Die Höri ist klein, aber fein. Doch in den pittoresken Charme der Dörfer auf der Halbinsel müssen nun Standards der Moderne einziehen. So auch barrierefreie Bushaltestellen. Diese werden großzügig mit Fördergeldern unterstützt und sind politisch gewollt. Auch wenn die Gestaltung nicht immer in die allgemeine Optik der Umgebung zu passen scheint.
In Öhningen sollen jeweils die beiden Haltestellen der Haltepunkte Öhningen Endorf und Rathaus Wangen modernisiert werden. Felix Kormann vom Büro Rapp-Regioplan stellte die beiden Maßnahmen während der jüngsten Gemeinderatssitzung im Öhninger Rathaus vor. Für die Haltestelle Endorf müsste der Kurvenbereich vergrößert werden, um eine barrierefreie Halteposition des Busses zu ermöglichen.
Ein Parkplatz würde wegfallen
Wegfallen würde ein Auto-Stellplatz an der Nordseite, weil durch den erhöhten Bordstein die Zufahrt nicht mehr möglich sei. Das Wartehäuschen müssten die Planer nach Westen schieben. Das bestehende Wartehäuschen müsste aber nicht zwingend weichen, wie Felix Kormann vorschlägt. Es könnte als Fahrradunterstand weiter verwendet werden.
Vera Floetemeyer (Netzwerk) griff eine Bürgerfrage auf und stellte das Einrichten einer Carsharing-Station an der Bushaltestelle zur Diskussion. Im nördlichen Bereich der Bushaltestelle gebe es noch zwei Parkplätze, an denen sich – so die Idee – auch eine Ladestation für E-Autos integrieren lassen könnte. Kormann äußerte sich anfänglich zögerlich, da der Platz an der Haltestelle ohnehin schon sehr begrenzt sei und er noch nicht sicher sagen könnte, ob dies realisierbar sei. Bürgermeister Andreas Schmid versprach, diese Option zu prüfen.

Andrea Dix (Netzwerk) vermisste einen Plan, was mit dem Platz an der südlichen Haltestelle Endorf denn passieren solle. Auch kritisierte sie den Busverkehr mit großen Fahrzeugen, die sich „wie Öltanker vor sich hinschleppen“. Aus ihrer Sicht müsste ein deutlich kleinerer Bus verkehren, aber dafür viel häufiger. Das passe besser zu den Begebenheiten der Gemeinden. Und auch den Umbau der Haltestellen sei aus ihrer Sicht der falsche Ansatz. „Was da für ein Aufwand betrieben wird“, so Dix.
Schmid unterband die Debatte um die Betriebswirtschaftlichkeit des öffentlichen Personennahverkehrs, dies sei jetzt nicht Thema. Der Bus sei seiner Beobachtung nach auf der hinteren Höri vielleicht noch leerer, doch er würde sich Richtung Radolfzell immer weiter füllen. Außerdem benötige auch der Schulbus viel Platz.
Beim Umbau der Haltestelle Wangen-Rathaus war vor allem die Optik das Thema. Auf der Nordseite vor dem Rathaus müsste der Bordstein von wenigen Zentimetern auf 18 angehoben werden, so Planer Kormann. Die veränderte Optik machte Michael Otto (FBL) Sorge: „Was bedeutet die Niveau-Anhebung für das Rathaus und die Treppe davor?“, frage er.
Wird das Rathaus eingemauert?
Vera Floetemeyer (Netzwerk) ging sogar noch weiter: „Wenn wir das Rathaus einmauern, dann macht das was mit einem historischen Gebäude“. Kormann versuchte, die Gemüter zu beruhigen, dass der Anstieg des Grundbodens vorne an der Bordsteinkante am größten ausfalle und weiter hinten in Richtung Rathaus nicht mehr so dramatisch sei.

Ebenfalls schlug Felix Kormann vor, an der südlichen Haltestelle die Pflastersteine durch leiseren Asphalt zu ersetzen und an den Haltestellen Entwässerungsrinnen einbauen zu lassen. Doch Andrea Dix war nach der Debatte ganz und gar nicht überzeugt. „Müssen wir das eigentlich machen?“, frage sie und brachte den Antrag, die beiden Maßnahmen ersatzlos zu streichen. „Das ist teuer, unsinnig und nicht schön.“
Dafür konnte sie – außer Stefan Singer (Netzwerk) aber niemanden begeistern. Ihr Antrag wurde abgelehnt und die weiteren Planungen des Umbaus der barrierefreien Haltestellen in Auftrag gegeben.