“, führt sie aus. Reparaturen und Wartungen, aber auch das Ausreiben des Büllesamens werden in dieser Zeit erledigt.
Urlaub ist kaum möglich
In wenigen Wochen wird der Betrieb mit insgesamt 5000 Quadratmetern Anbaufläche, 3600 davon in Gewächshäusern, wieder auf vollen Touren laufen. Dann nämlich werden bereits Gurken, Paprika, Tomaten in den Gewächshäusern gesetzt. Die würden vor allem zum Keimen und in der frühen Wachstumsphase viel Wärme benötigen.
Dafür müsse die Familie die Gewächshäuser auf 22 Grad Celsius heizen. Bei den aktuellen Energiepreisen sei das kein Vergnügen – aber eine gute Erklärung, warum Lebensmittel derzeit immer teurer werden. Dank der geschützten Räumlichkeiten könnten die Sommerkulturen bis Oktober, teilweise sogar bis in den November ausgedehnt werden.
Und der Verkauf von eigenen Produkten findet ohnehin das gesamte Jahr statt – an eine echte Ruhephase sei da kaum zu denken. Wenn sich in der Familie jemand in der Winterzeit Urlaub gönnen möchte, dann müsse zumindest eine Person immer vor Ort sein, um jederzeit kleinere Arbeiten erledigen zu können, erklärt Maier-Ketterer.