Noch nie in der Geschichte der Doppelgemeinde Orsingen-Nenzingen hat es bei einer Bürgermeisterwahl so viele Kandidaten wie in diesem Jahr gegeben. Auch im ganzen Landkreis Konstanz noch nicht. Vier Frauen und sechs Männer treten am Sonntag, 14. März an, um Rathaus-Chef zu werden und die Nachfolge von Bernhard Volk anzutreten, der seit 32 Jahren Bürgermeister ist. Zu diesem Anlass blickt die Redaktion auf die fünf Bürgermeisterwahlen zurück, die es in der Gemeinde gab, seit sich Orsingen und Nenzingen im Jahr 1975 bei der Gemeindereform zusammengeschlossen haben:
Zwei Bürgermeister seit Gemeindereform
Alfons Fritschi (1975 bis 1989) und Bernhard Volk (seit 1989) sind bisher die beiden einzigen, die in den vergangenen 46 Jahren die Geschicke der Gemeinde Orsingen-Nenzingen geleitet haben. Fritschi war ab dem Jahr 1969 Bürgermeister von Orsingen und wurde beim Zusammenschluss der beiden Orte 1975 zum Rathaus-Chef der Gesamtgemeinde Orsingen-Nenzingen gewählt, heißt es im Heimatbuch „Nenzingen – Geschichte und Geschichten“.

Fritschis Wiederwahl fand im Jahr 1983 statt, Ende 1988 erklärte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt. Bei der Bürgermeisterwahl im Jahr 1989 wurde Bernhard Volk, der damals in Iffezheim wohnte, zum neuen Gemeindeoberhaupt. Er setzte sich im zweiten Wahlgang mit 52,1 Prozent der Stimmen durch, nachdem er bereits zuvor vorne gelegen hatte. Die Wahlbeteiligung betrug damals 87,3 Prozent. Wiederwahlen gab es in den Jahren 1997, 2005 und 2013.
Amtsinhaber Volk gewann jeweils sehr deutlich gegen seine Mitbewerber: im März 1997 mit 97,65 Prozent der Stimmen (Wahlbeteiligung 64,10 Prozent), im April 2005 mit 93,16 Prozent (Wahlbeteiligung 54,47 Prozent) und im März 2013 mit 83,1 Prozent (Wahlbeteiligung 61,1 Prozent). Im vergangenen Jahr erklärte Volk, dass er bei der Wahl 2021 nicht mehr antreten werde. Somit gibt es nach 32 Jahren auf jeden Fall einen Wechsel an der Rathausspitze. So lange Kontinuität kann nur Mühlingen toppen, wo Manfred Jüppner bis zum vergangenen Jahr 37 Jahre lang der Bürgermeister war.

Die Gemeinsamkeiten früherer Wahlen
Die Zeit zwischen dem Ende der Bewerbungsfrist und dem Wahltag ist nicht zum ersten Mal so kurz. Auch bei früheren Wahlen waren es nur rund zwei bis drei Wochen. Hans-Peter Rothacher aus Orsingen tritt nach 2013 zum zweiten Mal bei einer Bürgermeisterwahl in Orsingen-Nenzingen an.
Außerdem gab es 1997 und 2005 eine andere Wiederholung: Damals stand jeweils Werner Tereba aus Mannheim auf den Stimmzetteln, der bei allen Wahlen im Land dabei war, und daher in den Medien Dauerkandidat genannt wurde.
Kandidaten und Zahlen
Bei Bernhard Volks erster Wahl im Jahr 1989 erreichte er im ersten Wahlgang gegen vier Mitbewerber 42 Prozent der Stimmen: Peter Filz (Nenzingen, 12,5 Prozent der Stimmen), Johann Kempter (Stockach, 13,1 Prozent), Bernhard Kessler (Stockach, 29,6 Prozent) und Rolf Lehmann (Orsingen, 2,4 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 88,4 Prozent. Ein fünfter Kandidat hatte vor der Wahl zurückgezogen. Volk siegte dann mit 52,1 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang gegen den verbliebenen Konkurrenten Bernhard Kessler, der 47,8 Prozent bekam (87,3 Prozent Wahlbeteiligung).
1997 gab es als Gegenkandidaten lediglich den Dauerkandidaten Werner Tereba (Mannheim), der überall im Land bei Wahlen auf dem Stimmzettel stand. Volk wurde mit 97,65 Prozent der Stimmen wiedergewählt – Tereba erhielt 1,94 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,10 Prozent.

Im Jahr 2005 hatte Volk zunächst zwei Konkurrenten, doch Kai Mussnig (Radolfzell) zog zu Beginn der Podiumsdiskussion plötzlich seine Kandidatur zurück, so dass nur der Dauerkandidat Werner Tereba (Mannheim), der erneut antrat, blieb. Volk holte 93,16 Prozent der Stimmen. Tereba und Mussnig, dessen Name nicht mehr vom Stimmzettel genommen werden konnte, erhielten den Rest. Die Wahlbeteiligung betrug 54,47 Prozent.
Im Jahr 2013 gab es mit Hans-Peter Rothacher und Jens Martinek zwei Gegenkandidaten für Bernhard Volk. Der Amtsinhaber erhielt 83,1 Prozent der Stimmen, Rothacher 15 Prozent und Martinek 1,2 Prozent (Wahlbeteiligung 61,1 Prozent).
Die bevorstehende Wahl am 14. März
Es gibt bei der diesjährigen Bürgermeisterwahl zehn Kandidaten. Das ist ein Rekord im Landkreis. Neun Namen waren bereits während der Bewerbungsphase bekannt. Samuel Speitelsbach hielt sich jedoch bedeckt, bis der Name in der Sitzung des Gemeindewahlausschusses öffentlich im Rahmen der Zulassung der Bewerber als Kandidaten genannt wurde.
Es könnten sogar noch weitere Namen spontan auf dem Wahlzettel landen, da die Einwohner auch einen neuen Namen aufschreiben dürfen. Solche Kandidaten erhalten aber für gewöhnlich nur ein- oder zweistellige Stimmenzahlen, wie der Blick ins Archiv zeigt.