Orsingen-Nenzingen – Farben sind sein Metier, Autorennen seine Leidenschaft: Albrecht Kamenzin, Maler- und Lackiermeister aus Orsingen-Nenzingen, fährt mit seinem laubfroschgrünen BMW 325i E30, Baujahr 1986, seit einigen Jahren Rennen bei der Tourenwagen-Classic-Rennserie (TWC). Im vergangenen Jahr wurde er Dritter der Gesamtwertung und Erster in seiner Klasse. In diesem Jahr stehen wieder fünf Rennwochenenden an. Der 64-Jährige startet im neu geschaffenen DTM Classic Cup.

Im Mai geht es los. Dann transportieren der Malermeister und seine Frau Gabriele den Flitzer auf dem Anhänger ihres Wohnmobils zum Lausitzring, gut 100 Kilometer südöstlich von Berlin. Weitere Rennen finden auf dem Norisring bei Nürnberg, dem Nürburgring in der Eifel, dem Circuit de Spa-Francorchamps in Belgien sowie dem Hockenheimring statt.
Schon in jungen Jahren wurde Albrecht Kamenzin Mitglied in der Opel-Sportfahrergemeinschaft Hegau-Bodensee. „Da war ich gerade 18 Jahre alt“, erinnert sich Kamenzin. Er fuhr Bergrennen hoch zum Haldenhof, auf den Eggberg bei Bad Säckingen oder auf den Schlossberg bei Gaggenau. 1982 endete diese Phase. Er ging auf die Meisterschule, gründete mit seiner Frau eine Familie und das Auto wurde zur Nebensache. 1992 übernahm er den Betrieb vom Vater und baute diesen langsam auf. Heute hat er 15 Mitarbeiter.

Zum 50. Geburtstag bekam er einen BMW 2002 Tii. „Den haben wir gerichtet und geschweißt. Dann gab es das Revival des Haldenhofrennens“, so Kamenzin. Er nahm an den Gleichmäßigkeitsprüfungen teil, bei denen jeder Fahrer dreimal die gleiche Strecke in möglichst der gleichen Zeit absolvieren muss. Gefahren wurde auf den alten Rennstrecken, die früher offiziell für Bergrennen genutzt worden waren.

Kamenzin erklärt: „Mit der Zeit wird man mit dem Auto vertrauter und sicherer. Aber je mehr du kannst, desto mehr willst du dann auch.“ Zwei oder drei Jahre habe er auch Touristikfahrten gemacht und an Rallyes teilgenommen, aber das sei nicht seine Welt gewesen.
An seinem Rennwagen musste erstmal einiges umgebaut werden
2016 kaufte er ein neues Auto. Das reine Motorsportfahrzeug war auf Langstrecken ausgelegt und musste zunächst angepasst werden. „Es hat ein spezielles Fahrwerk, liegt tief und hart auf der Straße, hat einen lauten Motor, keinen Schallschutz und keine Straßenzulassung“, zählt der Hobby-Rennfahrer auf. Die Rennen der letzten Jahre fanden auf dem Hockenheimring, dem Circuit Zandvoort/Niederlande, dem Salzburgring/Österreich und dem Circuit de Spa-Francorchamps/Belgien statt.

Gabriele Kamenzin berichtet: „Wir sind meistens donnerstags angereist, freitags war Training, samstags die Qualifikation und am Sonntagabend ging es nach dem Rennen zurück nach Hause.“ Die Serie hatte 53 Teilnehmer, die in verschiedenen Klassen starteten. Die meisten Fahrer sind älter als 40 Jahre. Man sitze gerne im Fahrerlager zusammen, so seien über die Jahre einige Freundschaften entstanden, sagt Albrecht Kamenzin.
Spitzengeschwindigkeiten von 250 bis 260 km/h
Für die Teilnehmer an solchen Rennen gibt es diverse Sicherheitsvorkehrungen. Jeder Fahrer muss zuvor eine theoretische und praktische Prüfung ablegen, damit er die Lizenz erhält. Auch ein jährlicher Arztbesuch ist Pflicht. Der Rennsportler erläutert: „Wir tragen feuerfeste Unterwäsche, einen Genickschutz, Kopfhaube, Helm und Handschuhe. Aufgrund der Hitze und der körperlichen wie mentalen Anstrengung verliere ich pro Rennen leicht mal zwei bis drei Kilogramm.“
Auf dem Nürburgring fahre er im Schnitt mit einem Tempo von 135 Stundenkilometern, Spitzengeschwindigkeiten von 250 oder 260 Stundenkilometern seien möglich. Angst habe er nicht, aber: „Der Respekt ist da. Manchmal kommen Dreher des Fahrzeugs vor, es gibt auch mal Unfälle. Hubschrauber, Ärzte und Feuerwehr stehen immer bereit.“ Alles sei wie bei der DTM (Deutsche Tourenwagen Masters), nur eben mit älteren Fahrzeugen. Zigtausende Zuschauer seien vor Ort, alle übrigen Fans könnten die Rennen per Live-Stream im Internet verfolgen.

Zuhause in Orsingen-Nenzingen hält sich das Ehepaar mit Walking und Spaziergängen fit. Sie fahren auch Ski und Fahrrad und spielen Tennis. Manchmal sitzt Albrecht Kamenzin in einem Gokart. „Das lässt sich ebenso schwer lenken wie mein Rennauto, in dem es ja auch keine Servolenkung gibt“, sagt er. Trainingsfahrten unternimmt er zum Beispiel auf dem Anneau du Rhin (Rheinring) im Elsass. Und mit einem Simulator übt er alle Rennstrecken über den Bildschirm.