In Markelfingen blickt man mit großer Skepsis auf die Bevölkerungsvorausrechnung, welche die Stadt in der kommenden Gemeinderatssitzung (29. Juli, 16.30 Uhr) vorstellen möchte. Denn bisher stimmten die Zahlen für den Ortsteil so gar nicht. Wichtige Entscheidungen wurden aber häufig damit begründet. So war es nicht verwunderlich, dass in der jüngsten Ortschaftsratssitzung, als es um die Priorisierung der Markelfinger Projekte für den Haushalt 2026 ging, der Ausbau von Grundschule und Kindergarten Thema wurden.
Grundschulausbau hat oberste Priorität
Denn auf der Prioritätenliste ganz oben steht der bereits begonnene Anbau der Grundschule Markelfingen. Diesen hatte die Stadtverwaltung einst eigentlich nur einstöckig geplant, der Ortschaftsrat setzte sich mit Unterstützung des Gemeinderates jedoch gegen den Verwaltungswunsch durch und stockte den Anbau auf. Da musste auch Oberbürgermeister Simon Gröger einsehen, dass hier die Zahlen der Prognosen und die realen Zahlen nicht zusammenpassen. „Die acht Klassen, mit denen man irgendwann in Markelfingen gerechnet hatte, die haben wir schon ab dem nächsten Schuljahr“, so Gröger.
Schulausbau liegt voll im Plan
Für den zweistöckigen Ausbau möchte Markelfingen für 2026 rund 1,4 Millionen Euro in den Haushalt einstellen. Für 2027 sollen nochmal 200.000 Euro folgen. Olesja Hepting, Leiterin der Abteilung Hochbau, erklärte, man befinde sich bei den bereits laufenden Bauarbeiten genau im Plan, sowohl zeitlich als auch kostentechnisch.
Als zweite Priorität hat der Ortschaftsrat allgemein das Thema Kindergarten-Container gesetzt. Denn hier läuft der Mietvertrag aus und es steht die Entscheidung an, ob das Modul gekauft werden soll oder abgebaut und was man stattdessen machen soll. Olesja Hepting erklärte, mit dem Kauf der Module müsste man bestimmte Dämmarbeiten an den Objekten vornehmen, weil sie nun nicht mehr als temporäre, sondern dauerhafte Einrichtung gelten. Martina Gleich (CDU) machte ganz klar deutlich: „Wir können bei den aktuellen Kinderzahlen keinen Abbau zulassen, wir brauchen die Räume, der Bedarf ist noch immer groß“.
Stadt will eigentlich mit weniger Kindern planen
Und wieder wurde die Bevölkerungsvorausrechnung ins Spiel gebracht. Dass es perspektivisch weniger Kinder geben sollte, weil die geburtenschwachen Jahrgänge nun in die Familienphase kämen. Weniger Frauen, die schwanger werden können, sorgen für weniger Kinder allgemein, so die Erklärung. Der Raumbedarf sei jetzt groß, aber in ein paar Jahren nicht mehr. In Markelfingen oft gehört, doch nie eingetreten.
Von 2017 bis 2024 ist Markelfingen um 214 Personen gewachsen, rechnet die aktuelle Bevölkerungsprognose vor. Der Ortsteil hat aktuell 2436 Einwohner, das macht ein Wachstum von 8,78 Prozent. Ein guter Teil dieses Zuwachses ist durch das neue Wohngebiet „Im Tal“ dazugekommen. Von den Neuzuzügen in Markelfingen waren ein Drittel Kinder unter zehn Jahren.
Familien fühlen sich also in Marklefingen besonders wohl, die Frage nach der Kinderbetreuung ist wegweisend für den Ort. „Wenn die Container dort nicht noch weitere zehn Jahre stehen können, dann brauchen wir eine andere Lösung“, so Gleich. Genervt zeigte sich Andreas Blum (CDU): „Wir müssen nicht schon wieder über diese Zahlen diskutieren, dass es mal weniger Kinder hier geben soll.“
Straßenausbau rutscht auf der Prioritätenliste weiter nach hinten
Für den Haushalt 2026 hat der Ortschaftsrat auch noch Geld für den finalen Ausbau der Straßen im Neubaugebiet „Im Tal“. Dafür sind 150.000 Euro veranschlagt. Die Grüngestaltung der Straßen ist auf 2027 verschoben worden und soll mit Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohnern passieren, dies hatte Uwe Negraßus vom Tiefbau zugesichert.
Weiter stehen auf der Prioritätenliste die Sanierung der Markolfstraße, die Beleuchtung für den oberen Bereich nahe der Kapelle, Planungskosten für ein Basketballfeld für Kinder und Jugendliche, Grundstücksankäufe für eine Erweiterung der Parkplätze für die Markolfhalle, die Versiegelung der Schotterfläche vor der Anmeldung vor dem Campingplatz sowie die Sanierung des Gehsteig des Mühlenwegs.
Das Basketballfeld ist eine Idee, die im Kinderforum der Stadt Radolfzell entstanden war. Eine Gruppe Kinder hatte den Wunsch an den Ortschaftsrat herangetragen. Die Verwaltung hatte bereits Kosten für solch ein Feld ermittelt, die bei 40.000 Euro liegen sollen. Doch sagten die Kinder auch deutlich, sie wären auch mit einer kleineren und günstigeren Variante zufrieden. Oberbürgermeister Gröger erklärte, sobald sich der Ortschaftsrat auf einen Standort geeinigt hätte, wäre solch ein Projekt schnell umgesetzt. Denn niemand wollte die Kinder zu lange auf einen neuen Basketballkorb warten lassen.