Zwei von drei Bürgermeistern, die in den 1980er-Jahren neu ins Amt gewählt wurden, leiten ihre Gemeinden auch heute noch. Die Wahl am 5. Juni 1983 machte Manfred Jüppner in Mühlingen zum Gemeindeoberhaupt, Hans Veit erhielt am 13. März 1988 die meisten Stimmen in Hohenfels und Bernhard Volk siegte am 30. April 1989 in Orsingen-Nenzingen.

Mit gebührendem Corona-Schutzabstand treffen sich der Mühlinger Bürgermeister Manfred Jüppner (links) und Hans Veit, ehemaliger ...
Mit gebührendem Corona-Schutzabstand treffen sich der Mühlinger Bürgermeister Manfred Jüppner (links) und Hans Veit, ehemaliger Bürgermeister von Hohenfels, mit Bürgermeister Bernhard Volk vor dem Nenzinger Rathaus. Die Häuser im Hintergrund sind noch dieselben wie damals, als sie ihm zur Wahl gratuliert haben. Bild: Ramona Löffler | Bild: Löffler, Ramona

Zwei ihrer Vorgänger hörten auf: Gottfried Winkler (Mühlingen) trat nach 20 Jahren Amtszeit nicht mehr an und auch Alfons Fritschi (Orsingen-Nenzingen) ging in den Ruhestand. Franz Moser (Hohenfels) wechselte als Bürgermeister nach Hilzingen. Veit blieb bis 2012 Bürgermeister.

Wie die Wahl und der Wahltag waren

„Die erste Wahl vergisst man nie. Das verändert ja das ganze Leben“, sagt Jüppner in einem gemeinsamen Gespräch mit Veit und Volk. „Es gibt keinen Berufswunsch, der so einschneidend ist wie der des Bürgermeisters.“ Man stehe plötzlich in der Öffentlichkeit und immer im Blickpunkt. Hans Veit ergänzt: „Das hat Einfluss auf die ganze Familie.“

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Jüppner erinnert sich noch daran, dass an seinem Wahltag „Traumwetter“ war. Er habe das Gefühl gehabt, dass es sich im ersten Wahlgang entscheide. „Aber nicht so deutlich. Manche dachten, es gäbe einen zweiten Wahlgang“, erzählt er, der einer von sechs Kandidaten war.

Veit hatte einen zweiten Wahlgang erwartet, doch der sei dann nicht notwendig gewesen. Er hatte drei Mitbewerber in Hohenfels.

Bei Volk gab es einen zweiten Wahltag, an dem er die Mehrheit erhalten hat und sich gegen seinen Mitbewerber durchsetzen konnte. „Es war einigermaßen offen“, sagt er rückblickend.

Alle drei wollten etwas bewegen

Veit war vor der Wahl in Hohenfels Ortvorsteher in Bohlingen. Das habe ihn sehr geprägt, erzählt er. Zwar sei er in einer Stadt aufgewachsen, doch der Bezug zum Ländlichen habe ihn bewogen, sich dort zu bewerben, „wo man noch viel persönlich umsetzen muss“. Das habe er machen wollen.

Volk hatte ähnliche Gründe. Er war Hauptamtsleiter in Iffezheim, als er bei der Wahl in Nenzingen angetreten ist: „Ich habe in Absprache mit meiner Frau beschlossen, es zu versuchen.“ Er habe sich beworben, weil man in einer Gemeinde der Größe von Orsingen-Nenzingen „in engem Kontakt mit den Einwohnern viel angehen kann“. Die Nähe zum Bodensee sei auch ein Faktor gewesen.

Die Auszählung der Wahl in Hohenfels am 13. März 1988 beginnt. Hier schütten die Helfer eine der Wahlurnen aus.
Die Auszählung der Wahl in Hohenfels am 13. März 1988 beginnt. Hier schütten die Helfer eine der Wahlurnen aus. | Bild: SK-Archiv

Jüppner war zum Zeitpunkt seiner Kandidatur beim Landratsamt Konstanz beschäftigt und hatte vor der Kreisreform im Landratsamt Stockach gearbeitet. Er wollte aber auf Dauer nicht in einer großen Verwaltung bleiben. Der Wunsch, Bürgermeister zu werden, habe sich bereits sehr früh entwickelt.

Es gab bei der Infrastruktur viel zu tun

Nach der Gemeindereform in den 1970er-Jahren sei die Infrastruktur in den 80ern das bestimmende Thema gewesen, erinnern sich die drei. Es habe zum Beispiel viele Gewerbegebiet-Ausweisungen gegeben. „Die Hälfte der Ortsdurchfahrten war noch nicht gebaut und die Gemeinde war noch nicht voll kanalisiert“, erinnert sich Jüppner. Es sei auch eine große Herausforderung gewesen, Bauerwartungsland zu erwerben. Es habe langwierige Verhandlungen gegeben. „Wir haben uns hundertmeterweise vorangearbeitet. Es war nervenaufreibend.“

Manfred Jüppner (rechts) bekommt bei seiner Amtseinführung die Amtskette der Gemeinde Mühlingen umgehängt.
Manfred Jüppner (rechts) bekommt bei seiner Amtseinführung die Amtskette der Gemeinde Mühlingen umgehängt. | Bild: SK-Archiv

In den 80ern hätten sich die Nachwirkungen der Gemeindereform gezeigt und die Gemeinden hätten damit zu kämpfen gehabt, so Jüppner. Man habe für Heilung sorgen müssen. Anfangs habe es Konkurrenzdenken gegeben, aber die Gemeinden seien „wunderbar zusammengewachsen“.

Große Veränderungen

Die Landgemeinden hätten in den 80ern einen großen Wandel erfahren, sagt Veit. „Die Infrastruktur unter dem Boden war ein großes Thema.“ Das sei mit Wasser, Abwasser und Strom das, was die Gemeinden heute ganz selbstverständlich hätten, so Veit und Jüppner. „Man darf stolz darauf sein, weil wir alle relativ bescheidene Einwohnerzahlen haben und weitläufig gebaut wurde“, sagt Veit. „Wir mussten mühsam schauen, dass wir nach und nach alles hinbekommen haben.“

Die Ortsbilder hätten sich stark verändert, ergänzt Jüppner. Es sei alles aufgebaut worden, was man sich vorstellen könne. Heute, so Volk, seien die Aufgaben eher der Hochbau, zum Beispiel Schule und Kindergarten.