Der Weg bis zum Rohbau des Neubaus der Stadtwerke Radolfzell an der Herrenlandstraße war lang. Daran erinnerte Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer beim Richtfest selbst: „Der ein oder andere mag vielleicht gar nicht mehr daran geglaubt haben“, wandte er sich an die Gäste, die sich zu diesem Anlass in der künftigen Kundenhalle des neuen Verwaltungsgebäudes versammelt hatten. Und bis zum Einzug wird es auch noch einige Zeit dauern.

Denn seit dem Spatenstich im Frühjahr 2022 hatten die Verantwortlichen mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Nicht nur musste mit einem instabilen Untergrund am Grundstück in der Herrenlandstraße umgegangen werden, wie Stefan Probst vom Büro AKKU Architekten erinnerte. Um die Voraussetzungen für den Bau zu schaffen, habe man ungefähr 200 Pfähle in den Boden bohren und diesen so stabilisieren müssen.

Außerdem fiel der Baustart in eine schwierige Zeit: Corona-Pandemie, Energiekrise, Ukraine-Krieg, Inflation und steigende Baukosten – all das führte schließlich sogar dazu, dass Ende 2022 ein Baustopp verhängt wurde, um auf bessere, also günstigere, Zeiten zu warten. Lange Zeit war so lediglich das Fundament des künftigen Verwaltungsgebäudes zu sehen.

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„Enorm viel“ passiert seit November 2024

Im November 2024 ging es schließlich weiter – mit einigen Änderungen. So wurde das Projekt auf Einsparmöglichkeiten überprüft, außerdem wurde mit der Firma Züblin ein Generalunternehmen gefunden, das das Projekt fortführt. Und mit dem der Neubau in die Höhe wuchs: „In den letzten Monaten ist hier nicht nur etwas, sondern enorm viel passiert“, betonte Oberbürgermeister Simon Gröger beim Richtfest.

Zimmermann Andres Haller (Zweiter von rechts) hält den Richtspruch, mit ihm aufs Gerüst gestiegen sind Markus Haller, Urs Haller und ...
Zimmermann Andres Haller (Zweiter von rechts) hält den Richtspruch, mit ihm aufs Gerüst gestiegen sind Markus Haller, Urs Haller und Frank Hux. | Bild: Marinovic, Laura

Der fünfgeschossige Rohbau steht, die Fenster sind eingesetzt, die Außenfassade ist schon zu sehen. „Wir haben es geschafft“, fasste Tobias Hagenmeyer mit Blick auf die schwierige Vergangenheit zusammen. Auch Oberbauleiter Martin Ritsche von Züblin fand zufriedene Worte: „Was lange währt, wird endlich wahr.“

Dabei betonte Ritsche auch die gute Zusammenarbeit auf der Baustelle. Die sehr regionalen Handwerksbetriebe hätten mit großer Leidenschaft und viel Engagement gearbeitet. „Wirklich alle Teams haben an einem Strang gezogen.“

Die Schlossbergmusikanten aus Güttingen unterhalten beim Richtfest.
Die Schlossbergmusikanten aus Güttingen unterhalten beim Richtfest. | Bild: Marinovic, Laura

Nachhaltige Bauweise

Das Gebäude, das den aktuellen Verwaltungskomplex der Stadtwerke Radolfzell am Untertorplatz ersetzen wird, entstand in Hybridbauweise. Ein klassischer Betonbau wurde mit einem Holzbau kombiniert: Untergeschoss und erstes Geschoss bestehen aus Beton, ab dem zweiten Obergeschoss wurde auf Holz zurückgegriffen. Zusammen mit modernster Gebäudeausstattung sorge das für eine Reduzierung der Baukosten und sei noch dazu ressourcenschonend, erklärte Martin Ritsche.

Im Untergrund ist ein Eisspeicher untergebracht, der im Sommer zur Kühlung und im Winter als Heizung dienen soll. Damit sei das Gebäude auf „dem modernsten Stand“, betonte auch Stefan Probst vom Architektenteam AKKU.

Ab dem zweiten Obergeschoss ist das neue Gebäude der Stadtwerke aus Holz gebaut.
Ab dem zweiten Obergeschoss ist das neue Gebäude der Stadtwerke aus Holz gebaut. | Bild: Marinovic, Laura

Zudem ist bei dem Bau an die Zukunft gedacht worden: Wie bei einer Führung durch den Rohbau erläutert wurde, kann der niedrigere, nach Osten ausgerichtete Gebäudeteil künftig bei Bedarf noch erhöht werden. Dazu könnte auf den Gebäudeteil aus Stahlbeton ebenfalls ein Holzbau aufgesattelt werden.

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Wann wird der Neubau eingeweiht?

Bis die offizielle Einweihung ansteht, wird noch eine ganze Weile vergehen. Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer rechnet damit am 26. Juni 2026. Damit hat sich der Termin gegenüber früheren Einschätzungen nochmal nach hinten verschoben. Im Sommer 2023 sprach Hagenmeyer noch von einer Fertigstellung im vierten Quartal 2025, ehe Ende 2024 von Ende April 2026 die Rede war.

Dürfen zum Richtfest zeigen, dass sie etwas von Handwerk verstehen (von links): Stefan Probst (AKKU Architekten), ...
Dürfen zum Richtfest zeigen, dass sie etwas von Handwerk verstehen (von links): Stefan Probst (AKKU Architekten), Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer, Oberbauleiter Martin Ritsche (Züblin) und OB Simon Gröger. | Bild: Marinovic, Laura

Dennoch soll der Umzug der Stadtwerke in den Neubau rechtzeitig erfolgen. Wie Tobias Hagenmeyer schon in der Vergangenheit berichtet hatte, müssen die Stadtwerke bis spätestens Ende Dezember 2026 ihr Bestandsgebäude verlassen haben. Der Ort soll danach unter anderem mit Wohngebäuden überbaut werden.