In vielen Orten verschwinden nach und nach Gasthäuser mit klassischer, deutscher Küche. Auch Familienbetriebe werden seltener. In Orsingen-Nenzingen ist das anders. Hier gibt es gleich drei familiengeführte Restaurants: den Schönenberger Hof, den Landgasthof Ritter und den Gasthof Auer. Die Wirte sehen sich aber nicht als Konkurrenz. Was ist ihr Erfolgsrezept? Ingo Kerber sowie Stefan und Sascha Baumann erzählen, worauf es ankommt.
Ohne die Familie geht es nicht
In allen drei Restaurants steht die Familie selbst am Herd und bietet Rückhalt und Unterstützung. Dass in Nenzingen vor allem Familien die Restaurants führen, macht einen Unterschied, sagen die Wirte. „In vielen Situationen braucht es einfach die Familie, die hilft“, so Stefan Baumann. Gemeinsam mit seinem Bruder Sascha Baumann hat er 2010 den Schönenberger Hof übernommen. „Wir machen alle ehrliche, transparente Küche und kaufen regional ein“, sagt Ingo Kerber. Er übernahm 2011 den Landgasthof Ritter und führt den Betrieb seitdem weiter.
Dabei muss vor allem die Qualität stimmen. Billigeres Fleisch oder andere Lebensmittel zuzukaufen, um die Preise zu halten, sei für die Wirte keine Option. Das würden auch die Gäste merken. „Wenn das Essen gleichbleibend gut ist, sind die Leute auch bereit, zwei Euro mehr auszugeben“, sagt Stefan Baumann.

„Die gleichbleibende Qualität steht bei uns allen im Vordergrund. Genauso beim Auer, die kochen genauso super und stehen dahinter.“ Dennoch gebe es eine gewisse Individualität, die sich die Wirte erhalten.
Zusammenhalt statt Konkurrenzdenken
Vor allem Stammkunden kehren in die Nenzinger Wirtschaften ein. Sie wechseln aber auch immer wieder zwischen den Gastwirten. „Das schadet aber niemandem und tut niemandem weh“, sagt Sascha Baumann. Die Wirte sehen sich nicht als Konkurrenz. Sondern sind sich einig: „In der Situation, in der wir gerade sind, geht es nur miteinander“, so wie Ingo Kerber sagt.
In zweiter Reihe am Bodensee
Neben Gästen aus dem Dorf und Familienfeiern spielt auch in Nenzingen der Bodensee eine Rolle. „Ich bin froh, dass ich in der zweiten Reihe bin“, sagt Ingo Kerber. Damit meint er nicht direkt am See, aber dennoch in der Nähe. Denn Rückreisende kommen nach einem Tagesausflug am See oft in die Nenzinger Lokale.

Die gute Anbindung mit dem Zug oder Fahrrad an den See lockt Gäste auch in die Hotels in Nenzingen. „Urlauber, die das Heimeligere suchen und den Trubel in Konstanz oder Meersburg hinter sich lassen wollen, kommen zu uns“, erzählt Stefan Baumann.
Nichts geschenkt durch niedrigere Mehrwertsteuer
Sollte die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt werden, werden die Gerichte auf der Speisekarte aber nicht automatisch günstiger. „Wir begrüßen das, aber wir bekommen nichts geschenkt“, sagt Ingo Kerber. Im Gegensatz werde alles teurer, das die Wirte auffangen müssten.
Für Sascha und Stefan Baumann ist es wichtiger, etwas mehr in das Personal zu investieren. Und auch an anderer Stelle warten ständig neue Investitionen auf die Wirte.
Neue Investitionen stehen immer an
Denn offene Baustellen gibt es immer. Diese reichen von der Wartung der Kaffeemaschine bis hin zur Erneuerung des Biergartens draußen, der Toilettenanlagen oder der Renovierung der Hotelzimmer. „Man muss mit Fingerspitzengefühl dran bleiben, sei es im Restaurant oder im Hotelbereich“, so Stefan Baumann. Oftmals seien das auch Dinge, die die Gäste gar nicht bemerken. Solche Investitionen sind aber auch wichtig, sagt Ingo Kerber.
Und trotz aller Herausforderungen sind sich die Wirte sicher: „Die ehrliche, deutsche Küche wird es immer geben.“