Bereits das vierte Mal fand Anfang der Woche ein Gemeindeimpftag in Radolfzell statt. Insgesamt ließen sich dabei 212 Menschen impfen. 126 Personen erhielten dabei ihre Erst- und 86 Menschen bekamen ihre Zweitimpfung. Den Impfwilligen standen die Vakzine von Biontech, Moderna sowie Johnson & Johnson zur Verfügung. Die meisten wählten den Impfstoff von Biontech.
Die Gründe, warum Menschen vor dem Milchwerk anstanden, waren vielfältig. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärten Impfwillige, warum sie sich jetzt erst gegen das Virus immunisieren ließen.
Andreas Schlicht aus Radolfzell, 54 Jahre
„Ich halte vom Impfen nicht viel. Doch wenn ich mich nicht impfen lasse, kann ich bald nur mit kostenpflichtigem Schnelltests ins Restaurant. Dazu kommt, dass ich mich ohne Impfung nicht mehr mit einigen Älteren aus meinem Umfeld treffen konnte. Sie hatten Angst vor einer Infektion. Mit Johnson & Johnson brauche ich zumindest nur eine Spritze. Hauptsache, ich habe es hinter mir. Ich finde den Gemeindeimpftag aber ein gute Idee. So musste ich keinen Termin im Kreisimpfzentrum in Singen machen und konnte zu Fuß herkommen.“
Alexandra Giese aus Konstanz, 38 Jahre
„Ich bin heute zwecks Urlaub mit meiner 13-jährigen Tochter Lara hier. Ich bin bereits vollständig geimpft, aber sie erhält ihre Zweitimpfung. Diese gilt dann ab der Rückkehr aus dem Urlaub und sie muss nicht in Quarantäne. Wir wollten das ursprünglich beim Hausarzt machen, der war aber im Urlaub. Der Termin heute hat gut gepasst.“
Pascal Mai aus Singen, 23 Jahre
„Die Corona-Pandemie kam zur Halbzeit meines Maschinenbaustudiums. Das erste Semester im Fernunterricht war eine Riesenkatastrophe, das zweite Semester eine mittlere Katastrophe und das dritte war in Ordnung. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich daran gewöhnt, effektiv zu Hause zu lernen. Ab dem kommenden Semester will die Uni Konstanz aber wieder Präsenzveranstaltungen zulassen. Für mich als Student heißt das: Entweder ich zahle bald für Schnelltests oder ich lasse mich impfen. Ich bin damit nicht glücklich, aber in Präsenz lernt es sich einfach besser.“
Paulina Steinhilber aus Radolfzell, 29 Jahre
„Ich habe bis vor kurzem in Botsuana gelebt. Dort habe ich drei Jahre lang für eine Naturschutzorganisation gearbeitet. Die Pandemie verlief in dem Land sehr chaotisch. Dort gab es sehr strenge Lockdowns. Als die Infektionszahlen stiegen, wurde sogar ein Tag des Gebets gegen das Coronavirus angeordnet. Als die Vakzine im Land ankamen, war es schwer, an eine Impfung zu gelangen. Die älteren Einheimischen konnten sich in staatlichen Krankenhäusern impfen lassen. Anfangs stand aber nur der Impfstoff von AstraZeneca zur Verfügung. Ich habe mich daher entschieden, mich erst nach meiner Rückkehr impfen zu lassen. Da ich aktuell ich noch keinen Hausarzt hier habe, kam mir der Gemeindeimpftag sehr gelegen. Dazu kommt, dass ich zum Wintersemester in Freiburg ein Studium beginnen will. Um die Vorlesungen zu besuchen, muss ich geimpft sein.“
Valon Gruda aus Radolfzell, 28 Jahre
„Ich lasse mich impfen, da ich bald in meine Heimat, den Kosovo, fahre. Ohne Impfung müsste ich nach meiner Rückkehr in Quarantäne. Darauf habe ich keine Lust. Außerdem will ich mich, meine Familie und mein Umfeld vor einer Ansteckung schützen. Nach meiner ersten Impfung lag ich ein paar Tage flach. Ich hoffe, die Nebenwirkungen sind dieses Mal nicht so stark.“
Lahsen Hsina aus Moos, 23 Jahre
„Ich bin seit zwei Monaten in Deutschland und mache ich eine Ausbildung zum Koch. In meiner Heimat Marokko waren zuerst die älteren Menschen mit der Impfung dran. Aus diesem Grund konnte ich mich noch nicht gegen das Virus immunisieren lassen. Mein Chef fordert von uns Mitarbeitern, dass wir uns gegen das Virus impfen lassen. Außerdem möchte ich in den kommenden Monaten weiterhin unbeschwert ins Fitnessstudio gehen können. Ich habe gehört, dass man nach der Impfung Kopfschmerzen oder andere Nebenwirkungen haben kann. Aber davor habe ich keine Angst.“
Ilja Kononenko aus Radolfzell, 22 Jahre
„Ich habe mich aus Zeitmangel noch nicht impfen lassen. Ich finde die Idee des Gemeindeimpftags aber gut, weil man ohne Termin herkommen kann. Ich habe vor einigen Wochen nämlich bei einem Arzt angerufen, aber keinen Termin bekommen. Nun stehe ich hier und warte auf meine erste Dosis Biontech. Es sind erstaunlich viele Leute gekommen. Ich hoffe, es dauert nicht so lange. Ich muss nämlich im Anschluss noch zur Arbeit.“
Sabine Ohm aus Radolfzell, 50 Jahre
„Ich bin bereits vollständig geimpft, begleite aber meine 15- und 16-jährigen Töchter zu ihren Erstimpfungen. Bei Ärzten war es in letzter Zeit schwierig, Impftermine zu bekommen. Ich bin daher froh, dass es hier ein unkompliziertes Angebot gibt. Ich bin positiv überrascht, dass so viel da sind und finde das gut. Dann kann man gemeinsam dazu beitragen, dass die Einschränkungen bald ein Ende haben. Ich vermute, dass sich die Corona-Regeln im Herbst wieder verschärfen. Das möchte ich meinen Kindern nicht antun.“