Frauenfußball wird immer beliebter und das nicht bei der Europameisterschaft in der Schweiz, sondern auch im kleinen Nenzingen-Orsingen. Denn dort war jüngst das Mädchenmobil des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) in der Grundschule zu Gast. Das Angebot war passend zur Frauen-Fußball-Europameisterschaft ins Leben gerufen worden. Es soll zur nachhaltigen Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs den Ballsport direkt an die Grundschulen bringen. Das hat auf den ersten Blick schon gut funktioniert: Insgesamt nahmen 52 Mädchen teil.
Eine Chance für die Mädchen
Jannik Maier ist Klassenlehrer einer ersten Klasse und unterrichtet drei Klassen in Sport. Er erzählt: „In den Pausen spielen oft hauptsächlich Jungs Fußball, sie sind im Verein und generell meist etwas fußballaffiner. Mädchen trauen sich dann weniger mitzuspielen, haben Respekt vor harten Schüssen und dem ‚Einsatz‘ der Jungs. Manchmal kommen vielleicht auch komische Kommentare.“
Das Mädchenmobil habe den Mädchen die Chance geboten, in einem geschützten Raum erste Erfahrungen mit Fußball zu sammeln oder ihren Spaß daran freier auszuleben. Sie hätten in der Gemeinschaft erlebt, wie viele andere Mädchen Lust am Fußballspielen haben und sich frei ausprobieren können.
Klischees abbauen und ermutigen
Rektorin Jeannette Spiekermann, die auf das Angebot aufmerksam geworden war, ergänzt: „Sport verbindet, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert den Teamgeist. Genau das wollten wir unseren Schülerinnen mit dem Mädchenmobil ermöglichen.“ Gerade im Grundschulalter sei es wichtig, Mädchen frühzeitig für Bewegung und Mannschaftssport zu begeistern. Fußball biete dafür eine ideale Plattform.
„Unser Ziel war es, Rollenklischees abzubauen und Mädchen zu zeigen, dass sie auf dem Spielfeld genauso stark, schnell und mutig sein können wie Jungen. Die Begeisterung, mit der unsere Schülerinnen bei der Sache waren, spricht für sich – und zeigt, wie wichtig solche Angebote im Schulalltag sind.“
Mehrere Spiel- und Trainingsformen für alle Klassen
Klassenlehrer Jannik Maier war bei den beiden Übungsstunden dabei. Er lobt: „Alles war toll organisiert. Los ging es mit einem kleinen Aufwärmspiel, bei dem jedes Kind einen Fußball hatte und erste Erfahrungen mit dem Ball sammeln konnte, ohne dass etwas gekonnt werden musste.“ Anschließend hätten die qualifizierten Fußballtrainer ein Staffelspiel kombiniert mit einer Art Memory angeleitet. Dabei sei es spielerisch um das Dribbeln und Stoppen gegangen. Zum Abschluss hätten sechs Teams auf drei kleinen Fußballfeldern ein kleines Turnier auf verschieden große und viele Tore gespielt.
Zuerst machten 30 Mädchen der Klassenstufen eins und zwei mit, dann waren 22 Kinder der Klassen drei und vier an der Reihe. Am Ende überreichten die Trainer fünf Fußbälle zum weiteren Training.
Begeisterung ist groß
Auch Tage später strahlen die Mädchen, wenn sie nach dem besonderen Vormittag gefragt werden. Erstklässlerin Maya sagt, sie liebe Fußball und spiele fast jeden Tag mit ihrem Bruder. „Ich kannte alles schon, das bringt mir mein Bruder bei. Aber die Trainer waren nett.“ Zweitklässlerin Luna gefiel das sportliche Memory. Fußball habe sie vorher schon manchmal mit ihrem Vater gespielt. „Das mache ich mit Papa künftig öfter“, kündigt sie an.
Hanna aus Klassenstufe drei spricht über den Spaß, mal nur mit Mädels zu spielen. Auf dem Fußballfeld der Schule machten aber fast alle Jungs und Mädchen ihrer Klasse mit. Und Viertklässlerin Sophia, die manchmal mit ihrem Cousin oder ihrer Freundin kickt, verrät, sie habe neue Sachen gelernt und ihre Schusstechnik verbessert.
Die Schülerinnen erzählen noch, sie schauten Spiele der Frauen-Europameisterschaft, hätten aber keine ausgesprochene Lieblingsspielerin.