Es war einmal im wilden Orsingen-Nenzingen: Zwölf Uhr mittags – High Noon, wie man auch sagen könnte. Durch die Stockacher Straße vor dem Rathaus in Nenzingen rollt ein ausgetrockneter Steppenläufer-Busch, während die Sonne unbarmherzig auf die staubige Straße brennt.
Zwei Männer stehen einige Meter weit auseinander, jeweils eine Hand am Colt, und schauen sich durch leicht zugekniffene Augen an. „Diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide“, sagt der Dorf-Sheriff und setzt den Bösewicht durch einen gezielten Schuss außer Gefecht. Während er den rauchenden Revolver wieder in den Halfter steckt, glänzt sein Sheriff-Stern in der Sonne.
Diese Szene ist zum Glück frei erfunden und klingt eher nach Italo-Western als nach einer Nachricht aus dem SÜDKURIER. Doch ein Funken Wahrheit ist trotzdem dran an der Geschichte: Die Gemeinde sucht in einer Stellenanzeige, die Bürgermeister Stefan Keil in den sozialen Netzwerken geteilt hat, nämlich wirklich nach einem „Dorf-Sheriff“.
Auf den ersten Klick eine ziemlich normale Stelle
Ein Klick auf den Link zur offiziellen Stellenausschreibung zeigt, dass sich dahinter die politisch korrekte Stelle eines Sachbearbeiters (m/w/d) für den Bereich des Ordnungsamts mit der Geschäftsstelle Gemeinderat verbirgt.
Das Einfangen von Viehdieben, und Posträubern gehört demnach nicht zur Stellenbeschreibung. Wohl aber die Erteilung von Plakatierungsgenehmigungen (mit Ausnahme von „Wanted: dead or alive“-Plakaten, anm. d. Red.), die Bearbeitung von sämtlichen ordnungsrechtlichen Sachverhalten, Straßenverkehr und ÖPNV sowie die Unterbringung von Flüchtlingen.
Spätestens beim Beamtendeutsch einer offiziellen Stellenausschreibung ist dann also wieder Schluss mit Westernromantik. Halb so wild. Clint Eastwood wäre für den Job in der Doppelgemeinde sowieso schon zu alt. Aber das positive an der kreativen Stellenausschreibung ist: Anscheinend ist Humor auch in deutschen Behörden nicht gänzlich verboten und man kann auch ein ernstes Thema mal mit einem Augenzwinkern sehen.
Bleibt für den zukünftigen Dorf-Sheriff nur zu hoffen, dass die Gemeinde Orsingen-Nenzingen mehr bezahlt als eine Handvoll Dollar.