Radolfzell – Seit Jahrzehnten gehört das Segeldefilee mit seinen illuminierten Booten zum festen Bestandteil des Radolfzeller Hausherrenfestes. Am Sonntag konnte es wie auch der Gondelkorso und das Feuerwerk aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden. Die Programmpunkte wurden auf den Hausherrenmontag verschoben.

Das hat so manchen Besucher des Festes verwundert und manche verärgert. Doch die Entscheidung dazu musste bereits zwei Stunden vorher getroffen werden. Am Montag klappte alles, wie man es gewohnt ist.
Das erste Gebot: die Prüfung der Wettervorhersage

Ralf Welschinger, der beim Yachtclub Radolfzell seit Jahren für das Defilee verantwortlich ist, entschied um 19.45 Uhr, dass sich die Segelboote auf den Weg machen konnten. Zuvor hatte er mit anderen erfahrenden Teilnehmern innerhalb des Vereins die Wettervorhersagen geprüft. Sein Favorit sind dabei die Prognosen für die Landwirtschaft in der Schweiz: "Es gibt viele Wetterdienste, die die gleichen Daten verwenden. Aber sie werden unterschiedlich aufbereitet", erklärt er. Generell ist die Wettereinschätzung das wichtigste Element des Defilees.

Alle Segelboote werden ins Schlepptau genommen
Denn die Segelboote fahren nicht selbst, sie werden von einem motorisierten Schleppboot gezogen. Nachdem alle Boote den Hafen des Yachtclubs verlassen haben, werden sie in der vorher festgelegten Reihenfolge miteinander verbunden. Der größte Segler kommt als erstes an die Reihe, am Ende schließt das kleinste Segelboot ab. Begleitet wird das Defilee von ein bis zwei Sicherheitsbooten, die andere Boote auf dem See davon abhalten, auf Kollisionskurs mit dem Schlepp zu gehen.

Wie die Fahrtrichtung geplant wird
Die Segler können in der Reihe nicht mehr manövrieren, sondern müssen darauf achten, dass sie gerade hinter ihrem Vorgänger bleiben. Sonst würden sich die Schleppkräfte zu sehr erhöhen. Am Montag, als 17 Segelboote teilnahmen, musste das Arbeitsboot des Yachtclubs 50 bis 60 Tonnen hinter sich ziehen. Für das rund 45 Jahre alte Arbeitsboot finnischer Baumarke prinzipiell kein Problem. "Wir hatten schon einmal 30 Boote im Schlepp", erinnert sich Ralf Welschinger. Nachdem alle Boote miteinander verbunden sind, wird der Schlepp so über den See geführt, dass er im Gegenwind an der Uferpromenade entlang fährt.

Am Montag kam der Wind aus nordöstlicher Richtung. Dementsprechend lenkte Thomas Lenz das Arbeitsboot zunächst Richtung Gundholzen, um die Boote vorbei an Moos und der Borasauna wieder Richtung Konzertsegel zu ziehen. Die Geschwindigkeit betrug ein bis zwei Knoten. Auf der Höhe des Herzenareals hissten die Segler ihre Segel und schalteten die LED-Beleuchtung ein. Auch wenn fast alle Beteiligten die roten Phosphorfackeln schöner fanden, schätzen sie die Sicherheit der neuen Beleuchtung. "Wir hatten häufiger Verbrennungen bei Personen oder Schäden an den Booten", sagt Welschinger.

Nach dem Defilee werden die Verbindungen zwischen den Booten getrennt, so dass jeder das Feuerwerk genießen kann. Bei der Einfahrt in den Yachthafen folgt das letzte Hindernis. In der Dunkelheit ist die Gefahr groß, auf die Spundwand aufzufahren, die die Einfahrt begrenzt.
Verantwortliche
Die drei Programmelemente des Hausherrenfests Segeldefilee, Gondelkorso und Feuerwerk werden von unterschiedlichen Akteuren ausgetragen. Das Segeldefilee wird vom Yachtclub Radolfzell veranstaltet. Der Gondelkorso ist in der Hand des Kanuclubs und das Feuerwerk ist Sache der Stadt Radolfzell. Beim Segeldefilee nehmen in der Regel rund 25 Boote teil. Am Montag waren es nur noch 17, weil viele Beteiligten lediglich am Wochenende die Zeit dafür gehabt haben. (ja)