Die Gemeinde Orsingen-Nenzingen hat eine Freundschaftsanfrage von der Gemeinde Mundolsheim nahe Straßburg erhalten. Wie Bürgermeister Stefan Keil in der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte, habe die französische Gemeinde in einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung von Orsingen-Nenzingen formell das Interesse an einer Städtepartnerschaft bekundet.
Das erste Schreiben hierzu sei bereits im August eingegangen. Ein Schriftwechsel folgte und der Bürgermeister traf während seines Urlaubs die dortigen Gemeindevertreter. Eine Absichtserklärung wurde aufgesetzt und von beiden Seiten unterschrieben. Nun informierte Keil das Gremium über die Idee und zählte die Vorteile einer formellen Städtepartnerschaft auf.
Gründung schon zum Gemeindejubiläum?
Als idealer Gründungszeitpunkt nannte er das 50-jährige Jubiläum der Doppelgemeinde mit dem Festakt am 4. April 2025. Den Gemeinderäten ging das zu schnell. Sie schlugen vor, zunächst mit den Vereinsvertretern zu sprechen, um herauszufinden, ob seitens der Vereine Interesse an einer Städtepartnerschaft besteht. Danach sollten weitere Schritte und Zeithorizonte definiert werden. Dieser Beschluss wurde bei einer Enthaltung gefasst.

Laut Stefan Keil biete eine Städtepartnerschaft mit Mundolsheim eine große Chance für Orsingen-Nenzingen, die internationalen Beziehungen auszubauen und den Austausch auf kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Ebene zu fördern. Vereine könnten Freundschaften aufbauen und eventuell ihre Jahresausflüge dorthin machen. Auch in Bezug auf die Europäische Gemeinschaft sei eine solche Partnerschaft ein wichtiger Beitrag.
Gemeinderätin Antonie Schäuble sagte, sie kenne Städtepartnerschaften aus ihrer Heimatgemeinde und wisse, dass so etwas sehr wertvoll sein könne. Drei Dinge hätten sie in diesem Fall überrascht: Sie habe bisher noch nichts darüber gelesen und frage sich, wie die Gemeinde Mundolsheim auf Orsingen-Nenzingen kam. Außerdem empfinde sie die Absichtserklärung so kurz vor Jahresende wie eine Verlobung, auf die nächstes Jahr die Hochzeit folgen solle. „Da stehen zwei Unterschriften drunter. Eine Unterschrift bedeutet immer Verbindlichkeit. Was entscheiden wir denn noch, wenn die Erklärung schon unterschrieben ist?“ Ihr fehle die Freundschaftsphase.
Gemeinden sollten sich erst kennenlernen
„Ich habe es gern klassisch: Man trifft sich, guckt, ob man zusammenpasst, verlobt sich und heiratet dann.“ Sie schlug ein Komitee aus Bürgern vor, die noch nicht in Vereinen engagiert sind und regte an, einander zunächst näher kennenzulernen. „Ich würde es sehr gern anstoßen, aber es muss für mich noch keine Partnerschaft mit allem sein“, erklärte sie.
Zum Hintergrund der Anfrage der Franzosen sagte der Bürgermeister, einige hätten private Verbindungen in die Bodenseeregion. Sie hätten nach Gemeinden gesucht, die noch keine Städtepartnerschaft haben – sie selbst hätten bisher auch keine. „Und bei der Absichtserklärung haben wir einfach zu Papier gebracht, wer was von wem will, um herauszufinden, ob man im Wesentlichen gleich tickt.“
„Eine Partnerschaft lebt von der Pflege durch die Vereine“
Marco Riegger betonte, er habe grundsätzlich nichts dagegen. Aber: „Eine solche Partnerschaft lebt von der Pflege durch die Vereine.“ Mit denen müsse man zuerst reden. Wie er war auch Markus Bernhard der Ansicht, man solle es langsam angehen lassen. Er erinnere sich an legendäre Besuche während seiner Schulzeit in Stockachs Partnerstadt La Roche sur Foron. Weil man privat bei einem Austauschpartner untergebracht war, seien durch die Besuche keine großen Kosten entstanden.
Cordula Buhl war überzeugt: „Wenn die Vereine mitziehen, ist der Gemeinderat der Letzte, der sagt, das machen wir nicht.“ Ergänzend riet Stefan Stemmer, den Blick nicht auf die Vereine zu begrenzen. Es gebe sicher auch außerhalb der Vereine Menschen, die dabei wären, wenn das Projekt langsam wachse. Dem stimmte Joachim Kiewel zu, nannte jedoch die Fremdsprache als mögliche Barriere.
Sprachlich und geografisch günstig
Hier sah der Bürgermeister kein Problem. „Einerseits hat man so sprachlich die Chance, sein Schulfranzösisch aufzufrischen. Andererseits sprechen sie im Elsass relativ gut Deutsch. Und es sind nur zweieinhalb Stunden zum Fahren, das finde ich ganz schön.“ Bezüglich der Kosten sagte er, wenn eine offizielle Delegation hinreise, könne man einen entsprechenden Betrag im Haushalt einplanen.
Er stimmte mit seiner Stellvertreterin Antonie Schäuble überein, dass eine solche Partnerschaft durch Bürger getragen werden müsse, nicht nur durch Vereine und schon gar nicht nur durch die Verwaltung. Inzwischen wurden die Vereine informiert. In einer der kommenden Sitzungen wird die Partnerschaft erneut auf der Tagesordnung stehen. Dann soll auch noch einmal darüber gesprochen werden, ob eine Abordnung aus Mundolsheim zum ersten Kennenlernen an der offiziellen Jubiläumsfeier der Doppelgemeinde teilnimmt. Das Interesse der Franzosen sei groß, sagte der Bürgermeister auf SÜDKURIER-Nachfrage.