In der Causa des Schiener Bebauungsplans Bruderhof, der zuletzt für Unmut sorgte, ist vom Gemeinderat Öhningen bisher nichts entschieden worden. Der zweite Entwurf dazu liegt derweil in der öffentlichen Auslage und scheint viele Einwohner verunsichert zu haben. Denn allein die Vorstellung, dass mit der Änderung des Bebauungsplans Bruderhof das darin liegende Mostbesen-Lokal in Schienen geschlossen werden könnte, veranlasste nahezu 350 Bürger, eine Online-Petition für dessen Erhalt zu unterschreiben.

221 Unterschriften stammen allein aus Schienen, Wangen und Öhningen. 40 Prozent aller Petitoren sind laut der Internetplattform Open-Petition direkt von der Schließung des Mostbesens in Schienen betroffen. Mehr als 120 Bürger hinterließen einen Kommentar zur Petition und betonen die Wichtigkeit des Besen-Lokals für die Dorfgemeinschaft.

Kommentare aus der Online-Petition

Bild 1: Diese Besenwirtschaft soll bleiben! Bürger starten Petition zum Erhalt der umstrittenen Beiz
Bild: Schönlein, Ute

Der Mostbesen wird dort unter anderem als „eine wichtige Einrichtung für das Dorfleben, welches sowieso immer weniger wird“ bezeichnet. Ein anderer Bürger argumentiert: „Gerade als Zugezogener ist es wichtig, eine solche Lokalität im Ort zu haben, um mit den hier schon lange lebenden Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Und auch als „ein schöner und gemütlicher Treffpunkt für alle, die noch Tradition mögen“ wird von der Besenwirtschaft gesprochen.

Wie kam es zu der Besenwirtschaft?

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt der Betreiber, Ortsvorsteher Wolfgang Menzer, die Entstehungsgeschichte des Mostbesens „Hani“ in Schienen. Wolfgang Menzer ist seit 19 Jahren Ortsvorsteher in der Öhninger Teilortschaft. 21 Jahre lang war er Mitglied im Gemeinderat von Öhningen und meist im Vorstand für viele Vereine in Schienen tätig.

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Aktuell sitzt er im Aufsichtsrat des Genossenschaftsbetriebs ‚s‘Lädele in Schienen. Der Ortsvorsteher kennt dadurch die Bedürfnisse wie auch den Mangel im Dorf gut. Wie viele andere Ortschaften auf der Höri habe auch Schienen keinen abendlichen Treffpunkt in einer Dorfkneipe, in dem das Dorf gesellig zusammenkommen könnte, erklärt Wolfgang Menzer.

Er wollte die Dorfgemeinschaft bereichern

Eines betont der Ortsvorsteher zudem: Mit dem Mostbesen habe er sich nicht selbst, sondern vielmehr die Dorfgemeinschaft bereichern wollen. Die Mostbeiz sei nur am Freitag geöffnet. Doch letztlich führte dieser eine Tag pro Woche zum Nachbarschaftsstreit. Anwohner fühlten sich dennoch von dem Betrieb in ihrer Nachtruhe gestört.

Die Idee zu einer „Echten Besenbeiz“ entstand aus dem seit zehn Jahren in Schienen veranstalteten Mostseminar mit 20 privaten Apfelweinherstellern im Umkreis des Schienerbergs. Vor vier Jahren verlegte Wolfgang Menzer das Mostseminar in die Wohnstube seines eigenen landwirtschaftlichen Betriebs. Daraus entwickelte sich die Idee des heutigen Mostbesens „Hani“. Der Name „Hani“ entstamme einer uralten Dorftradition, erklärt Wolfgang Menzer. Anstelle der heute üblichen Straßennamen führten in Schienen die Gebäude die Namen ihrer damaligen Besitzer.

Most wird selbst erzeugt

Der Ortsvorsteher erzeugt neben seinem Hobby als Imker nicht nur Honig, sondern nebenberuflich auch im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb den Most von 100 Obstbäumen auf seinen Streuobstwiesen. Seiner Sicht nach erlaube ihm die Verordnung den Betrieb einer sogenannten „Echten Besenwirtschaft“. Die Voraussetzungen dafür seien, dass der Most selbst erzeugt wird, das Besenlokal auf dem eigenen Grundstück des landwirtschaftlichen Betriebs liegt und nur von ihm selbst betrieben werden darf. Eine Verpachtung sei ausgeschlossen.

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All das sei gegeben. Laut Verordnung braucht der Betreiber keine Genehmigung für den Mostbesen, sondern nur eine Anmeldung bei der Öhninger Verwaltung. Diese habe er eingereicht. Gerade wegen den Nachbarn entschied sich Wolfgang Menzer für einen Mostbesen-Betrieb an nur einem Tag in der Woche.

Ärger um den Bebauungsplan

Aufgrund einer Baurechtsprüfung für den Umbau entdeckte das Landratsamt, dass die Rechtslage im Bebauungsplan unklar war. Einerseits reklamiert der Bebauungsplan ein reines Wohngebiet, andererseits genehmigt er auch rechtsverbindlich eine Sonderfläche für drei landwirtschaftliche Betriebe sowie für die ehemalige Schule innerhalb des Bebauungsplans. Die Änderung des Bebauungsplans Bruderhof soll nun an den faktischen Zustand im Plangebiet angepasst werden: indem das Gebiet aus dem Bebauungsplan entnommen wird.