Der bange Blick der Bürger von Mühlhausen-Ehingen wird auch in den kommenden Tagen immer wieder Richtung Himmel gehen. Nach der Regenkatastrophe in der vergangenen Woche, bei der große Teile von Mühlhausen überschwemmt worden sind, hoffen die Einwohner, dass es nicht wieder zu starken Regenfällen kommen wird. Denn der Schock sitzt weiterhin tief nach dem Unwetter, das besonders in der Schloßstraße und Richtung alter Sportplatz gewütet hat.
Auch die Feuerwehr in der Hegauer-Doppelgemeinde rüstet sich für weitere Regenfälle. Wie Kommandant Oliver Drescher im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet, sind Ehrenamtliche aktuell dabei, neue Sandsäcke zu füllen. „Wir wollen vorbereitet sein, falls wieder etwas kommt. Aber das ist vorerst eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt er. Die Vorräte seien komplett aufgebraucht oder seien durch den Regen beschädigt worden.

„Wir sind weiterhin in Alarmbereitschaft, vor allem wenn man so etwas heftiges erlebt hat. Wir blicken wirklich sorgenvoll in den Himmel“, ergänzt Bürgermeister Patrick Stärk. Und es könnte sein, dass die 300 Sandsäcke schneller gebraucht werden, als der Feuerwehr lieb ist: Die aktuellen Wetterprognosen gehen von weiteren stärkeren Regenfällen aus.
Neue Regenfront kommt
Uwe Schickedanz, Leiter der Regionalen Wetterberatung des Deutschen Wetterdienstes Stuttgart, bestätigt dies: „Mit weiteren Unwettern ist die ganze Woche zu rechnen.“ Zwar sei der Schwerpunkt dieses Mal weiter Richtung Blumberg, doch könne es auch im Landkreis Konstanz zu heftigen Regengüssen kommen. Mit bis zu 40 Litern pro Quadratmeter sei zu rechnen. „Ein großflächiges Regengebiet zieht auf die Region zu, es ist leider so, dass es wohl bis Freitag kaum einen Tag ohne Regen geben wird“, lautet seine Einschätzung. Und dieses Unwetter könne natürlich auch Mühlhausen wieder treffen. „Auszuschließen ist dies leider nicht“, sagt er.
Wie heftig das Unwetter der vergangenen Woche in Mühlhausen gewütet hatte, macht der Deutsche Wetterdienst auf SÜDKURIER-Nachfrage deutlich. Laut Julia Kemmerer von der Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes kamen punktuell bis zu 105 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Am meisten Niederschlag wurde etwas westlich von Mühlhausen-Ehingen gemessen. Der Wetterdienst spricht gar von einem Jahrhundert-Unwetter. „Tatsächlich ist 2021 nach den teilweise viel zu trockenen Vorjahren wieder ein Jahr mit reichlich Niederschlag und erscheint deshalb möglicherweise besonders ungewöhnlich“, erklärt Julia Kemmerer mit.

Derweil gehen die Aufräumarbeiten weiter voran. „Wir versuchen derzeit alles, um unsere Kanäle wieder komplett frei zu bekommen“, sagt Bürgermeister Patrick Stärk. Denn der viele Regen habe auch Geröll, Steine und Geäst mit sich gebracht. Zudem sei man aktuell dabei, die Schäden, die durch das Unwetter in der Kanalisation entstanden sind, zu sichten und schnellstmöglich zu beheben. „Damit wir beim nächsten mittleren Regen keinen Folgeschaden haben“, so Stärk.

Auch die Schäden etwa an Gehwegen und Straßen der Gemeinde seien in der Zwischenzeit begutachtet worden. Wie hoch die Schadenssumme ist, stehe derzeit allerdings noch nicht fest. „Es hat sich leider nichts geändert, sie wird im Millionenbereich liegen“, sagt Stärk mit Verweis auf erste Schätzungen.
Gemeinde hilft, wo sie kann
Um beschädigte Möbel zu entsorgen, habe die Gemeinde laut Stärk zusätzliche Container aufgestellt. Diese seien bereits zweimal geleert worden. Um zusätzlichen Raum für beschädigte Möbel zu schaffen, werden aktuell in den besonders schwer betroffenen Bereichen weitere Müllmulden platziert. Und die Ortsverwaltung versuche zudem, Ersatzwohnungen für die Bewohner zu finden, die in dieser Katastrophennacht ihr Heim verloren haben. „Wir können allerdings nicht mehr tun, als bei der Vermittlung von temporären Lösungen bei uns im Ort oder etwa in Engen zu helfen“, sagt Stärk. Denn die gemeindeeigenen Wohnungen, von denen es ohnehin nicht viele gebe, seien belegt. „Wo wir helfen können, helfen wir“, versichert er.