Der Orsinger German Stemmer ist vergangene Woche im Alter von 90 Jahren verstorben. Der zehnfache Vater war nicht nur ein liebevoller Familienmensch, er war auch ein erfolgreicher Unternehmer, ein engagierter Vereinsmensch und Gemeinderat. Sein Wirken hat viele Spuren hinterlassen, die immer an ihn erinnern werden.

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Seinen beruflichen Weg begann German Stemmer 1947 mit einer Maurerlehre. Drei Jahre später machte er seine Gesellenprüfung und blieb noch zwei Jahre in seinem Ausbildungsbetrieb in Stockach, bevor es ihn in die Schweiz zog.

Stationen in Karlsruhe und Basel

Durch einen gebürtigen Orsinger bekam er im Frühjahr 1955 eine Stelle in Karlsruhe und bezog dort gemeinsam mit seinem späteren ersten Mitarbeiter Josef Schenk eine kleine Wohnung. Ihm gefiel es in dieser Firma aber nicht und er fand über einen anderen Orsinger eine neue Anstellung in Basel. Als Grenzgänger wohnte er in Lörrach bei einem Verwandten dieser Familie.

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German Stemmer besuchte erfolgreich die Meisterschule in Konstanz und erhielt am 1. März 1956 seinen Meisterbrief. Gleich danach kümmerte er sich um die erste Ausstattung für sein eigenes Bauunternehmen, das er am 1. April anmeldete. Viele Mitarbeiter der ersten Zeit blieben ihm ihr ganzes Arbeitsleben lang erhalten. Das Jahr hielt noch mehr Höhepunkte bereit: Am 25. August heirate Stemmer seine Frau Eva, baute das eigene Haus und am Abend nach dem Richtfest kam der erste Sohn zur Welt.

Betrieb wird Keimzelle des Gewerbegebiets

Zunächst kamen viele Aufträge von Landwirten, 1957 erhielt er den Auftrag der Gemeinde, den Kindergarten zu bauen. Noch immer wurde von Hand ausgegraben, aber bald darauf kaufte German Stemmer einen gebrauchten Bagger. Das Baustofflager des Unternehmens war das erste Gebäude am Heidenschlossweg und gewissermaßen die Urzelle des heutigen Gewerbegebiets.

Zwei Hallen für die Gemeinde

Durch seinen Betrieb entstanden viele Einfamilienhäuser und andere Gebäude, die von seinem Bruder, dem Architekten Alois Stemmer, geplant und von ihm gebaut wurden. Die Gemeinde vergab ebenfalls viele Aufträge an ihn: in den 1960ern die Schulhauserweiterung, den Umbau des Kindergartens, die Einsegnungshalle, 1974 das Freibad Orsingen, 1980 das Feuerwehrhaus sowie 1982 und 1987 die Kirnberg- und Rebberghalle.

Nebenbei war er von 1980 bis 2000 Mitglied des Gutachterausschusses, zeitweise als zweiter Vorsitzender. 2002 wurde die Firma in eine GmbH & Co.KG umgewandelt, der Sohn Ferdinand wurde Teilnehmer und ist seither federführend Firmenchef.

Ein Vereinsmensch durch und durch

Neben seinem Berufsleben und der Familie fand German Stemmer auch Zeit für das Vereinsleben. An seinem 18. Geburtstag gründete mit anderen Sportbegeisterten den SV Orsingen und war langjähriger aktiver und leidenschaftlicher Spieler.

Der Sportplatz- und Clubhausneubau im Breiteweg von 1964 bis 1966 sind untrennbar mit German Stemmer verbunden. Er war der Initiator des Projekts und für die Planung wie auch für die Erstellung des Clubheims verantwortlich.

1969 übernahm German Stemmer das Amt des Vorsitzenden des SV Orsingen, das er aus beruflichen Gründen drei Jahre später an seinen Bruder Alois abgab. German Stemmer blieb dem SV Orsingen und dem im Jahr 2002 aus der Fusion entstandenen SV Orsingen-Nenzingen tief verbunden.

Auch der Kirchenchor Orsingen trauert um sein langjähriges Ehrenmitglied. Dort war German Stemmer mit 21 Jahren eingetreten und hatte den Chor mit seiner geschätzten Bass-Stimme über 36 Jahre lang bei kirchlichen wie weltlichen Anlässen bereichert. Bei geselligen Veranstaltungen wie Fastnachtsabenden oder Theateraufführungen engagierte er sich ebenfalls im und für den Chor.

Große Anteilnahme an der Trauerfeier

Die Fasnacht lag ihm ohnehin am Herzen. Über viele Jahre gestaltete und prägte Stemmer als Narrenrat die Halb-Olfer Fasnacht. Er war über mehrere Jahre verantwortlich für das Narrenblatt und erhielt in Würdigung seiner Verdienste von den Halb-Olfern die Ehrung als Obernarr. Doch nicht nur im Vereinswesen war der umtriebige German Stemmer in seiner Freizeit aktiv. Von 1971 bis 1980 saß er im Gemeinderat und brachte sich dort mit voller Energie ein.

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Zur Trauerfeier am vergangenen Samstag versammelte sich eine große Trauergemeinde. Trauerrednerin Katja Stepper gestaltete ihre Rede sehr einfühlsam und aufgrund ihrer privaten Bindung sehr persönlich. Ihr Vater hatte 50 Jahre lang bei German Stemmer gearbeitet. Der Kirchenchor sang zwei Lieder und Pfarrer Thomas Huber übernahm den liturgischen Teil.