Um 6.23 Uhr am Samstag während eines heftigen Unwetters erschüttert ein gewaltiger Knall das Ortszentrum von Oberuhldingen. Fenster zittern, schlafende Menschen schrecken in ihren Betten hoch. Wenig später ertönen Alarmsirenen. Ein Blitz ist ins Haus Linzgaustraße 32 eingeschlagen.
Verletzt wird niemand, aber der direkt ins Dach eingeschlagene Blitz hinterlässt Schaden. Die enorme, im Bruchteil einer Sekunde freigewordene Energie beschädigt elektrische Installationen in fünf Dachgeschosswohnungen sowie im Untergeschoss erheblich. In einer der betroffenen Wohnungen habe die Wucht des Einschlags den Putz von der Wand gedrückt, teilt die Freiwillige Feuerwehr Uhldingen-Mühlhofen mit.

Mit 24 Einsatzkräften und vier Fahrzeugen rücken die Wehrleute an, dazu Polizei und Rettungswagen. Per Drehleiter inspiziert die Wehr die Einschlagstelle auf dem Dach – und kann den Einsatz bald abbrechen und an einen Dachdecker und andere Handwerker übergeben. Ein Feuer ist nicht ausgebrochen.
Für die Anwohner im Umkreis von mehreren hundert Metern, aufgeschreckt vom Knall, beginnt dieser Samstag früher als geplant. Gemeinderat Jean-Christophe Thieke (CDU) etwa wohnt 400 Meter vom betroffenen Haus entfernt. „Es war erst ein sehr heller Blitz, dann ein Riesenknall, der auch unsere Familie aus dem Schlaf rissen“, berichtet Thieke. Ihm geht es nicht anders als Anwohner Uli Wittmann, der es mit Humor nimmt. „Mein Wecker hätte ohnehin um 6.30 Uhr geklingelt.“

Telefon und Internet fallen vielerorts aus
Von den Folgen betroffen sind auch umliegende Häuser, in denen Telefon und Internet ausfallen. Nach Angaben von Vodafone hat der Blitz einen Verstärker in einem Internetverteiler beschädigt. Das Gerät sei ersetzt, sagt ein Vodafone-Sprecher gegenüber dem SÜDKURIER, kann aber nicht ausschließen, dass dadurch bei einzelnen Anschlüssen der Schaden nicht behoben werden konnte. Das sei Sache der örtlichen Handwerker oder der Betroffenen, von denen einige nach diesem Samstag einen neuen Internetrouter brauchen.
Thieke hat beobachtet, dass auf Kleinanzeigen-Portalen gebrauchte Router aus Oberuhldingen und umliegenden Gemeinden am Wochenende heißbegehrt waren. Gleichwohl teilt Teledata auf Anfrage mit: „Aus unserer Sicht keine Großstörung.“ Fünf Haushalte hätten sich gemeldet, deren Router oder Verteilerkästen den Blitzschlag nicht überstanden hätten. Generell sei empfehlenswert, vor dem Router einen „Blitzschutz“ zu installieren. Im Falle eines Gewitters sei es sinnvoll, das Gerät auszustecken. Das öffentliche Stromnetz sei nicht betroffen, teilt Netze BW auf Anfrage des SÜDKURIER mit. Die Hausanlage müsse nun der zuständige Elektroinstallateur prüfen.
Zu den Geschädigten gehört die evangelische Laetare-Gemeinde gegenüber des Hauses, in das der Blitz einschlägt. Normalerweise hätte Pfarrer Matthias Schmidt einen Gottesdienst auf YouTube übertragen, aber der Online-Gottesdienst fällt am Sonntag mangels Internet aus.
Im Frisiersalon „Glückssträhne“ im ersten Stock des Hauses Nummer 32 kommt das Radio normalerweise aus dem Netz. Nach dem Blitzeinschlag funktioniert das nicht mehr. Friseurmeisterin Delia Schmidt behilft sich am Montag mit einem regulären Radio, um sich und die Kundschaft zu beschallen. Außer dem nicht mehr funktionierenden Internet beklagt sie keine Schäden.

Restaurant ohne Strom und Kartenzahlung
Das sieht eine Etage tiefer im Restaurant La Piazza ganz anders aus. An den Eingängen begrüßt ein handgeschriebener Zettel die Kundschaft: „Kartenzahlung nicht möglich“. Und das ist nur ein Aspekt. „Die Kamera, das Licht, die Kartenzahlung, der Kühlschrank“, zählt Gastronom Minsad Dalipi auf.

Die volle Wucht des Blitzes hat die Elektrik des Betriebs getroffen, einige Kabel durchgeschmort und Geräte außer Gefecht gesetzt. Ausgerechnet jetzt, da nach den Regenwochen das Wetter sommerlich wird, hat die am Oberuhldinger Marktplatz gelegene Außengastronomie keine Beleuchtung. Und Dalipi fragt sich, wann er einen Handwerker bekommt, um den Schaden zu beheben. „Hoffentlich diese Woche, aber vielleicht auch erst in drei Wochen.“