Für die weitere Zukunft des Untertorplatzes ist noch vieles offen. Erst vor Kurzem wurde der Sieger des Architekten- und Investorenwettbewerbs für das zentrumsnahe Areal vorgestellt. Bei einigen Radolfzellern sorgt der Entwurf jedoch für wenig Begeisterung. Brigitte Pucher vom Bürgerforum Bauen Radolfzell bringt es mit ihrer Kritik auf den Punkt: „Das wird zum zweiten Gerberplatz.“

Gerberplatz wird von vielen als Schandfleck wahrgenommen

Der Gerberplatz, für einige Einheimische ist er mit seiner modernen, kantigen Bauweise eine Verschandelung der historisch gewachsenen Altstadt. Viel Beton, kein Grün, und dann diese rostige Fassade. Für Brigitte Pucher und das Bürgerforum ist klar, sowas sei für Radolfzell nicht erstrebenswert.

Der Siegerentwurf des Architekturbüros MTG (Mangold, Thoma, Gönc) aus Radolfzell habe die Bebauung des benachbarten Schützenareals fortgeführt, lobte Thomas Nöken, Leiter des Baudezernats, während der Siegerprämierung vor einigen Wochen. Genau das ist für Brigitte Pucher jedoch der größte Kritikpunkt: „Das passt sich weder der mittelalterlichen Altstadt, noch den Wohnhäusern aus dem 19. Jahrhundert an.“

Vorarlberger Architekten wollen die Stadt weiterbauen

Der viel gelungenere Entwurf hat laut Pucher beim Wettbewerb nur einen der beiden dritten Plätze bekommen. Das Büro Baumschlager Eberle Architekten aus dem österreichischen Lustenau habe sich in seiner Planung die Altstadt an sich zum Vorbild genommen.

„Wenn man auf das Modell schaut, lässt sich nicht sagen, wo die neue Bebauung ist, weil sie die Altstadt organisch verlängert“, lobt Brigitte Pucher die Entwürfe aus Vorarlberg. Warum dieser Wettbewerbsbeitrag nur mit einem dritten Platz bewertet wurde, das sei für sie nicht nachvollziehbar.

Wenig Interesse an Wettbewerb

Ebenfalls zeigt sie sich enttäuscht, dass so wenig Stadträte die Gelegenheit wahrgenommen hätten, sich beim Wettbewerb zu beteiligen. Von der FDP und der FGL sei gar niemand anwesend gewesen, stehe im Protokoll.

Dass die optischen Defizite des Siegerentwurfs im Gestaltungsbeirat, dem Brigitte Pucher als sachkundige Bürgerin des Bürgerforums beiwohnt, korrigiert werden, darauf hoffe sie schon gar nicht mehr. Denn die Architekten des Gestaltungsbeirates seien auch Mitglieder der Wettbewerbsjury gewesen.

Mühlbach könnte durch das Areal fließen

Als gelungenes Detail des Vorarlberger Entwurfs findet sie die Idee, den Mühlbach oberirdisch zu führen und so eine besondere Aufenthaltsqualität für das Areal zu schaffen. Für sie ist dieser Entwurf eine Fortführung der Altstadt, auch mit einem kleinen Weg als Fortsetzung der Brühlstraße bis zur Lohmühlenstraße. Die Gebäudehöhe hätten die Architekten den umliegenden Häusern angepasst.

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Doch bei allem Lob und aller Kritik an den Entwürfen, steckt die Planung für den Platz noch im Anfangsstadium. Ausschlaggebend für eine Umsetzung dürfte sein, dass die Stadtwerke einen ausreichenden Erlös aus dem Verkauf des Areals erzielen, um ihren Umzug zu finanzieren.

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