Was in anderen Gemeinden schon lange üblich ist, soll nun auch in Orsingen-Nenzingen kommen: Der Gemeinderat beschloss mit großer Mehrheit die Einführung eines digitalen Ratsinformationssystems. Bürgermeister Stefan Keil stellte in der jüngsten Sitzung die bisherigen Abläufe dar und machte deutlich, welche Vorteile die Verwaltung in einem solchen System sehe.

Aktuell würden Sitzungsunterlagen ausgedruckt, kopiert, verpackt und per Amtsbote oder Verwaltungsmitarbeiter an die Gemeinderäte verteilt. Diese Arbeiten bedeuteten einen hohen Personal- und Papiereinsatz. Mit einem Ratsinformationssystem ließe sich dieser Bereich deutlich verschlanken.

40.000 Euro und laufende Kosten

Nach dem Vergleich mehrerer Anbieter empfahl die Verwaltung, den Auftrag in Höhe von 40.000 Euro der Firma Comundus Regisafe GmbH zu erteilen. Die Gemeinde nutzt bereits das Dokumentenmanagementsystem dieser Firma. Zum Angebotsumfang zählen das eigentliche Ratsinformationssystem inklusive einer App, die Installation und Einweisung und die Tablet-Computer, die den Gemeinderäten für die Dauer ihrer Amtszeit zur Verfügung gestellt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Die monatlichen Softwarepflege- und Betriebskosten belaufen sich auf rund 185 Euro pro Monat. Die ersten vier Jahre sind im Angebotspreis enthalten. Stefan Keil wies darauf hin, dass durch das neue System künftig auch die Bürger leichter an Informationen aus dem Rat kämen.

Freude, aber auch Skepsis

Die Resonanz der Gemeinderäte war unterschiedlich. Harry Metzger (FWV) sah den Vorteil nicht als so groß an, wollte der neuen Technik aber nicht entgegenstehen.

Auch Joachim Kiewel (SPD) war nicht überzeugt: „Das bringt für mich nicht den Riesen-Vorteil als Gemeinderat. Ich liebe es, die Unterlagen in Papierform zu haben. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen.“ Es gebe sicher wichtigere Dinge als die Digitalisierung, fügte er hinzu und sorgte sich, dass man in zehn Jahren alles wegwerfen könne.

Nikolaus Langner (CDU) betonte, es sei viel Geld und niemand wisse, wie lange die Amortisierung brauche. Er wolle der Digitalisierung nicht im Weg stehen und werde sich enthalten.

Marius Zeiher (CDU) äußerte sich dagegen sehr froh. Durch das Einsparen von Toner, Papier und dem Ausfahren rechne sich die Anschaffung bald. „Auch für die Bürger ist Transparenz wichtig und für mich persönlich als Gemeinderat eine absolute Verbesserung.“

Cordula Buhl (FWV) nannte ein solches System eine Erleichterung für alle, auch Christine Leithe (FWV) stand der Einführung offen gegenüber, wenn man sich für neueste Technik entscheide.

„Wir sind noch sehr in der Zeit zurück. Die Vernetzung von Gemeinde, Räten und Kommune wird dadurch besser. Und man kann die Pläne vergrößern und besser lesen“, gab Sabine Hins (FGL) an.

Christoph Joos (FWV) sah die Einführung ebenfalls positiv. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde bald Kraft Gesetz verpflichtet sei, auf ihrer Homepage gewisse Amtsgänge zu digitalisieren.

Auch für Ralph J. Schiel (FGL) ergeben sich viele Vorteile. Künftig könne man Dinge schneller finden, weil man eine Suchfunktion habe, statt Ordner durchzublättern. Dass Bürger künftig Protokolle einsehen könnten, sei eine Möglichkeit, politisches Interesse zu wecken und mehr Dinge begreifbar zu machen.

Übergangszeit von drei Sitzungen

Vermittelnd war schließlich die Meinung von Stefan Stemmer (CDU): Er verstehe die Skepsis, es sei viel Geld und etwas Neues. „Aber worauf warten wir? In ein paar Jahren müssen wir es doch haben und es wird nicht billiger.“ Er bat jedoch um eine intensive Einarbeitung.

Bürgermeister Keil sagte diese zu und verwies auch darauf, dass in der Übergangszeit für maximal drei Gemeinderatssitzungen die Unterlagen wie bisher in Papierform verteilt würden.