Mit einem weiteren Kunst- und Kulturfestival will die Baugenossenschaft Hegau am 20. Juli eines ihrer neuesten Projekte feiern. Am Tag des Richtfestes wird es auf dem Areal des Rohbaus "Weinburg Radolfzell" dazu ein eintägiges Kunst- und Kulturfestival geben, das vor allem junge Nachwuchskünstler ansprechen soll. Damit knüpft das Unternehmen an das hoch gelobte Projekt "Arte Romeias" an, das im vergangenen Jahr mehrere tausend Menschen in ein Abrissobjekt in Singen gelockt hatte. Dort hatte die Genossenschaft vor dem Abriss die Räume und Häuser für Kunstprojekte freigegeben, von Malerei über Theater bis hin zu Musik.
Nicht zuletzt der große Zuspruch hat die Verantwortlichen nun dazu geführt, eine neue Variante eines Kunst-Projekts in den eigenen Räumlichkeiten abzuhalten. Ganz bewusst soll es sich dabei nicht um eine reine Fortführung des Arte Romeias handeln, wie der geschäftsführende Vorstand Axel Nieburg betont: "Das ist keine Wiederholung, sondern einmal ein ganz anderes Richtfest", sagt er. Zum Mitmachen sind junge Künstler bis 35 Jahre (siehe Infokasten) aufgerufen, die an diesem Tag den Rohbau in ein Kunstobjekt und Ausstellungsraum verwandeln wollen.
Abermals wird die Zwischennutzung im Zentrum des Geschehens stehen. Das Festival wird im Rohbau stattfinden und nur einen Tag dauern. Sobald die Kunst wieder auszieht, zieht die Baustelle wieder ein. Das Ambiente ist nicht minder attraktiv, denn der Gebäudekomplex, den den Baugenossenschaft Hegau in der Weinburg realisiert, bietet den Künstlern am 20. Juli eine Vielzahl außergewöhnlicher Möglichkeiten. So wird die Tiefgarage inmitten des Komplexes zu diesem Zeitpunkt noch keine Decke besitzen. "Der Rohbau wird zur Projektionsfläche, der Baukran zur Kulisse und die noch offene Tiefgarage zum Amphitheater", kündigt Axel Nieburg an.
"Das ist eine Kulisse, die es so noch nicht gegeben hat", ist sich auch Jeremias Heppeler, der künstlerische Leiter des Kunstprojekts, sicher. Als Künstler aus der Region weiß er, wie schwer es für junge Künstler ist, Freiräume dieser Art zu finden. Sein Ziel ist es, mit Aktionen dieser Art "vielleicht einen Trend zu setzen". In jedem Fall sieht er die Baugenossenschaft Hegau in der Pionierrolle für Kunstfestivals dieser Art.
Dementsprechend spannend bleibt die Veranstaltung bis zum eigentlichen Tag des Richtfestes. "Es macht aber Spaß, nicht zu wissen, was passiert. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Menschen kommen werden, sagt Axel Nieburg. Die Chance, dass sich das viele Kunstinteressierte und Kunstschaffende nicht entgehen lassen, ist indes groß. "Wir hoffen auf einen breiten Zulauf. Nicht nur von Leuten, die regelmäßig in Ausstellungen gehen", sagt er. Trotz der großen Freiräume, die das Bauprojekt bietet, behält sich die Baugenossenschaft und die künstlerische Leitung natürlich vor, wo und was die Künstler dort umsetzen dürfen. Schließlich kann man dort nicht einfach in eine künftige Sichtbetonwand einen Nagel einschlagen oder die Wand besprühen, wie das noch bei "Arte Romeias" möglich war. Aber auch ohne diese Einschränkungen verbleiben den Künstlern zahlreiche Möglichkeiten, wie sie das Thema – "Luftige Schlösser und konkrete Utopien" – umsetzen können. Aus Sicht von Jeremias Heppeler können Lichtinstallationen und szenische Kunst hier einen Schwerpunkt bilden.
In jedem Fall möchte er aber einen Dialog zwischen Künstlern und dem Ort erreichen, der aus seiner Sicht eine "große Herausforderung für die Künstler ist, weil der Raum nicht für solche Zwecke vorgesehen ist". Genügend Platz sollte zunächst einmal vorhanden sein. Allein die Tiefgarage bietet rund 900 Quadratmeter Fläche und in die Wohngebäude rund 3700 Quadratmeter Wohnfläche. Allerdings wird längst nicht alles davon frei zugänglich sein, denn schließlich muss die Baustelle für den Besucherandrang entsprechend abgesichert werden.
Die Aktion
Das Richtfest findet am 20. Juli auf dem Bau-Areal "Weinburg Radolfzell" der Baugenossenschaft Hegau statt, von 11 bis 23 Uhr. Unter dem Motto "Luftige Schlösser und konkrete Utopien" sind junge Künstler bis 35 Jahre dazu angehalten, sich in die Zukunft der Wohnblöcke zu denken. Schwerpunkte sollen die Genres Medien- und Lichtkunst, Soundinstallationen (Klangkunst) und Performance (Aktionskunst) sein. Umsetzbare und ungewöhnliche Ideen aus anderen Sparten sind aber nicht unbedingt ausgeschlossen. Die Kunstprojekte sollten speziell für das "Richtfest" entwickelt werden. Vorschläge sind bis zum 22. Mai an die Adresse info@hegau.com zu senden. Es sind zwei Preise in Höhe von 1500 und 750 Euro ausgeschrieben. (ja)