Gerald Jarausch

In der vergangenen Woche konnte man am ehemaligen Hotel Victoria an der Bahnhofstraße die ersten Vorbereitungen für einen Teilabriss des Gebäudes beobachten. Ein Bagger erledigte die ersten Arbeiten an einem Anbau, der auf der östlichen Gebäudeseite zu finden war.

Zu einem Komplettabriss wird es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht kommen. „Ein Abriss des gesamten Gebäudes ist aus genehmigungstechnischen Gründen zurzeit nicht möglich und ist durch den Denkmalschutz und Nachbarschaftseinsprüche begründet“, erklärte jetzt Bernhard Bihler, Geschäftsführer der Hall Immobilienbesitz und Beteiligungsgesellschaft mbH.

Dachstuhl stand in Flammen

Das Unternehmen hatte das Gebäude im April 2016 erworben, um es durch einen Neubau zu ersetzen. Im Sommer des gleichen Jahres dann geriet der Dachstuhl in Brand und hinterließ zu den bereits vorhandenen Schäden weitere Beeinträchtigungen. Die sind auch drei Jahre nach dem Vorfall noch sichtbar. So mancher Bürger in der Stadt hat sich seither gefragt, ob das Gebäude, aus dessen Dach bereits erste kleine Bäume wachsen, überhaupt noch verkehrssicher ist. In einer öffentlichen Fraktionssitzung hat die Freie Grüne Liste (FGL) ihrem Ärger darüber Luft gemacht. Siegfried Lehmann erklärte: „Ich halte das nicht für verantwortbar.“

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Das hat man jetzt wohl auch bei der Stadtverwaltung so gesehen und den von Bernhard Bihler beantragten Teilabriss des Gebäudes genehmigt, wie die Pressestelle auf Nachfrage des SÜDKURIER mitteilte. Zuletzt war es nach Aussage des Investors nicht einmal mehr möglich, die oberen Stockwerke sicher zu betreten.

Die aktuellen Arbeiten werden von einem Statiker überwacht, der darüber entscheidet, wie viel man von dem Gebäude zum jetzigen Zeitpunkt abreißen muss. „Da bleibt wahrscheinlich nicht mehr viel von übrig“, mutmaßte Bihler gestern in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Gleichzeitig erklärte er, dass zumindest das Erdgeschoss stehen bleiben muss, weil dort zum Teil die historische Stadtmauer hindurch führt.

Die Baugenehmigung steht noch aus

Wie es im Anschluss weitergehen wird, kann der Investor nicht sagen, denn was bis jetzt vor allem fehlt, ist eine Baugenehmigung. Seit dem Kauf wurde das Areal sofort überplant. Doch die Ideen und Vorschläge fanden nicht den notwendigen Anklang bei den zuständigen Behörden. Zu weit lagen die Vorstellungen des Investors, seiner Architekten und dem Projektleiter auf Seiten der Stadtverwaltung Radolfzell auseinander.

Immerhin hat man zuletzt eine Planung vorgelegt, die laut Bernhard Bihler „als möglich eingestuft wird“, wie er vor wenigen Wochen erklärte. Aktuell ist er vorsichtig optimistisch gestimmt, was den Fortgang angeht: „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, sagte er jetzt.

Arbeiten sollen bis Weihnachten beendet sein

Vor Weihnachten sollen die derzeitigen Sicherungsarbeiten an dem ehemaligen Hotel Victoria abgeschlossen sein. Damit ist dann zumindest ein Kritikpunkt, den etliche Bürger schon ausgesprochen oder gedacht haben, beseitigt. Der „Schandfleck“, wie Siegfried Lehmann das leer stehende Gebäude in zentraler Innenstadtlage nannte, ist dann zunächst einmal beseitigt. „Wir sehen zu, dass alles ordentlich aussieht“, verspricht Bernhard Bihler. Wenn es nach ihm ginge, könnten die weiteren Arbeiten gerne gleich im Anschluss vorgenommen werden. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und wollen bauen“, bekräftigte er noch einmal auf Nachfrage. Schon jetzt sind Planungs- und Projektkosten weit über den geplanten Budget.