Einfach mal nichts tun – das gibt es bei Klaus Haberstroh praktisch nicht. Der Ludwigshäfler ist ein Macher, einer, der hilft und anpackt, wenn er gebraucht wird. Das zeigte sich in seinem Berufsleben, es ging mit dem Einstieg in seine Rentenzeit weiter und zieht inzwischen internationale Kreise.

Denn Klaus Haberstroh, der schon viele Fernreisen und Expeditionen unternommen hat, ist leidenschaftlicher Hobbyfotograf und hält Vorträge über seine Reisen, um seine Erfahrungen weiterzugeben. Bei seinen jüngsten Vorträgen über Myanmar sammelte er Spendengelder, mit denen medizinische Instrumente beschafft und in das arme Land gebracht wurden.

Wer ist Klaus Haberstroh?

Wer ist der Mann, der sich so leidenschaftlich engagiert? Klaus Haberstroh erzählt, dass er einst in Ludwigshafen eine Firma gegründet und sich selbstständig gemacht habe. Beim Verkauf des Unternehmens im Jahr 2010 sei er erst 55 Jahre alt gewesen. In seiner Freizeit sei er da schon lange begeisterter Bergsteiger und sehr aktiv im Deutschen Alpenverein (DAV) gewesen. Als dort ein neuer Vorsitzender gesucht wurde, habe er den Posten übernommen.

Nirgendwo auf der Welt wird der Buddhismus so intensiv gelebt wie in Myanmar. Es gibt über eine halbe Million Mönche.
Nirgendwo auf der Welt wird der Buddhismus so intensiv gelebt wie in Myanmar. Es gibt über eine halbe Million Mönche. | Bild: Klaus Haberstroh

Sein Ziel sei es gewesen, eine Kletterhalle zu bauen. 2014 habe er in Überlingen angefangen zu planen – ein Vollzeitjob, der auch das Generieren von Fördergeldern, die Gewinnung von Sponsoren und die Führung des Vereins umfasste. Das Ganze wurde zum Erfolg und die Halle 2020 eröffnet.

Als Übungsleiter für Skitouren habe er viele Touren in den Alpen geführt. Irgendwann sei das Segeln dazugekommen, erst auf dem Bodensee, dann auf dem Mittelmeer. Eine Ausbildung zum Skipper und Hochseescheine folgten. „Ich habe dann für mich die Kombination aus Segeln und Skifahren entdeckt“, erzählt er. In der Gruppe habe er verschiedene Orte mit einem Segelboot bereist, etwa Südgeorgien, eine Insel im Südpazifik, Spitzbergen und im vergangenen Jahr die Antarktis. Auch darüber hat er Vorträge gehalten.

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Enge Verbindung zu Myanmar

In Myanmar war Haberstroh bereits 2017. Freunde kannten aus dem Jahr zuvor einen Kontaktmann, mit dem er vor der Reise eine grobe Planung gemacht und das Land sechs Wochen lang eigenständig bereist habe. Das Land, das sich ab 2015 für ausländische Besucher öffnete, habe ihn nachhaltig beeindruckt. „Es war ein Genuss, durch das superschöne Land mit seinen wunderschönen Kulturstätten zu reisen“, schwärmt er noch heute. Die Menschen seien wie vor 100 Jahren gekleidet gewesen, hätten optimistisch nach vorne geschaut, ganz neue Perspektiven für sich gesehen und Englisch gelernt.

Ein Blick auf die Tempelstadt von Bagan, Hochkultur im 11. Jahrhundert.
Ein Blick auf die Tempelstadt von Bagan, Hochkultur im 11. Jahrhundert. | Bild: Klaus Haberstroh

Ein erneuter Militärputsch stürzte das Land 2021 aber wieder in Isolation und Chaos. Die Menschen wehrten sich, es entwickelte sich ein extremer Bürgerkrieg. „Es geht dort ganz schlimm zu“, so Haberstroh. Dort, wo sie am Boden nicht mehr agieren können, würden die Militärs Krankenstationen, Schulen und Kindergärten mit Bomben und Drohnen attackieren. Daher gebe es inzwischen unterirdische Krankenstationen und OP-Säle. „Und keinen bei uns interessiert das“, stellt er ernüchtert fest.

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Medizinische Instrumente ins Land geschmuggelt

Weil ihn das Schicksal des Landes so berührt habe, nahm er Kontakt zu den Ärzten Marlies und Fritz Fröhle auf, die eine Hilfsorganisation für Myanmar gegründet haben. Bei Vorträgen in Überlingen, auf der Insel Reichenau und in Ludwigshafen habe er kürzlich insgesamt 4000 Euro Spenden für diese Hilfsorganisation eingenommen.

Haberstroh sagt: „Bei zwei Vorträgen war auch ein Arzt aus Freiburg dabei, der in Myanmar an der Front operiert – eine sehr emotionale Geschichte für mich. Dieser Arzt brauchte Instrumente zum Operieren, er bildet auch lokale Ärzte aus.“ Über eine Tuttlinger Firma wurden Instrumente besorgt und nach Thailand geschickt. Von dort seien sie ins Land geschmuggelt worden, um nicht vom Militär abgefangen zu werden.

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Rückblickend sagt Klaus Haberstroh, der Myanmar-Vortrag sei für ihn der bisher der herausforderndste Vortrag gewesen. „Ich habe sehr viel Geschichtliches über das Land erzählt und über die aktuelle politische Lage. Die Kultur ist ganz besonders. Es ist schwierig, diese ganzen Erfahrungen zu komprimieren und in einen Vortrag zu packen“, beschreibt er. Er habe daher erst über die politische Situation und danach über das schöne Land, wie er es erlebt habe, gesprochen.

Viele Menschen dort seien Anhänger des Buddhismus. Da gelte als höchstes Gebot: Jeder ist für sich selbst verantwortlich. „Wenn er etwas Gutes macht und viel tut für die Gesellschaft, kann er sein Karma verbessern und bei seiner Wiedergeburt als etwas Schönes zur Welt kommen oder direkt ins Nirwana, wo er von der Wiedergeburt befreit ist“, erklärt Haberstroh.

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Auch den Menschen, die als Gast im Land sind, wollten die Buddhisten immer etwas Positives tun. Das habe er in der Form noch nie so intensiv erlebt. Deshalb hoffe er, dass er irgendwann nochmal dorthin reisen dürfe.