Allein die Impfbereitschaft und der Anspruch auf eine Corona-Impfung sind noch keine Garantie dafür, dass man dann problemlos einen Termin erhält: Diese Erfahrung musste Béla Zizmann, Zahnarzt aus Nenzingen, zu seinem Leidwesen machen. Er wurde mit großen bürokratischen Hürden konfrontiert, die sogar kuriose Ausmaße angenommen haben.

Es begann mit dem Berechtigungsschreiben, das Zahnärzte, die Kooperationsverträgen mit Altenheimen haben, zur Impfung in der Priorisierungsgruppe 1 berechtigt. Normalerweise sind Zahnärzte in der Gruppe 2 der Impfberechtigten. Da sich Béla Zizmann samt Ehefrau und Kollegin Katrin Zizmann sowie zwei Mitarbeiterinnen seiner Praxis gerne sehr zeitnah impfen lassen wollte, wurde er sofort aktiv.

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Er nahm Kontakt auf mit der zentralen Impfterminvergabe unter der Nummer 116117 auf. Doch bereits dies stellte sich als schwieriger heraus, als er gedacht hatte. Deshalb versuchte er es dann über die gleichnamige Internetseite. „Um auf diesem Wege zwei Helferinnen und zwei Zahnärzte anzumelden, bedarf es eines Mobiltelefons, eines Email-Accounts, parallel dazu eines Webbrowsers, vier E-Mails und eines Verifizierungscodes per SMS. Wohlgemerkt, pro Person und mit einem Gesamtzeitbedarf von 45 Minuten“, erzählt Béla Zizmann.

Eine Mitarbeiterin hatte Glück

Zwei Tage später erfuhr er, dass man versuchen könne, sich im Impfzentrum spontan und auch ohne Priorität anzumelden. Denn dort würden Impfstoffe frei verimpft, falls am Ende des Tages noch welche übrig seien. Eine gute Möglichkeit für die anderen Mitarbeiterinnen der Praxis, sich zur Impfung anzumelden. Zeitgleich sei es dann plötzlich für die Gruppe 2 der Impfberechtigen ohnehin möglich gewesen, sich regulär zu einem Termin anzumelden, was eine Mitarbeiterin sofort versuchte und schaffte.

Zizmann berichtet weiter, dass nur auf der Internetseite des Sozialministeriums gestanden habe, dass das Portal für die Terminvergabe für Gruppe 2 an jenem Tag bereits seit 12 Uhr geöffnet war – auf der Impf-Website sei dies nicht erwähnt worden, sondern nur zufällig erfolgreich probiert worden. „Offensichtlich weiß keine Behörde, was wirklich läuft“, sagt er dazu.

Zahnarzt Béla Zizmann in der Praxis.
Zahnarzt Béla Zizmann in der Praxis.

Auch beim Impftermin für den Zahnarzt, Katrin Zizmann und zwei Mitarbeiterinnen im Zentralen Impfzentrum Singen stand dann die Bürokratie an vorderster Stelle: Bis er nach einer Stunde die Impfung erhielt, habe er acht verschiedene Stationen durchlaufen, musste sich fünfmal die Hände desinfizieren und habe letzten Endes 20 DIN A4-Blätter erhalten.

„Ich bestätigte mir also, dass ich bei mir arbeite.“

Besonders skurril sei es an der Annahmestelle gewesen. Béla Zizmann erzählt: „Ich legte der freundlichen Dame am Schalter meine Papiere vor. Vier DIN A4-Blätter für die beiden Termine, meinen Zahnarztausweis, Personalausweis und die Versichertenkarte.“ Doch der Zahnarztausweis habe nicht genügt. „Ich brauchte das Bestätigungsschreiben des Arbeitgebers, dass ich berechtigt bin. Ich bin mein Arbeitgeber. Da ich mir aber so etwas gedacht hatte, hatte ich das Formular der Gruppe 2 dabei. Ich bestätigte mir also, dass ich bei mir arbeite.“

Kritik an unnötiger Bürokratie

Schuld an dem ganzen Bürokratie-Problem im Rahmen der Corona-Impfung sei die komplizierte Art in diesem Land mit dem Datenschutz umzugehen, sagt Béla Zizmann. Datenschutz in Pandemie-Zeiten sei lächerlich. „Ich hatte ursprünglich gedacht, wir hätten eine dringliche, nationale Impfkampagne und eine weltweite Pandemie. Aber vielleicht habe ich da auch etwas nicht richtig verstanden.“

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Er fragt sich auch, wie an einem Tag tatsächlich 400 Personen im Impfzentrum geimpft werden sollen. „Wir versuchen, ein Virus administrativ zu verwalten. Hoffentlich hält es sich daran. Aber wir machen das wenigstens konsequent: Seit einiger Zeit darf man keine Mobiltelefone mehr auf dem Wertstoffhof Stockach abgeben – aus datenschutzrechtlichen Gründen. Was mache ich jetzt mit meinen alten Telefonbüchern?“