Im brodelnden Hexenkeller feierten die Piraten vom Untersee einen kurzweiligen und schönen bunten Abend: Viereinhalb Stunden lang lieferten die Untermieter vom Rathauskeller einen humoristischen Kracher nach dem anderen. Die Zunft ist ein Garant für eine fröhliche Fasnacht mit vielen Sketchen, Liedern, Showtänzen und Erzählungen aus dem Dorf. Sie erstaunte mit einer brillanten und hervorragend durchdachten Inszenierung.

Wie Perlen auf einer Schnur reihte sich eine närrische Dorfgeschichte an die andere – zusammengehalten und sehr gut übergeleitet von lustigen Sketchen der Moderatoren Ulrich Schäfer, Florian Oberwein und Cansel Geitner, in der Rolle von drei Prachtexemplaren von Ordnungshütern.

Viele humorvolle Sketche

Recht und Ordnung wiederherstellen, schallt es aktuell von den Wahlplakaten der CDU. „Doch wie stellen sich das die da oben wieder vor?“, fragten sich gleich zu Beginn Ulrich Schäfer und Florian Oberwein. Auf der Höri gebe es schließlich nur ein einziges Polizeiauto, das die Straßen dort kontrollieren würde. Des Weiteren handle es sich bei Polizisten schließlich auch um Beamte, die von Natur aus nicht so belastbar seien.

Zum Glück kam mit der LKA-Kommissarin Cansel Geitner eine tatkräftige Verstärkung auf die Höri. In vielen humorvollen Sketchen brachte sie die überforderten Polizisten wieder auf Trab. Und als unnachahmliches Polizei-Trio leiteten sie närrisch von einem Akt zum anderen.

Susanne Häberle und Tabea Wieland (rechts) treten in die Falle des Schönheitswahns.
Susanne Häberle und Tabea Wieland (rechts) treten in die Falle des Schönheitswahns. | Bild: Georg Lange

Der Schönheitswahn hat auch die Höri im Griff. Neuerdings mit einer eigenen Klinik für plastische Operationen. Hier ließen sich Tabea Wieland und Susanne Häberle kreative Abnäher nicht nur ins Gesicht schneidern, sondern auch die Lippen füllig aufplustern. Mit sehr viel Selbstironie und noch mehr Humor deklinierten sie im Sketch den Trend gegen das Altern und hielten dem Wahn den närrischen Spiegel entgegen.

Haus der Vereine wird Thema

Der Spatenstich fürs Haus der Vereine leitete eine neue Ära im Vereinsleben von Öhningen ein. Doch wie gestaltete sich eigentlich der Abriss der Schweizer Hütte vom Fußballclub an der neuen Großbaustelle? Auf herrliche Weise ließen Capo Ulrich Schäfer und Bauarbeiter Jürgen Grieger den Abbruch der ehemaligen Begegnungsstätte Revue passieren.

Die „Sepp-Schweizer-Hütte“ erwies sich dabei mit ihrem „Wangener Beton“ als Form des Sondermülls, der eigens getrennt werden musste. Grieger ging zunächst davon aus, dass nur Asbest extrem gefährlich sei. Doch musste sich der Bauarbeiter schnell eines Besseren belehren lassen: Gegenüber Wangener Beton sei Asbest „Kindergarten“.

Im Hexenkessel der Piraten vom Untersee brodelt beim Bunten Abend die Stimmung der Gäste auf höchster Temperatur.
Im Hexenkessel der Piraten vom Untersee brodelt beim Bunten Abend die Stimmung der Gäste auf höchster Temperatur. | Bild: Georg Lange

Der Abriss der Hütte zog auch Jenny Nägele in der Rolle als Gemeinderätin Andrea Dix und Silke Massler als Schweizer Reporterin an die Baustelle. Die Reporterin des Tagblatts witterte fälschlicherweise eine Story um einen widerrechtlichen Abriss eines eidgenössischen Kulturguts. Der von allen flott und souverän gespielte Sketch mit humorvollen Wendungen reizte das närrische Publikum zu Lachtränen.

Exhibitionisten landen auf der Bühne

Das Polizisten-Duo gründete außerdem eine neue Sonderkommission auf der Höri mit dem Namen „Nackedei“. Das Team war auf der Jagd nach einem oder gar mehreren Exhibitionisten – davon hatte es zuletzt auf der Höri tatsächlich einige gegeben. Im Schatten der Ordnungshüter trafen sich die Exhibitionisten Jürgen Salomon und Frank „Fuzzi“ Graf dann vor ihrem neuen Versteck an der mickrigen Linde am Rathaus.

Fantastisch in ihren Rollen toben sich die Exhibitionisten aus.
Fantastisch in ihren Rollen toben sich die Exhibitionisten aus. | Bild: Georg Lange

Zum großen Bedauern der beiden flog deren alter Wirkungsort am Öhninger Friedhof auf. Die Lachmuskeln strapazierend und ganz im närrischen Element, führten die beiden Nackedeis im Trenchcoat und mit Wortspielen, Gitarre und originellen Liedern in die Logik der närrischen Exhibitionisten ein.

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Mit viel Humor halten sie den Bürgern den Narrenspiegel vor (von links): Nicole Bilger, Selina Müller, Monika Binder und Jasmin Trüb.
Mit viel Humor halten sie den Bürgern den Narrenspiegel vor (von links): Nicole Bilger, Selina Müller, Monika Binder und Jasmin Trüb. | Bild: Georg Lange

Viele Lachtränen im Publikum

Bei der Gemeinderatswahl in Öhningen gab es sieben Listen. Eine davon, die Neue Liste, trat nur mit Frauen an. In diesem ebenfalls humorigen Sketch verkleideten sich Mario Jedelhauser und Frank Graf als Frauen, die – aus konservativer Sicht – der Frauen-Liste auf den Grund gingen und ein vermeintliches Komplott aufzudecken suchten.

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Rund um die Neue Liste sowie um Weiblichkeit und Männlichkeit geht es bei einem musikalischen Sketch von Mario Jedelhauser (von links), Melanie Sieber, Angela Menzel und Frank Fuzzi Graf. | Bild: Georg Lange

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